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SoftBank übernimmt ABB Robotics: Was der Deal für die KI-Robotik und die Märkte bedeutet

SoftBank übernimmt ABB Robotics: Was der Deal für die KI-Robotik und die Märkte bedeutet

Was bedeutet es für die Zukunft der Robotik, wenn ein Technologie-Investor wie SoftBank für 5,375 Milliarden US-Dollar die Robotiksparte von ABB übernimmt? Der Deal, der Mitte Oktober 2025 bekannt gegeben wurde, ist mehr als nur ein klassischer Unternehmenskauf – er markiert einen strategischen Schritt in Richtung Physical AI, also der Verschmelzung von künstlicher Intelligenz mit physischen Robotersystemen. Die Märkte reagierten mit gemischten Signalen: Während die ABB-Aktie nach Bekanntgabe des Deals um 3,3 Prozent stieg, verlor SoftBank in Tokio zeitweise 2 Prozent. Doch hinter den Kursbewegungen steckt eine tiefgreifende Transformation, die nicht nur die beiden Unternehmen, sondern die gesamte Branche verändern könnte.

Der Deal im Überblick

SoftBank Group hat eine Vereinbarung zum Erwerb der Robotics-Division von ABB für einen Unternehmenswert von 5,375 Milliarden US-Dollar unterzeichnet. Die Transaktion soll bis Mitte bis Ende 2026 abgeschlossen werden und unterliegt noch der behördlichen Genehmigung. Ursprünglich plante ABB, die Robotiksparte als eigenständiges Unternehmen an die Börse zu bringen, doch der Verkauf an SoftBank bietet dem Schweizer Konzern nun die Möglichkeit, unmittelbar Wert für seine Aktionäre zu generieren und sich stärker auf seine Kernbereiche Elektrifizierung und Automatisierung zu konzentrieren.

Strategische Motive: SoftBank baut Physical AI aus

SoftBank sieht in der Übernahme einen Schlüsselschritt, um seine Position im Bereich der KI-gestützten Robotik zu stärken. ABB Robotics ist weltweit einer der führenden Anbieter industrieller und serviceorientierter Roboterlösungen. Die Technologie wird zunehmend mit Künstlicher Intelligenz ausgestattet, was die Entwicklung von Robotern mit sogenannter verkörperter Intelligenz (embodied intelligence) vorantreibt. SoftBank plant, das Know-how von ABB mit seinen eigenen Beteiligungen wie SoftBank Robotics, Berkshire Grey, AutoStore Holdings, Agile Robotics und Skild AI zu vernetzen.

„ABB Robotics ist eine weltweit anerkannte Marke, die für Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit steht“, heißt es von SoftBank. Durch die Übernahme will man nicht nur die Innovationskraft im eigenen Robotik-Portfolio steigern, sondern auch den Marktzugang und die Kundenbasis von ABB nutzen. Die neue Einheit, die den Deal abwickelt, ist die Robo Holdings, eine Dachgesellschaft für Robotik-Vermögenswerte, in die SoftBank bereits über ein Dutzend Portfoliounternehmen überführt hat.

Wettbewerbsdruck und Margenprobleme im Robotikmarkt

Die Entscheidung von ABB, das Robotikgeschäft zu verkaufen, ist auch vor dem Hintergrund des intensiven Wettbewerbs in der traditionellen Robotik zu sehen. Laut Samantha Mou, Senior Analyst bei Interact Analysis, müssen etablierte Hersteller wie ABB eine Vorreiterrolle in der KI-gesteuerten Robotik übernehmen, um ihre Margen zu schützen. Das erfordert jedoch erhebliche Investitionen in Forschung und Entwicklung, die langfristig ein entscheidender Faktor für ABBs Entscheidung gewesen sein könnten, das Geschäft zu verkaufen.

  • Der Deal bewertet ABB Robotics mit einem EV/EBITDA-Multiple von 17,2 für das Geschäftsjahr 2024, was im üblichen Rahmen großer Industrietransaktionen liegt.
  • Im Vergleich zum 15-fachen Multiple von Midea für KUKA zahlt SoftBank also nur einen moderaten Aufschlag – vertretbar angesichts des aktuellen Hype-Zyklus um KI-Robotik.
  • Der KI-Sektor der 75 Milliarden Dollar schweren Robotikbranche expandiert jährlich um 20 Prozent.

Neue Wissenspunkte und Hintergründe

ABBs interne Neuausrichtung

ABB wird ab dem vierten Quartal 2025 seine Struktur auf drei Geschäftsbereiche ausrichten und die Robotics-Division als „nichtfortgeführte Aktivitäten“ ausweisen. Die Maschinenautomatisierung wird in die Division Process Automation integriert. Das Unternehmen betont, dass die langfristige Strategie unverändert bleibt: Fokus auf Elektrifizierung und Automatisierung. Der Verkaufserlös wird gemäß den bewährten Grundsätzen der Kapitalallokation verwendet.

SoftBanks Erfahrung im Robotikbereich

SoftBank hat bereits Erfahrung im Robotikbereich gesammelt, unter anderem mit dem sprechenden Roboter Pepper, dessen Produktion jedoch eingestellt wurde. Die Mehrheit am US-Roboterpionier Boston Dynamics wurde 2021 an Hyundai Motor verkauft, SoftBank hält aber weiterhin 20 Prozent. Die Übernahme von ABB Robotics ist Teil einer umfassenden Strategie, die darauf abzielt, die führenden Technologien und Branchenexpertise von ABB Robotics mit SoftBanks Fähigkeiten in modernster KI, Robotik und Computing der nächsten Generation zu kombinieren.

Marktreaktionen und Experteneinschätzungen

Die Marktreaktion war gemischt: Die ABB-Aktie startete in Zürich mit +3,3 Prozent, während SoftBank in Tokio um 2 Prozent fiel. Experten sehen in dem Deal eine Chance für Synergieeffekte, aber auch Risiken durch den intensiven Wettbewerb und die hohen Investitionskosten. Die ABB-Aktie profitiert von der sofortigen Wertgenerierung für Aktionäre, während SoftBank möglicherweise kurzfristig unter Druck steht, die Integration und die erwarteten Synergien zu realisieren.

Ausblick und Empfehlungen

  • Konkrete Aktienempfehlungen:
    • ABB-Aktie: Kurzfristig positiv, da der Verkaufserlös unmittelbar Wert für Aktionäre generiert. Langfristig hängt die Entwicklung von der Umsetzung der neuen Strategie ab.
    • SoftBank-Aktie: Kurzfristig unter Druck, langfristig abhängig von der erfolgreichen Integration und den Synergieeffekten.
    • Wettbewerber wie KUKA, Fanuc, Yaskawa: Potenziell unter Druck, da SoftBank mit ABB Robotics eine starke Marktposition aufbauen könnte.
  • Vorteile für die Wirtschaft:
    • Stärkung der KI-Robotik-Industrie durch Investitionen und Innovationen.
    • Möglichkeit für neue Geschäftsmodelle und Anwendungen in Industrie und Service.
  • Nachteile für die Wirtschaft:
    • Intensiver Wettbewerb könnte zu Preiskämpfen und Margendruck führen.
    • Risiko von Monopolen oder Oligopolen im Bereich KI-Robotik.
  • Zukunftsausblick:
    • Erwartet wird eine stärkere Verschmelzung von KI und Robotik, die zu neuen Anwendungen und Märkten führen wird.
    • Die Integration von ABB Robotics in SoftBanks Portfolio könnte zu einer neuen Ära der Physical AI führen.
    • Die Entwicklung wird von der Fähigkeit abhängen, die Technologien effizient zu kombinieren und die Marktanforderungen zu erfüllen.

Der SoftBank-ABB-Deal ist ein Meilenstein für die KI-Robotik-Industrie. ABB profitiert von der sofortigen Wertgenerierung und kann sich auf seine Kernbereiche konzentrieren, während SoftBank mit ABB Robotics eine starke Marktposition aufbauen und die Entwicklung von Physical AI vorantreiben kann. Die Zukunft wird zeigen, ob die erwarteten Synergieeffekte und Innovationen tatsächlich realisiert werden können. Für Investoren bietet der Deal Chancen, aber auch Risiken, die sorgfältig abgewogen werden müssen.

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