Bundesbank-Krisenübung zeigt: Bargeld bleibt unverzichtbar bei Ausfall von Kartenzahlungen
Die Deutsche Bundesbank hat mit ihrer jüngsten Krisenübung eindrucksvoll demonstriert, dass Bargeld in Notfallszenarien eine zentrale Rolle in der Zahlungsinfrastruktur spielt. Die Simulation, die einen kompletten Ausfall aller Kredit- und Debitkarten von Visa und Mastercard durchspielte, offenbart Schwachstellen in der digitalen Zahlungslandschaft und unterstreicht die strategische Bedeutung von physischem Geld – eine Erkenntnis, die für Investoren und Wirtschaftsakteure weitreichende Konsequenzen haben könnte.
Die Krisenübung: Szenario ohne digitale Zahlungen
Im November 2025 führte das Nationale Bargeldforum unter Federführung des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe eine umfassende Krisenübung durch. Das Szenario war beeindruckend realistisch: Die internationale Sicherheitslage hatte sich deutlich verschärft, in den sozialen Medien kursierten Falschnachrichten über drohende Bargeldknappheit, und zeitgleich fielen alle Kredit- und Debitkarten von Visa und Mastercard aus.
Die Testbedingungen waren extrem: Geldautomaten wurden außergewöhnlich stark frequentiert, Panik grassierte in sozialen Netzwerken, und selbst die Evakuierung einer Bundesbank-Filiale nach einem simulierten Gasleck wurde durchgespielt. Dabei zeigte sich ein entscheidendes Ergebnis – während die bestehenden Strukturen der Bargeldversorgung grundsätzlich funktionieren, offenbarten sich erhebliche Lücken in der Krisenkommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren des Zahlungsverkehrs.
Für Burkhard Balz, Vorstandsmitglied der Bundesbank und Vorsitzender des Nationalen Bargeldforums, war die Botschaft kristallklar: Bargeld ist unabhängig von Technik, Strom und Internet nutzbar. Diese fundamentale Eigenschaft macht physisches Geld zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Zahlungsinfrastruktur – insbesondere dann, wenn technologische Systeme versagen.
Bargeldnutzung in Deutschland: Trotz Digitalisierung weiterhin dominant
Die Bedeutung dieser Erkenntnis wird noch deutlicher, wenn man die aktuellen Nutzungsstatistiken betrachtet. Im Jahr 2023 erfolgten immer noch gut 50 Prozent aller Transaktionen an der Ladenkasse in bar – ein bemerkenswert hoher Anteil angesichts der fortschreitenden Digitalisierung des Zahlungsverkehrs. Deutschland bleibt damit ein Land mit ausgeprägter Bargeldkultur, wobei der Trend allerdings rückläufig ist.
Die langfristige Entwicklung zeigt jedoch ein kontinuierliches Abschmelzen: Zwischen 2008 und 2017 sank die Bargeldnutzung transaktions- und wertmäßig um etwa einen Prozentpunkt pro Jahr. Doch die Krisenübung wirft eine wichtige Frage auf: Wie schnell sollte dieser Rückgang wirklich voranschreiten, wenn die Abhängigkeit von digitalen Systemen zunimmt?
Diese Diskrepanz zwischen Digitalisierungstrend und Krisenrealität hat die Bundesbank zu einer neuen Initiative bewogen. Die Bundesbank verteilt kostenlos Aufkleber an Händler mit Botschaften wie „Klar, auch bar!



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