Siemens launcht KI-Großoffensive: Wie das neue industrielle Foundation Model die Fabriken verändert
Mitten im Rennen um die weltweite Führerschaft in der industriellen Digitalisierung hat Siemens am 18. Oktober 2025 gemeinsam mit Branchengrößen wie Trumpf, Grob, Chiron, Renishaw, Heller, der Voith Group und dem Werkzeugmaschinenlabor der RWTH Aachen eine umfassende KI-Datenallianz vorgestellt. Ziel ist ein industriespezifisches Foundation Model für Künstliche Intelligenz, das Fertigungsprozesse ab sofort auf ein neues Niveau hebt. Steigende Margen, geringere Fehlerquoten – aber auch ein neuer Konkurrenzdruck im Maschinenbau: Welche Gewinner- und Verlierer-Aktien sich jetzt abzeichnen, wird besonders im DAX und im MDAX diskutiert. Während Siemens-Aktionäre von der Vorreiterrolle im Bereich Industrial AI kurzfristig profitieren dürften, geraten klassische Automatisierungsanbieter sowie kleine Hersteller mit geringem Digitalisierungsgrad zunehmend unter Druck.
Siemens‘ Datenallianz als Antwort auf globale KI-Konkurrenz
Anders als herstellerunabhängige KI-Plattformen zielt das neue Siemens-System auf spezifische Produktionsdaten und höchste Datensicherheit. Im Mittelpunkt steht der systematische Austausch anonymisierter Engineering-, Fertigungs- und Maschinendaten der Mitglieder, der den Goldstandard für Qualitätsdaten setzen soll. Branchenführer wie Trumpf und Grob versprechen sich davon erhebliche Wettbewerbsvorteile gegenüber asiatischen wie US-amerikanischen Konkurrenten. Roland Busch, CEO von Siemens, betont laut einer Pressemitteilung, dass Europas Industrielandschaft erstmals die Chance habe, ihren Datenschatz für generative KI produktiv nutzbar zu machen und so die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft massiv auszubauen.
Praxisbeispiele und Anwendungsfelder
Im Zentrum der Entwicklung steht die automatisierte Erstellung von Teileprogrammen für Werkzeugmaschinen. Wo heute erfahrene CNC-Programmierer tagelang an komplexem Code sitzen, könnten KI-Systeme Routineaufgaben binnen Minuten erledigen – und das zuverlässiger als bisher. Erste Pilotprojekte, etwa im Elektromotorenwerk Bad Neustadt, wiesen bereits darauf hin, dass sich Entwicklungszyklen halbieren lassen. Weitere Anwendungsfälle sind:
- Vorausschauende Wartung: KI analysiert Maschinendaten in Echtzeit und erkennt Ausfallrisiken lange vor dem eigentlichen Defekt.
- Adaptive Fertigungssteuerung: Produktionsparameter werden permanent durch KI angepasst, etwa bei schwankenden Materialqualitäten oder wechselnden Produktvarianten.
- Steigerung der Energieeffizienz: KI-Modelle optimieren den Stromverbrauch und reduzieren Emissionen.
Strategische Bedeutung für Europas Fertigungslandschaft
Der offene Plattformansatz birgt eine starke Signalwirkung: Langfristig soll die Allianz weiteren Industrieunternehmen offenstehen, um branchenübergreifende Standards für KI-basierte Fertigung zu etablieren. Experten sprechen bereits von einer strategischen Antwort Europas auf die Digitaldominanz der USA und Chinas im KI-Sektor. Die Nutzung unternehmensübergreifender Datenpools ermöglicht ein noch nie dagewesenes Maß an Wissenssynergien, etwa durch:
- Kürzere Innovationszyklen bei neuen Produkten
- Reduktion von Ausschuss und Produktionsstopps durch datengetriebene Prozessüberwachung
- Enorme Effizienzsteigerungen insbesondere im Mittelstand
Die Entwicklung wird mit der internen Ankündigung des „Siemens Industrial Foundation Model“ auf der Hannover Messe 2025 flankiert. Nicht zuletzt die Verpflichtung von Vasi Philomin, ehemals Vice President Generative AI bei Amazon, unterstreicht Siemens‘ Führungsambitionen in Sachen industrieller KI, wie aktuelle Branchenberichte zeigen.
Die größten Herausforderungen: Datensouveränität, Zuverlässigkeit, Fachkräfte
Das Allianzmodell hebt sich laut Siemens deutlich von konsumorientierter Mainstream-KI ab: Industrielle KI muss robust, nachvollziehbar und hochzuverlässig sein, da Fehler teils millionenschwere Schäden verursachen können. Der Austausch von Daten erfolgt daher anonymisiert und unter strengsten Sicherheitsstandards. Auch der zunehmende Mangel an IT- und KI-Fachkräften bleibt eine offene Flanke und hemmt die Geschwindigkeit der Transformation.
Analyse: Auswirkungen auf Aktien, Wirtschaft und Zukunftsausblicke
- Kaufempfehlung: Siemens-Aktien profitieren kurzfristig von neuer Innovationsdynamik, ebenso Unternehmen wie Trumpf und Grob, die frühzeitig Plattformzugang haben und eigene Anwendungen integrieren.
- Halten: IT-Dienstleister mit starkem Industriebezug – etwa SAP – könnten von Integrationsprojekten rund um industrielle KI profitieren, ohne dass ihre Kerngeschäfte direkt betroffen sind.
- Verkaufen: Eng auf klassische Automatisierung spezialisierte Firmen ohne starke KI-Weiterentwicklung stehen unter Druck und verlieren mittelfristig an Relevanz.
- Vorteile für die Wirtschaft: Europa stärkt seine digitale Souveränität, Innovationsprozesse werden durch offene Allianzen beschleunigt, Effizienzsteigerungen setzen neue Margenpotenziale frei und festigen die Rolle des Standorts.
- Nachteile: Steigender Wettbewerbsdruck schließt kleine Anbieter ohne Zugang zu hochwertigen Daten zunehmend aus. Gleichzeitig sind Investitionen in Datensicherheit und Fachkräfte unausweichlich – ein Risiko für Unternehmen mit geringer Kapitaldecke.
- Zukunftsaussichten: Die Skalierung der datenzentrierten AI-Modelle dürfte in den kommenden drei Jahren zum entscheidenden Game Changer im industriellen Sektor werden. Die Öffnung der Allianz für neue Branchen und die Integration externer Datenquellen werden die Wettbewerbsdynamik global verschieben. Entscheidend wird sein, ob die europäische Industrie gemeinsam Skaleneffekte nutzen kann, um gegen US- und Asien-Konkurrenten zu bestehen.
Für Anleger ist jetzt ein guter Zeitpunkt, Positionen in Innovationsführern im industriellen KI-Bereich wie Siemens zu verstärken. Unternehmen ohne datenbasierte Strategie werden vom Markt perspektivisch abgehängt. Branchenweit gilt: Die Digitalisierung der Wertschöpfung entscheidet künftig über Markteinfluss und Resilienz – und wird ein zentraler Standortfaktor für Deutschland und Europa bleiben.
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