Qualcomm liefert starkes Quartal – warum die Aktie trotz Gewinnsprung unter Druck gerät
Gewinnrekord und Überraschung – doch Aktienkurs gebremst
Am 7. November 2025 stand Qualcomm erneut im Mittelpunkt der Anlegerdiskussionen. Das Unternehmen meldete im dritten Quartal 2025 mit 10,4 Milliarden US-Dollar Umsatz eine starke Leistung und übertraf damit die Gewinnerwartungen vieler Analysten deutlich. Auch die Non-GAAP EPS von 2,77 US-Dollar lagen am oberen Ende der Prognosen (Details). Die Rückflüsse an Aktionäre durch Aktienrückkäufe und Dividenden stiegen auf 3,8 Milliarden US-Dollar.
Trotz dieser positiven Zahlen verlor die Aktie im regulären Handel nach der Veröffentlichung – ein Signal, das viele Marktbeobachter überraschte. Die Ursache: Gestiegene operative Kosten und ein bemerkenswerter Anstieg der Ausgaben für Forschung und Entwicklung bremsten die Anlegerstimmung.
Hintergrund: Umsatzwachstum in Chips, Automotive und AI
Qualcomms Umsatzentwicklung folgt klaren Branchentrends. Besonders stark waren die Segmente:
- Neue Chipsets: Snapdragon-Plattform treibt Premium-Handset-Umsätze um 7% nach oben.
- Automotive: Rekordumsätze von 984 Mio. US-Dollar (+21%), dank digitalem Chassis-Plattform für vernetzte Fahrzeuge.
- IoT und AI: 1,7 Mrd. US-Dollar Umsatz (+24%); Smart Glasses und Edge-AI gewinnen spürbar an Fahrt.
Diese Diversifizierung zahlt sich bislang aus: Die kombinierte Automotive- und IoT-Sparte wuchs um 23% gegenüber dem Vorjahr (Finanzstatistik). CEO Cristiano Amon betonte die dynamische Rolle von AI und Edge-Computing im Wandel des Konzerns.
Warum fällt die Aktie trotz Gewinn? – Kostenanstieg im Fokus
Im Detail zeigen die Quartalszahlen, wo die Belastungen liegen. Die operativen Kosten stiegen spürbar, getrieben durch:
- Erhöhte Investitionen in F&E, um Marktführerschaft bei AI und Automotive zu sichern.
- Zunehmender Preisdruck im Kerngeschäft Mobile, da asiatische Wettbewerber und OEMs Margen herausfordern.
- Rising Supply-Chain-Ausgaben angesichts verstärkten Wettbewerbs um Halbleiter-Capacity.
Selbst in Rekordquartalen achten Investoren auf das Kosten- und Margenmanagement, daher ist der Kursrücksetzer erklärbar. Analysten bewerten dies als temporäre Schwäche, sofern die Innovationsrendite die Kosten langfristig kompensiert.
Statistiken und Entwicklung: EPS, Margen, Prognose
Die QCT-Sparte (Chipsets, Automotive, IoT) verbuchte einen Umsatz von 8,99 Mrd. US-Dollar (+11%). Die EBIT-Marge stieg von 27% auf 30%. Insgesamt erwartet Qualcomm für das laufende Geschäftsjahr ein Umsatzwachstum von 12-16% und fokussiert ein Kombi-Ziel von 22 Mrd. US-Dollar Umsatz aus KI und Automotive bis 2029 (Prognose).
Analyse: Welche Aktien jetzt im Fokus stehen
Für Anleger stellt sich die Frage: Kaufen, Halten oder Verkaufen?
- Kaufempfehlung: Qualcomm bleibt für langfristig orientierte Investoren attraktiv, insbesondere wegen der starken Position in AI und Automotive – jedoch sollten Einstiege gestaffelt und mit Blick auf die Kostenentwicklung erfolgen.
- Halten: Wer bereits investiert ist, fährt mit Halten keine schlechte Strategie. Die Innovationspipeline ist voll, das Wachstum in Zukunftsmärkten intakt. Kursschwankungen bieten Nachkaufmöglichkeiten.
- Verkaufen: Für kurzfristige Trader oder Investoren mit Fokus auf Margenstabilität könnten Wettbewerber wie AMD oder Nvidia in Zeiten steigender Betriebskosten kurzfristig interessanter sein – hier ist das Kostenmanagement oft strikter.
Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft
Der Technologiesektor bleibt Treiber für Innovation und Produktivitätssteigerung.
- Vorteile: Investitionen in AI und Automotive stärken industrielle Wertschöpfung und schaffen neue Arbeitsplätze im Bereich Software, Connectivity und Automotive-Design.
- Nachteile: Die hohe Innovationsdynamik führt zu steigenden Kosten für Rohstoffe, Spezialpersonal und Energie. Kleinere Marktteilnehmer laufen Gefahr, ins Hintertreffen zu geraten.
Die Zeichen stehen auf Konsolidierung – Unternehmen mit großem Forschungsetat setzen sich durch, was zu einer Marktkonzentration führt.
Prognose: So entwickelt sich der Markt weiter
Für die Zukunft ist zu erwarten, dass die hohen Ausgaben von Qualcomm in F&E und neue Segmente mittelfristig die Gewinnchancen erhöhen. Sollte der Turnaround gelingen, dürfte die Aktie mittelfristig wieder zum Gewinner werden, insbesondere wenn die versprochene AI- und Automotive-Wachstumsstory aufgeht. Kurzfristige Volatilität bleibt – aber die strategische Ausrichtung überzeugt Analysten.
Die Empfehlung für Anleger: Wer an die langfristige technologische Führerschaft von Qualcomm glaubt, sollte Kursrücksetzer zum Einstieg oder Ausbau nutzen. Beide Segmentbereiche, AI und Automotive, bleiben die Wachstumsmotoren. Langfristig wird die Verbindung von hochspezialisierter Chiptechnologie und automotive Lösungen auch die Wettbewerbslandschaft bestimmen. Kritisch bleibt das Kostenmanagement – Investoren sollten Quartal für Quartal prüfen, ob die Margenentwicklung stabil bleibt.



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