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Schweizer Unternehmen setzen verstärkt auf europäische IT-Sicherheitslösungen

Schweizer Unternehmen setzen verstärkt auf europäische IT-Sicherheitslösungen

Vertrauensfrage bei IT-Sicherheit: Schweizer Unternehmen orientieren sich um

In den Chefetagen vieler Schweizer Unternehmen steht derzeit eine zentrale Frage im Raum: Wer schützt unsere Daten am zuverlässigsten? Die Antwort scheint sich zu wandeln. Eine aktuelle Umfrage des europäischen Security-Anbieters ESET, durchgeführt von Techconsult, liefert dazu aufschlussreiche Zahlen. Demnach bevorzugt bereits heute 44 Prozent der befragten Schweizer Unternehmen IT-Sicherheitslösungen mit Ursprung in der EU oder der Schweiz. Noch deutlicher wird der Trend bei Investitionsplänen: Mehr als 72 Prozent würden bei Neuanschaffungen auf europäische Anbieter setzen. Die Herkunft der Anbieter rückt damit zunehmend ins Zentrum der IT-Strategie.

Wachsende Sensibilität durch geopolitische und rechtliche Entwicklungen

Die letzten Jahre waren geprägt von geopolitischen Spannungen und Unsicherheiten rund um die Themen Datenschutz, internationale Abhängigkeiten und digitale Souveränität. Laut der ESET-Umfrage denken etwa zwei Drittel der Unternehmen heute mindestens „mäßig“ über die Herkunft ihrer IT-Sicherheitslösungen nach – viele erwägen aktiv einen Wechsel des Anbieters. Die Herkunft des Partners wird damit zu einem strategischen Faktor in der Unternehmensführung. Europäische Anbieter wie ESET betonen dabei, neben Datenschutz und Rechtssicherheit, vor allem auch die geringere Abhängigkeit von politischen Einflüssen außerhalb Europas.

Das Bedürfnis nach europäischen Lösungen ist unter anderem auf die als strenger wahrgenommenen Datenschutzstandards der EU zurückzuführen. Schweizer Unternehmen schätzen die hohe Transparenz und Compliance europäischer Anbieter, insbesondere im Vergleich zu Akteuren aus anderen Weltregionen. Auch die internationale Berichterstattung unterstreicht diesen Trend.

Investitionsbereitschaft und Branchenbeispiele

Die finanzielle Bereitschaft für mehr Sicherheit steigt rapide. Laut PwC planten 54 Prozent der Schweizer Unternehmen im Jahr 2023, ihre Ausgaben für Cybersicherheit zu erhöhen. 2024 waren es bereits 70 Prozent – ein klarer Beleg für die Priorisierung von IT-Sicherheitsbudgets. Für das Jahr 2025 erwarten die Analysten, dass 67 Prozent der schweizerischen und sogar 77 Prozent der weltweiten Unternehmen ihre Cyber-Budgets weiter erhöhen werden. Nur knapp ein Fünftel der Schweizer Unternehmen möchten ihre Ausgaben unverändert lassen, was auf einen allgemeinen, branchenübergreifenden Investitionsschub hindeutet (PwC Global Digital Trust Insights 2025).

  • Finanzsektor: Banken und Versicherungen verlangen häufig Lösungen, die explizit europäischen Datenschutzrichtlinien entsprechen.
  • Industrie und Mittelstand: Hier sind neben Datenschutz auch Fragen der Exportkontrolle und der Technologiesouveränität entscheidend.
  • Gesundheitswesen: Kliniken und Forschungseinrichtungen fordern höchste Standards bei Compliance und Patientendatenschutz.

Herausforderungen und Erwartungen an die Zukunft

Obwohl europäische Lösungen an Vertrauen gewinnen, stehen Unternehmen auch vor Hürden. Dazu zählen beispielsweise der hohe Anpassungsaufwand bei Systemwechseln sowie ein oft höherer Preis europäischer Produkte im Vergleich zu globalen Wettbewerbern. Gleichzeitig gibt es noch immer Bereiche – etwa bei spezifischen Cloud-Anwendungen oder hochspezialisierten Security-Produkten – in denen außereuropäische Anbieter wegen technischer Vorteile dominieren.

Dennoch erwarten viele Unternehmen, dass europäische Anbieter in den nächsten Jahren an Innovationskraft zulegen. Mit zunehmender Relevanz von KI, IoT und vernetzter Produktion wird die Nachfrage nach europäisch geprüften und kontrollierten Lösungen weiter steigen. Auch die geplanten gesetzlichen Anpassungen bezüglich Datenlokalisierung und Digitalstrategie auf europäischer Ebene dürften den Trend weiter verstärken.

Die Rückbesinnung Schweizer Unternehmen auf europäische IT-Sicherheitslösungen ist Ausdruck einer wachsenden Sehnsucht nach Autonomie, Transparenz und langfristiger Rechtssicherheit. Der Vorteil liegt in einer besseren Einhaltung lokaler Datenschutzstandards, weniger geopolitischer Abhängigkeit und zusätzlicher Transparenz. Nachteilig können der höhere Preis sowie nicht immer ausreichende Innovationsgeschwindigkeit gegenüber globalen Tech-Giganten sein. Für die Zukunft erwarten Experten, dass Investitionsbereitschaft und regulatorischer Druck weiter steigen und so der europäische Security-Markt nachhaltig gestärkt wird. Unternehmen und Gesellschaft profitieren von mehr digitaler Souveränität und Vertrauen – vorausgesetzt, die europäischen Anbieter investieren weiterhin stark in Innovation, um den technologischen Anschluss nicht zu verlieren.

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