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OECD senkt Wachstumsprognose für Deutschland: Was bedeutet das Miniwachstum für Börse und Wirtschaft?

OECD senkt Wachstumsprognose für Deutschland: Was bedeutet das Miniwachstum für Börse und Wirtschaft?

Die OECD hat am 24.09.2025 ihre Wachstumsprognose für Deutschland deutlich nach unten korrigiert. Im laufenden Jahr erwartet die Organisation nur noch ein BIP-Plus von 0,3 Prozent – ein weiteres Absinken der ohnehin schon schwachen Erwartungen. Während die Weltkonjunktur insgesamt kräftiger wächst und die Eurozone für 2025 ein Wachstum von 1,2 Prozent aufweisen soll, droht Deutschland zum klaren europäischen Schlusslicht zu werden. Vordergründig drängt sich Börsianern die Frage auf: Wie positioniere ich mich jetzt bei DAX-Unternehmen, Exportwerten sowie Industrie- und Konsumgütern?

OECD-Prognose: Deutschland verliert erneut

Die OECD begründet die erneute Absenkung vor allem mit einem weiteren Rückgang der industriellen Produktion in Deutschland. Dieser Trend hat sich seit Jahresbeginn verstärkt – nicht nur aufgrund nachlassender internationaler Nachfrage, sondern auch infolge struktureller Herausforderungen wie hoher Energiekosten, schleppenden Investitionen und geopolitischer Unsicherheiten. Auffällig ist: Der industrielle Sektor verliert weiter Beschäftigung, was sich zunehmend auch auf den Arbeitsmarkt auswirkt. Selbst milliardenschwere Hilfsprogramme der Bundesregierung, etwa für Infrastruktur, Verteidigung oder Steuererleichterungen, wirken bislang nur begrenzt laut Spiegel.

Strukturelle Herausforderungen und Sondereffekte

Ins Gewicht fällt diesmal weniger die Nachwirkung der Energiekrise, sondern vielmehr der nach wie vor vergleichsweise träge Umbau der deutschen Schlüsselindustrien. Besonders Automobil- und Maschinenbau leiden unter hoher Kostenbelastung, steigenden US-Zöllen sowie fehlender Dynamik in wichtigen Auslandsmärkten wie China und den USA. Die OECD hebt hervor, dass die Auswirkungen der erneuten Zollpolitik der USA unter Präsident Trump die Produktion deutlich belasten könnten. Schon heute ist der effektive Zollsatz auf US-Warenimporte auf einen historischen Höchststand gestiegen, die Unsicherheit in der deutschen Industrie nimmt weiter zu.

  • Exporteure wie die Deutsche Post, Siemens oder Volkswagen geraten unter Ergebnisdruck.
  • Im Bankensektor rechnet man mit anhaltend niedrigen Kreditnachfragen aus der Industrie.
  • Baunahmahmen und Infrastrukturinvestitionen könnten vereinzelt Impulse für Baufirmen und Dienstleister bringen – etwa Hochtief oder Deutsche Bahn.

Deutsche Wirtschaft europaweit abgeschlagen

Deutschland bleibt für 2025 das Wachstums-Schlusslicht im Vergleich zu anderen großen Volkswirtschaften der Eurozone. Die OECD sieht unter anderem Irland, Spanien und Frankreich weiter vorn. Selbst für 2026 erwartet die Organisation in Deutschland lediglich ein Wachstum von rund 1,1 Prozent, was erneut unter dem europäischen Durchschnitt liegt. Handelsblatt berichtet, dass andere Länder ihre Prognosen hingegen leicht anheben – Deutschland verfehlt damit weiter den Anschluss.

  • Neue Impulse könnten aus dem Sektor erneuerbare Energien kommen, sofern Förderprogramme rasch greifen und Genehmigungen beschleunigt werden.
  • Firmen aus dem Bereich Digitalisierung oder Künstliche Intelligenz wie SAP könnten angesichts restrukturierter Geschäftsmodelle robuster durch die Schwächephase kommen.
  • Im stationären Einzelhandel und Konsumgüterbereich werden die ohnehin schwachen Perspektiven wohl weiter durch Kaufzurückhaltung belastet.

Kapitalmarkt: Welche Aktien profitieren, welche verlieren?

Vor dem Hintergrund der neuen OECD-Prognose stellt sich die Lage für Anleger ambivalent dar. Im DAX könnten besonders zyklische Werte und Industrie-Aktien weiterhin unter Druck stehen. Volkswagen, BMW, BASF, Siemens oder auch Deutsche Bank sollten gehalten, im Zweifel aber reduziert werden, solange der Trend weiter nach unten zeigt. Defensive Titel wie Beiersdorf, Münchener Rück und Unternehmen aus dem Gesundheitssektor (Fresenius, Sartorius) könnten im stabilen oder leicht steigenden Umfeld profitieren und als Beimischung ins Depot aufgenommen werden.

  • Halten/Reduzieren: Volkswagen, BMW, BASF, Siemens, Deutsche Bank.
  • Kaufen/Aufstocken: Beiersdorf, Münchener Rück, SAP, Siemens Energy, Firmen aus erneuerbaren Energien.

Ausblick: Was bedeutet das Miniwachstum volkswirtschaftlich?

Sollte Deutschland dauerhaft schwach wachsen, droht eine Relative Deindustrialisierung mit Verlust von Wertschöpfung und Innovation in Schlüsselbranchen. Die angekündigten milliardenschweren Hilfsmaßnahmen könnten einzelne Sektoren stabilisieren, haben aber bislang keinen Umschwung gebracht. Vorteile entstehen vorübergehend für exportunabhängige Branchen, während innovationsgetriebene Titel und Nachhaltigkeitsthemen leicht zulegen. Konkurrenzländer im Euroraum könnten ihre Standortvorteile ausbauen.

  • Vorteile: Günstigere deutsche Waren im Euroausland; Chancen für Umstrukturierung und Investitionen in neue Technologien.
  • Nachteile: Anhaltend schwacher Arbeitsmarkt, riskante Lage für Massenarbeitsplätze und nachlassende Standortattraktivität für ausländische Investoren.

Kurzfristig ist kaum eine markante Wende zu erwarten. Nach Einschätzung der OECD wird sich das deutsche Wachstum erst ab 2026 etwas erholen, bleibt aber weiterhin unter dem Euroraum-Schnitt. Anhaltender Protektionismus und hohe Energiepreise dämpfen die Wachstumsperspektiven Deutschlandfunk. Anleger sollten sich auf einen volatilen, selektiven Markt einstellen und defensive Branchen bevorzugen.

Letztlich zählen für Investoren jetzt Innovationsstärke, internationale Ausrichtung und stabile Geschäftsmodelle. Mit Ausnahme von Energiewende-Profiteuren und Digitalisierungswerten empfiehlt sich bei klassischen DAX-Industriewerten weiterhin Vorsicht. Deutschlands Aktienmarkt bleibt angesichts des OECD-Ausblicks ein schwieriges Pflaster – nachhaltige Turnarounds sind nicht kurzfristig absehbar.

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