Globale Halbleiterknappheit: Q3-Produktion bei führenden Automobilherstellern im Krisenmodus

Globale Halbleiterknappheit: Q3-Produktion bei führenden Automobilherstellern im Krisenmodus

Die Produktionszahlen führender Automobilhersteller bleiben auch im dritten Quartal 2025 deutlich hinter den Erwartungen zurück. Trotz der anhaltenden Nachfrage nach neuen Fahrzeugen und wachsender Marktanteile im Bereich Elektromobilität sehen sich Konzerne wie Toyota, Mercedes-Benz und zahlreiche Zulieferer gezwungen, Produktionsziele erneut nach unten zu korrigieren. Wer heute an der Börse investiert, fragt sich: Können Aktien der Halbleiterzulieferer jetzt gewinnen, während OEMs und traditionelle Anbieter eher verlieren?

Q3 2025: Produktionsrückgang und Marktabschwächung als Folge der Halbleiterknappheit

Aktuelle Analysen zeigen, dass die Fahrzeugproduktion im dritten Quartal 2025 nicht etwa steigt, sondern erneut leicht zurückgeht. Ursache sind laut S&P Global Mobility weiterhin hohe Lagerbestände in allen Produktionskanälen. Die für 2024 erwartete Markterholung blieb aus. Stattdessen konzentriert sich die Industrie weiter auf die Reduzierung der Halbleiterlager, um Cashflow zu sichern (Elektroniknet). Gerade der Bereich batterieelektrischer Fahrzeuge (BEV) ist betroffen, weil moderne Fahrzeuge oft einen höheren Anteil an Halbleitern benötigen. Experten sehen deshalb auch das dritte Quartal noch als Periode der Korrekturphase an.

Halbleiterkrise: Kapazitätsmangel und Verschiebung der Nachfrage

Obwohl die Chipindustrie eine jährliche Wachstumsrate von bis zu 12,4 Prozent im Automotive-Segment erwarten lässt, werden bis 2026 laut VDA weltweit bis zu 18 Millionen Fahrzeuge weniger produziert, solange keine neuen Kapazitäten geschaffen werden. Besonders kritisch ist die geringe Investitionsbereitschaft der Branche in größere Chipstrukturen: Während drei von fünf benötigten Automotive-Chips bis 2030 auf >90nm-Technologie entfallen, fließt ein Großteil der globalen Ausgaben weiterhin in die Miniaturisierung auf unter sieben Nanometer. Dies verschärft die Knappheit für die Automobilindustrie massiv.

  • Die mangelnde Chipverfügbarkeit führt zu verzögerten oder gekürzten Produktionsplänen bei Toyota und Mercedes-Benz.
  • Viele OEMs haben ihre Jahresprognosen für produzierbare Stückzahlen erneut gesenkt.
  • Der VDA und zahlreiche Hersteller fordern den schnellen Aufbau zusätzlicher Fertigungskapazitäten in Europa und den USA (Automobil Produktion).

Fallstudien: Auswirkungen auf führende Hersteller und Zulieferer

Toyota musste bereits wiederholt seine Prognose korrigieren und geht 2025 von knapp 9,2 Millionen produzierten Fahrzeugen aus, erneut deutlich unter den vormals angepeilten Zielen. Mercedes-Benz verzeichnete 2024 einen Produktionsrückgang um rund zehn Prozent; 2025 droht eine ähnliche Entwicklung. Die Nachfrage nach neuen Modellen bleibt ungebrochen – die Engpässe betreffen vor allem komplexe elektronische Komponenten und Steuergeräte. Gleichzeitig entstehen neue Chancen für spezialisierte Halbleiterhersteller und Zulieferer:

  • Der US-Hersteller Wolfspeed baut mit Partner ZF eine große Chipfabrik im Saarland, um den Bedarf an Siliziumkarbid-Halbleitern im Automotive-Sektor zu decken.
  • Innovationen im Bereich Sensorik, Hochvoltsteuerung und Leistungselektronik treiben die Nachfrage nach robusten, großflächigen Chipdesigns.

Marktbewertung: Aktien mit Potenzial – Wer profitiert, wer muss aufpassen?

  • Kaufen: Spezialisierte Halbleiterzulieferer wie Wolfspeed, Infineon oder chinesische Marktteilnehmer mit eigenen Fertigungskapazitäten könnten 2025 und darüber hinaus starke Wachstumspotentiale bieten, da die Nachfrage nach Automotive-Chips in den kommenden Jahren exponentiell steigt.
  • Halten: Aktien führender OEMs (z. B. Toyota, Mercedes-Benz) sind tendenziell mit stärkeren Kursschwankungen konfrontiert, da Unsicherheiten in den Lieferketten die Planbarkeit der Produktionen erschweren. Wer langfristig investiert bleibt, könnte im Aufschwung nach der Krise profitieren.
  • Verkaufen: Zulieferer und Hersteller mit zu starker Abhängigkeit von klassischen Verbrennungsmotoren oder ohne eigene Elektronik-Expertise drohen, im Innovationswettbewerb abgehängt zu werden – hier ist Vorsicht geboten.

Risiko, Chancen und Auswirkungen auf die Wirtschaft

Die Halbleiterknappheit erzeugt spürbare Effekte in nahezu allen Wirtschaftsbereichen:

  • Vorteile: Beschleunigung der Digitalisierung in der Produktion, erhöhte Investitionen in die europäische und amerikanische Chipherstellung, neue Kooperationen zwischen Herstellern und Zulieferern wie bei ZF und Wolfspeed.
  • Nachteile: Preisdruck auf Verbraucher, mögliche Jobverluste in den klassischen Autowerken, steigende Kosten für Investitionen und Innovationen, Umsatzausfälle infolge der Produktionskürzungen.

Ausblick: Entwicklung und Prognose

Für die nächsten Quartale bleibt die Korrektur der Lagerbestände das zentrale Thema, sowohl 2025 als auch darüber hinaus. Neue Fertigungskapazitäten in Europa könnten mittelfristig die Abhängigkeit von asiatischen Zulieferern senken. Dennoch werden die Herausforderungen im Bereich Chipdesign und Innovationsdruck bestehen bleiben. Führende Halbleiterhersteller und innovative Zulieferer sind die klaren Gewinner dieser Entwicklung. Die Automobilindustrie muss bis 2026 mit weiteren Produktionsrückgängen rechnen, gefolgt von einer Erholung ab 2027, sofern die Investitionen in neue Fabriken greifen (Automobil Produktion).

Für Investoren empfiehlt sich ein strategischer Aufbau von Positionen in Halbleiterherstellern mit Automotive-Fokus sowie ein wachsames Auge für die Entwicklung bei OEMs mit starker Elektronikkompetenz. Die gesamte Wirtschaft steht vor einem Innovations- und Investitionsschub, aber auch vor kurzfristigen Disruptionen in Produktion und Beschäftigung. Wer heute klug investiert, kann an den strukturellen Veränderungen und dem Wandel zur automobilen Digitalisierung direkt profitieren.

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