Agentic AI und KI-Produktivität 2025: Revolution, Risiko und Renditechancen am Aktienmarkt
Innerhalb eines Jahres hat sich der KI-Markt erneut fundamental verändert: Die Frage ist längst nicht mehr, ob, sondern wie autonom entscheidende KI-Systeme (Agentic AI) die Wirtschaft umkrempeln. Während Unternehmen wie Microsoft, Alphabet und deutsche Softwareanbieter ihre KI-Entwicklung forcieren, bleibt unklar, wer als Gewinner und wer als Verlierer aus diesem disruptiven Wandel hervorgeht. Lässt das Produktivitätsversprechen sich wirklich einlösen? Und: Wer profitiert am Aktienmarkt vom aktuellen KI-Boom?
Quantensprung bei KI: Agentic AI erobert Unternehmen
Aktuelle Studien, wie jene der Allianz und von Morningstar, verweisen auf das enorme wirtschaftliche Potenzial der Agentic AI, also autonom entscheidungsfähiger künstlicher Intelligenz. Diese entwickelt sich von klassischen „Tools“ zu aktiven, eigenständig operierenden Agenten: Sie steuert Kundenkommunikation, bearbeitet automatisiert Schadensfälle und trifft eigenständige operative Entscheidungen. Prognostiziert werden dadurch weltweite Zusatzgewinne von 2,6 bis 4,4 Billionen US-Dollar in den kommenden Jahren – allein durch Effizienz- und Produktivitätsgewinne im Unternehmenskontext, wobei bis 2030 ein Einfluss auf 3,5 % des Welt-BIP erwartet wird (HZ Insurance).
Beispiele: Wer investiert bereits?
- Alphabet und Microsoft treiben die Integration von generativer und Agentic AI in ihre Office- und Cloudprodukte massiv voran.
- Der deutsche Mittelstand nutzt KI bislang zögerlich, aber erste Pilotprojekte etwa bei Siemens und SAP transformieren bereits Prozessketten.
Produktivitätsschub: Märkte suchen die Gewinner
Anders als vielfach erwartet, ergibt sich kein explosives Produktivitätswunder, sondern ein kontinuierlicher, aber spürbarer Anstieg. In Deutschland erreichte das Produktivitätswachstum in den 2020er-Jahren nur 0,4 %. Bis 2030 werden jährlich 0,9 bis 1,2 % erwartet – vor allem dank KI (IHK Magdeburg). Die Potenziale in der Industrie und im Servicebereich werden bislang nur zu etwa einem Viertel genutzt.
Weitere Trends und Zahlen
- Der globale KI-Markt wächst jährlich um ca. 37 % (CAGR bis 2030: 28,46%).
- Bis 2030 wird weltweit ein ökonomischer Zusatzwert durch KI von bis zu 15,7 Billionen USD erwartet.
- China könnte sein BIP dank KI um 26 % steigern, die USA um 14,5 % (Hostinger).
Der Arbeitsmarkt im Wandel: Jobkiller oder Innovationsmotor?
Die Allianz- und IW-Studien widersprechen den Horrorszenarien: KI wird keine Massenarbeitslosigkeit verursachen. Zwar werden repetitive Tätigkeiten automatisiert, aber zugleich entstehen neue, höher qualifizierte Berufsbilder rund um KI-Entwicklung, -Training und -Überwachung. Bis 2030 könnten 133 Millionen neue Jobs weltweit entstehen, insbesondere in Datenwissenschaft und maschinellem Lernen.
- Unternehmen investieren bis zu 20 % ihrer Technologiebudgets in KI.
- 58 % der Unternehmen geben an, die KI-Investitionen 2025 weiter zu erhöhen.
- Hauptsorge unter Führungskräften bleibt Datenschutz und Bias in den Systemen.
Kapitalmärkte: Aktien mit KI-Fantasie – Chancen und Überhitzung
Der Börsenhype rund um KI hält an, doch Experten diskutieren bereits die Gefahr einer Blasenbildung. Die Kursentwicklungen von KI-Pionieren wie Nvidia, Alphabet, Microsoft und AMD reflektieren große Erwartungen: Gerade Halbleiterhersteller und Cloudanbieter gelten als Profiteure der Agentic AI. Doch: Hohe Erwartungen bergen Bewertungsrisiken – eine Konsolidierungsphase ist möglich, wenn Wachstum oder Erträge hinter den Prognosen zurückbleiben.
- Nvidia: Unverändert klarer Kauf, da führender Anbieter für KI-Hardware.
- Microsoft und Alphabet: Halten oder vorsichtiger Zukauf, stabile KI-Cloudstrategie.
- KI-Nebenwerte und hoch bewertete Start-ups: Mit Vorsicht genießen oder selektiv ausbauen.
- Hersteller klassischer Software ohne erkennbare KI-Strategie: Tendenz eher verkaufen oder zumindest Position überprüfen.
Chancen und Herausforderungen für die Wirtschaft
Zu den größten Vorteilen gehören:
- Höhere Produktivität und effizientere Abläufe in Industrie, Dienstleistung und Verwaltung.
- Neue Geschäftsmodelle und Datenprodukte (Bsp. SAP, Salesforce, Adobe).
- Wettbewerbsvorteile durch schnellere Marktanpassung.
Gleichzeitig bleiben Risiken:
- Fachkräftemangel in KI-relevanten Berufen und Qualifikationsdruck auf die Belegschaft.
- Regulatorische Unsicherheiten (EU-KI-Gesetzgebung, Datenschutz).
- Potenziell disproportionale Verteilung der Wertschöpfung zugunsten großer Tech-Konzerne.
Die zentralen Erkenntnisse für Investoren lauten: Wer auf KI und insbesondere auf agentische Systeme setzt, findet weiterhin substanzielle Wachstumschancen – vor allem bei Nvidia, Microsoft und Alphabet, wobei Halbleiter und Cloud die relevantesten Infrastrukturbereiche bleiben. Investment in klassische Software ohne datenzentrierte KI-Strategie birgt Risiken. Für die Gesamtwirtschaft ist ein kontinuierlicher Effizienzgewinn bei hoher Volatilität zu erwarten. Für die nächsten Jahre ist eine starke Expansion von Agentic AI, insbesondere im Mittelstand und in neuen Branchen, realistisch – entscheidend wird die Fähigkeit zur schnellen Adaption und Qualifizierung der Belegschaft.
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