Aurubis setzt auf Multimetall-Wachstum: Jahreszahlen offenbaren starke Position in der Dekade der Metalle

Aurubis setzt auf Multimetall-Wachstum: Jahreszahlen offenbaren starke Position in der Dekade der Metalle

Der Kupfer- und Multimetallproduzent Aurubis hat sich mit seinen jüngsten Jahreszahlen und dem überarbeiteten Strategiepapier „Performance 2030: Forging resilience. Leading in multimetal“ als einer der großen Gewinner des globalen Energiewandels positioniert. Die Zahlen für das erste Halbjahr 2024/25 sowie die Prognosen für 2025/26 deuten auf ein robustes Geschäftsmodell hin, das von strukturell steigender Nachfrage nach strategischen Metallen profitiert. Der Umsatz stieg im ersten Halbjahr auf 9,184 Milliarden Euro gegenüber 8,249 Milliarden Euro im Vorjahr – ein klares Signal, dass die Megatrends Elektrifizierung, künstliche Intelligenz und Energieinfrastruktur-Modernisierung den Rohstoffmarkt nachhaltig transformieren.

Robustes operatives Ergebnis trotz gesamtwirtschaftlicher Herausforderungen

Die Geschäftsergebnisse von Aurubis für das erste Quartal 2024/25 belegen die Widerstandskraft des Unternehmens. Das operative Ergebnis vor Steuern (EBT) wuchs um rund 17 Prozent auf 130 Millionen Euro, getrieben durch ein signifikant gesteigertes Metallergebnis, deutlich angestiegene Schwefelsäureerlöse und robuste Erlöse aus dem Absatz von Kupferprodukten. Besonders bemerkenswert ist, dass das Unternehmen diesen Erfolg troach intensiver Investitionen in sein internationales Hüttennetzwerk erzielte – ein Indikator für operative Exzellenz.

Das Segment Custom Smelting and Products trug mit 125 Millionen Euro operativem EBT zur Gesamtentwicklung bei, während das Multimetal Recycling Segment mit 27 Millionen Euro ebenfalls solide abschnitt. Die positive Entwicklung wurde allerdings durch geringeren Konzentratdurchsatz, reduzierte Schmelz- und Raffinierlöhne sowie gestiegene Abschreibungen im Zusammenhang mit Wachstumsinvestitionen teilweise gedämpft. Trotzdem bestätigte das Unternehmen seine Prognose für das Geschäftsjahr 2024/25 mit einem operativen EBT zwischen 300 und 400 Millionen Euro.

Die Dekade der Metalle: Aurubis positioniert sich als strategischer Lieferant

Aurubis‘ CEO Dr. Toralf Haag brachte es auf den Punkt: Das Unternehmen stellt unter Beweis, dass „unsere Metalle und Produkte ein wichtiger Schlüssel für die Energie- und Mobilitätswende“ sind. Diese Aussage fasst die fundamentale Marktdynamik zusammen, auf die Aurubis setzt. Der Konzern operiert inmitten eines strukturell steigenden Bedarfs nach Kupfer und anderen Nichteisenmetallen – getrieben durch disruptive technologische Fortschritte und geopolitische Umgestaltungen.

Ein besonders aussagekräftiges Beispiel: Bis 2035 werden mehr als 200.000 neue Windturbinen gebaut. Pro Anlage werden rund 40 Tonnen Kupfer benötigt – ein enormes Nachfragepotenzial, das Aurubis durch seine spezialisierte Infrastruktur gezielt erschließen kann. Ähnlich sieht es bei Solarpanelen und anderen erneuerbaren Energiequellen aus, wo eine erhebliche Nachfrage nach Multimetallen zu erwarten ist.

Die Kupferprämie von Aurubis liegt 2025 mit 228 Dollar auf dem stabilen Niveau der Vorjahre, was auf eine fortgesetzt hohe Nachfrage hindeutet. Diese Stabilität ist insofern bemerkenswert, als sie widerspiegelt, dass der Markt das Unternehmen als zuverlässigen Lieferanten in volatilen Zeiten wahrnimmt.

Strategische Investitionen und operative Exzellenz

Aurubis hat ein ehrgeiziges Investitionsprogramm gestartet. Von insgesamt 1,7 Milliarden Euro genehmigten Investitionen für strategische Projekte wurden bis zum Abschluss des ersten Quartals 2024/25 bereits etwa 1 Milliarde Euro investiert. Diese Projekte sollen zukünftig einen zusätzlichen EBITDA-Beitrag von etwa 260 Millionen Euro pro Jahr generieren – ein erheblicher Hebel für künftiges Wachstum.

Die Meilensteine dieser Expansionsstrategie sind konkret und greifbar. Im belgischen Aurubis-Standort Olen wurde eine neue Recyclinganlage eröffnet, die mittels hydrometallurgischer Prozesse wertvolle Metalle wie Nickel und Kupfer zurückgewinnt. Parallel dazu startete Anfang Januar die Ausbaustrategie des Industriewärmeprojekts am Standort Hamburg. Künftig wird Aurubis bis zu 28.000 Hamburger Haushalte CO2-neutral heizen können und bis zu 120.000 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr einsparen – ein Projekt, das in seiner Größe und Komplexität einzigartig in Deutschland ist.

Die operative Exzellenz konzentriert sich auf drei Säulen: Effizientere Materialflüsse, Beseitigung von Systemengpässen und Nutzung des internen Know-hows bei der Verarbeitung von Material mit geringem Metallgehalt. Diese Strategie ermöglicht es Aurubis, Multimetallerträge zu maximieren und komplexere Zwischenprodukte selbst zu verarbeiten – ein Wettbewerbsvorteil, den nicht viele Mitbewerber aufweisen.

Ausblick 2025/26: Finanzprognosen und Kapitalallokation

Für das Geschäftsjahr 2025/26 stellt Aurubis folgende Prognosen:

  • Operatives EBITDA: 580 bis 680 Millionen Euro
  • Operatives EBT: 300 bis 400 Millionen Euro
  • Operativer ROCE: 7 bis 9 Prozent
  • Netto-Cashflow: 640 bis 740 Millionen Euro
  • Free Cashflow Break-even vor Dividende

Diese Zahlen sind bemerkenswert konsistent mit den bereits kommunizierten mittelfristigen Erwartungen. Das operative EBT-Target von 300 bis 400 Millionen Euro entspricht dem ursprünglichen Ausblick für das abgelaufene Geschäftsjahr – ein Signal, dass Aurubis von keiner signifikanten Verschlechterung der Marktbedingungen ausgeht. Der erwartete Netto-Cashflow von 640 bis 740 Millionen Euro ist besonders wichtig, da er die Fähigkeit des Unternehmens unterstreicht, seine Investitionsagenda zu finanzieren und gleichzeitig Aktionäre zu bedienen.

Tatsächlich zeigte sich in den neun Monaten bis Ende September 2025 bereits ein Netto-Cashflow von 677 Millionen Euro – das entspricht einer Steigerung von annähernd 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr (537 Millionen Euro). Dieser Anstieg ermöglichte es Aurubis, auch ein Dividendenplus zu gewähren und gleichzeitig die nachhaltige Wachstumsstrategie fortzusetzen.

Marktdynamiken und Kupferpreisimplikationen

Die stabilen Kupferprämien und die robuste Nachfrage sind im Kontext einer sich transformierenden globalen Wirtschaft zu verstehen. Die Industrie befindet sich in einer strukturellen Verschiebung – weg von fossilen Energieträgern, hin zu erneuerbaren Technologien und Elektromobilität. Kupfer ist dabei das zentrale Metall, da es unverzichtbar für Stromübertragung, Motoren und elektronische Komponenten ist.

Der Markt für strategische Metalle wird zusätzlich durch geopolitische Faktoren gestützt. Verschärfte Sicherheitsarchitekturen weltweit führen zu verstärkten Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung – beides hohe Verbraucher von Kupfer und anderen Nichteisenmetallen. Aurubis‘ internationales Hüttennetzwerk mit seiner Recycling-Expertise positioniert das Unternehmen optimal, um diese strategisch wichtigen Metalle zuverlässig zu liefern.

Recycling und Zirkularwirtschaft als Wettbewerbsvorteil

Ein unterbeachteter, aber entscheidender Aspekt von Aurubis‘ Strategie ist die Rolle der Recycling-Expertise. Als einer der größten Kupferrecycler der Welt hat das Unternehmen Zugang zu Sekundärmetallen, die weniger energieintensiv zu verarbeiten sind als Primärmetalle. Dies ist nicht nur ökonomisch vorteilhaft, sondern auch ökologisch – und wird zunehmend durch regulatorische Anforderungen in der EU gestützt.

Die neue Recyclinganlage in Olen unterstreicht diesen Fokus. Durch hydrometallurgische Prozesse können Nickel und Kupfer aus komplexen Rohstoffen zurückgewonnen werden. Dies ermöglicht es Aurubis, „strategisch relevante Metalle für die europäische Industrie im Wertkreislauf zu halten“ – eine klare Positionierung als verantwortungsvoller Produzent in Zeiten wachsender ESG-Anforderungen.

Segment-Performance und Diversifizierung

Aurubis operiert über zwei Hauptsegmente, die unterschiedliche Rollen im Geschäftsmodell erfüllen. Das Segment Custom Smelting and Products ist das größere und ertragreichere, mit einem Quartalsergebnis von 125 Millionen Euro im ersten Quartal 2024/25. Es verarbeitet komplexe Rohstoffe und liefert spezialisierte Kupferprodukte an hochwertige Industriekunden.

Das Segment Multimetal Recycling mit 27 Millionen Euro operativem EBT im selben Quartal bietet Stabilität durch Recycling-Aktivitäten. Obwohl es kleiner ist, hat dieses Segment strategische Bedeutung, da es der Zirkularwirtschaft entspricht und weniger schwankungsanfällig ist als reine Schmelzaktivitäten. Die Diversifizierung zwischen beiden Segmenten puffert Aurubis gegen volatilität in den Rohstoffmärkten.

Investmentthese und Aktienperformance

Die Aurubis-Aktie hat 2025 bereits um mehr als 40 Prozent zugelegt und erreichte ein Rekordhoch von 120,40 Euro. Diese Performance spiegelt die Marktanerkennung wider, dass Aurubis auf längerfristig positive Megatrends setzt. Doch ist die Rally bereits vorbei oder gibt es noch Aufwärtspotenzial?

Die Fundamentalzahlen deuten darauf hin, dass die Rally noch nicht am Ende ist. Die kombinierten Effekte aus strukturell steigender Nachfrage, operativer Exzellenz und strategischen Investitionen sollten in den kommenden Jahren zu Ergebniswachstum und stärkeren Cashflows führen. Der erwartete zusätzliche EBITDA-Beitrag von 260 Millionen Euro pro Jahr aus den strategischen Projekten könnte den Gewinn pro Aktie deutlich erhöhen – sofern die Projekte wie geplant umgesetzt werden.

Herausforderungen und Risiken

Trotz der positiven Aussichten gibt es Risiken, die zu beachten sind. Erstens hängt Aurubis‘ Erfolg von anhaltend hohem Rohstoffnachfrage ab – falls die globale Wirtschaft deutlich schwächer würde oder die Energiewende langsamer vorangeht als erwartet, könnte dies Gewinnerwartungen belasten.

Zweitens sind die geplanten Investitionen in Höhe von 1,7 Milliarden Euro substanziell und könnten Kostensteigerungen oder Verzögerungen erleben. Technische Komplexität von Projekten wie dem Hamburger Industriewärmeprojekt birgt Exekutionsrisiken. Drittens könnte eine Rezession in wichtigen Endmärkten wie dem Automobilsektor die Kupfernachfrage beeinträchtigen, auch wenn Aurubis durch seine Multimetall-Expertise eine Pufferung bietet.

Analyse: Welche Aktien sollten gekauft, gehalten oder verkauft werden?

Kauf-Empfehlung für Aurubis: Die Fundamentaldaten und der strategische Ausblick sprechen für eine Kauf-Empfehlung für langfristig orientierte Anleger. Das Unternehmen profitiert von strukturellen Megatrends (Elektrifizierung, erneuerbare Energien, KI) und hat eine klare Roadmap zur Ertragssteigerung. Der erwartete zusätzliche EBITDA-Beitrag von 260 Millionen Euro pro Jahr bietet erhebliche Aufwärtspotenziale für die Gewinne. Sollte die Aktie bis auf 100-110 Euro korrigieren, würde dies einen attraktiven Kaufpunkt für neue Positionen darstellen.

Halten für bestehende Positionen: Für Anleger, die bereits in Aurubis investiert sind, ist eine Halte-Position sinnvoll. Die 40-prozentige Rally in diesem Jahr ist beeindruckend, aber noch nicht spekulativ übertrieben gegeben die fundamentalen Aussichten. Ein zielgerichteter Kursaufbau über die kommenden 2-3 Jahre auf 150-180 Euro Zielkurs scheint realistisch, wenn die strategischen Projekte erfolgreich umgesetzt werden.

Verkauf-Empfehlung: Eine Verkaufs-Empfehlung ist aktuell nicht gerechtfertigt. Allerdings sollten Gewinnmitnahmen in Betracht gezogen werden, falls die Aktie über 140 Euro steigt, ohne dass neue fundamentale Catalyst hinzugekommen sind. Dies würde eine Bewertung reflektieren, die einen Teil des erwarteten Wachstums bereits antizipiert.

Vor- und Nachteile für die gesamte Wirtschaft

Vorteile:

  • Energiewende-Beschleunigung: Aurubis‘ Fokus auf Multimetall-Produktion und Recycling stärkt die Verfügbarkeit von Rohstoffen für die Energiewende, was die Energietransformation beschleunigen kann.
  • Nachhaltige Industrialisierung: Das Hamburger Industriewärmeprojekt und die Recycling-Initiativen tragen zu einer CO2-neutraleren Industrie bei. Wenn Aurubis Vorbild für andere smelter wird, könnten Emissionen in der Metallurgie signifikant sinken.
  • Wirtschaftliche Resilienz: Ein starker, profitabler Multimetall-Produzent in Europa stärkt die industrielle Unabhängigkeit und reduziert die Anfälligkeit für Rohstoff-Engpässe aus instabilen Regionen.
  • Arbeitsplatzschaffung: Die Investitionen in neue Anlagen und Technologien führen zu hochqualifizierten Arbeitsplätzen in Engineering, Operations und Recycling.

Nachteile:

  • Rohstoffpreisauftrieb: Falls Aurubis und andere smelter massiv Produktionskapazitäten ausbauen, könnte dies zu erhöhtem Rohstoffbedarf und damit zu höheren Rohstoffpreisen führen – was Konsumenten belastet.
  • Energieintensität: Trotz Fortschritten im Recycling bleibt Metallurgie energieintensiv. Die Abhängigkeit von erneuerbaren Energiequellen muss parallel ausgebaut werden.
  • Konzentrationrisiken: Eine hohe Abhängigkeit von wenigen großen Produzenten wie Aurubis könnte zu Versorgungskonzentrationen führen, falls es zu Ausfällen kommt.

Ausblick: Wie wird sich das Thema entwickeln?

Die mittelfristige Entwicklung wird stark von drei Faktoren bestimmt:

1. Erfolgreiche Projekt-Umsetzung: Die 1,7 Milliarden Euro Investitionen müssen wie geplant umgesetzt werden. Falls Aurubis hier scheitert, könnte die Story beschädigt werden. Das Management hat bislang Kompetenz gezeigt, daher ist die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Rollouts hoch.

2. Rohstoffmarktdynamiken: Der Kupferpreis wird langfristig von der Balance zwischen Elektrifizierung (treibt Nachfrage) und Recycling (erhöht Angebot) bestimmt. Bislang scheint die Nachfrage stärker zu wachsen als das Recycling-Angebot, was Aurubis unterstützt.

3. Regulatorisches Umfeld: Schärfere ESG- und Emissionsregeln könnten Aurubis‘ Recycling-Fokus belohnen, aber auch neue Anforderungen schaffen. Das Unternehmen ist hier gut positioniert.

Langfristig (2030-2035) könnte Aurubis zum führenden europäischen Multimetall-Hub werden. Die Kombination aus Recycling, Verarbeitung komplexer Rohstoffe und strategischen Investitionen schafft Wettbewerbsvorteile, die schwer zu replizieren sind. Für die Märkte insgesamt sollten höhere Rohstoffverfügbarkeit, CO2-Reduktion in der Metallurgie und stabilere Versorgungsketten positive Effekte sein.

Investing in Aurubis bedeutet, auf die „Dekade der Metalle“ zu setzen – eine Wette, die angesichts der globalen Energiewende und technologischen Transformation fundiert erscheint.

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