US-Wirtschaft 2025: Wachstum trotzt Shutdown – Chancen und Risiken für Anleger und Wirtschaft
Wie kann die US-Wirtschaft trotz massiven Regierungsstillstands weiterwachsen und wie reagieren dabei Aktienmärkte, Dienstleister und Industrieunternehmen? Aktuelle Daten und Berichte zeigen: Selbst unter den Belastungen des politischen Stillstands bleibt das US-Wachstum überraschend stabil. Einige Branchentitel profitieren – andere geraten unter Druck. Goldman Sachs, Amazon und Microsoft zählen trotz aller Unsicherheiten zu den potenziellen Gewinnern, während Zykliker und tief vom Binnenmarkt abhängige Werte mit erhöhten Risiken konfrontiert sind. Welche Aktien lohnen sich jetzt noch zu kaufen?
Regierungsstillstand lähmt Wirtschaftsdaten – und Fed-Politik
Seit dem 1. Oktober 2025 hat der US-Kongress kein Budget verabschiedet – ein Shutdown, wie die USA ihn lange nicht erlebt haben. Über 1,4 Millionen Staatsangestellte sind betroffen, Flughäfen werden lahmgelegt, wichtige Ämter arbeiten auf Minimalbetrieb. Wirtschaftliche Indikatoren wie Arbeitsmarktbericht oder Inflationsdaten werden nicht mehr veröffentlicht. Analysten sprechen von einer „historischen Lücke“ in der Datenüberwachung, was die Prognosefähigkeit der Federal Reserve massiv einschränkt.
Die Folge: Zinssenkungserwartungen steigen. Die Fed agiert ohne verlässliche Daten vorsichtiger, sodass Investoren für Oktober und Dezember mit noch zwei Zinssenkungen rechnen. Das verunsichert den US-Dollar, der in den vergangenen Wochen erst schwächelte, dann aber aufgrund internationaler Unsicherheiten als „sicherer Hafen“ erneut Kapital anzog. Trotzdem bleibt die Verunsicherung groß, da fundamentale Wirtschaftsprognosen ohne aktuelle Daten hohe Risiken bergen.
Industrie und Dienstleistung überraschen mit Robustheit
Trotz des administrativen Stillstandes zeigen sich beide Hauptsäulen der US-Wirtschaft resilient. Unternehmen aus dem Technologiesektor und der exportorientierten Industrie profitieren, da globale Nachfrage und hohe Liquidität die Binnenschwäche überlagern. Insbesondere Cloud-Dienstleister wie Microsoft und Amazon Web Services melden weiter steigende Aufträge – getragen von Investitionen in KI, Automatisierung und digitalen Infrastrukturen. Auf der industriellen Seite profitieren u.a. Hersteller von erneuerbaren Energien, Automatisierungstechnik und Chips von robusten Exporten und Innovationsprogrammen.
Mehrere Aktientitel wie Goldman Sachs oder ausgewählte Konzerne aus dem Verteidigungssektor gewinnen, weil US-Regierungsausgaben im Militärbereich oft weiterlaufen. Demgegenüber geraten Unternehmen unter Druck, die besonders von öffentlichen Aufträgen oder dem Konsumklima des Binnenmarkts abhängen – etwa Bauzulieferer oder einige Einzelhandelsketten.
Eingeschränkte Transparenz und historische Marktreaktionen
Ein zentrales Problem: Da keine neuen Konjunktur- und Inflationsdaten erscheinen, handeln Märkte derzeit eher auf Basis von Erwartungen und Alternativindikatoren. Der S&P 500 bleibt stabil, befindet sich aber zunehmend im Blindflug. Das schafft Chancen für Titelspekulationen, erhöht aber auch die Risiken plötzlich negativer Überraschungen. Werthaltige Unternehmen – v.a. mit globalem Fokus und starken Cashflows – gewinnen in solchen Phasen an Attraktivität, während spekulative Titel mit hohen Schuldnerquoten und schwankenden Margen gemieden werden.
- Technologie-Aktien und große Dienstleistungsunternehmen bleiben die Favoriten unter Anlegern.
- US-Autoindustrie und zyklische Konsumgüterwerte werden – solange der Shutdown nicht gelöst ist – weiter skeptisch gesehen.
- Banken profitieren kurzfristig von Zinssenkungserwartungen, werden langfristig aber anfällig für Konjunkturabschwünge.
Fallstudie: Amazon und Microsoft auf Wachstumskurs trotz Unwägbarkeiten
Beispielhaft zeigen Amazon und Microsoft blendende Zahlen im Cloud-Geschäft, das kaum von US-Staatshaushaltssperren betroffen ist. Investitionen in KI und digitale Transformation sorgen weiter für steigende Umsätze – genau jene Innovationsbereiche, in denen die USA den globalen Takt vorgeben. Dagegen melden sich zyklische Old-Economy-Werte wie General Motors oder Caterpillar mit Umsatzrückgängen aufgrund ausbleibender Infrastrukturaufträge und vorsichtiger Budgetierungen im Regierungsapparat.
Empfehlungen: Welche Aktien kaufen, halten oder meiden?
- Kaufen: Titel mit Innovationskraft und internationaler Ausrichtung wie Microsoft, Amazon, Nvidia, Alphabet.
- Halten: Solide Banken (z.B. J.P. Morgan, Bank of America), Rüstungs- und R&D-getriebene Industrieaktien.
- Verkaufen: Konsumgüterwerte mit Fokus USA, Bauzulieferer, Versorger ohne eigene Preissetzungsmacht.
Chancen und Risiken für die Gesamtwirtschaft
- Vorteile: Innovations- und Exportstarke Branchen nutzen Schwächen aus und zementieren die Technologieführerschaft.
- Nachteile: Langfristige Datenlücken und Unsicherheit könnten Investitionen und Konsum mittel- bis langfristig dämpfen. Kleine und mittelgroße Unternehmen haben oft weniger Resilienz als Branchengiganten.
- Die Lähmung politischer Institutionen schadet dem Image des Standorts USA und erhöht weltweit das Risiko für Finanzmärkte.
Ausblick: Was ist künftig zu erwarten?
Die Börsen können mit einem weiter volatilen Umfeld rechnen. Die Kernannahme: Sobald der Stillstand überwunden ist und neue Daten veröffentlicht werden, dürfte sich die Spreizung zwischen Gewinner- und Verliererbranchen noch verstärken. Gleichzeitig könnte die US-Notenbank gezwungen sein, Geldpolitik nachzusteuern, falls sich die konjunkturelle Abkühlung abzeichnet. Innovations- und Export-Champions aus dem Technologie- und Industriesektor sind die bevorzugten Titel für Anleger mit mittel- und langfristigem Fokus. Defensive Werte mit Fokus auf US-Inlandskonsum bleiben dagegen klar unter Beobachtung.
Wer jetzt auf globale Tech- und Industrie-Champions setzt, dürfte zu den Gewinnern dieses außerordentlichen Wirtschaftszyklus zählen. Wachsamkeit bleibt das Gebot der Stunde, vor allem in Sektoren ohne eigene Innovations- oder Preismacht. Langfristig könnten die USA ihre Führungsposition durch die Innovationsdynamik sogar noch ausbauen, sofern die politischen Risiken wieder abnehmen.



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