BASF stellt Weichen: Neue Strategien für Nachhaltigkeit und höheren Profit – Ein Blick auf den Kapitalmarkttag 2025
Wie kann ein Chemiekonzern im Jahr 2025 sowohl nachhaltiger als auch profitabler werden? Diese zentrale Frage steht heute im Mittelpunkt, nachdem die BASF SE ihre strategischen Pläne auf dem Kapitalmarkttag vorgestellt hat. Angesichts eines herausfordernden Marktumfelds und schwindender Kursentwicklung – der Aktienkurs hat in den letzten sechs Monaten über 15 Prozent verloren – hoffen Investoren laut Analysteneinschätzungen wieder auf Wachstumsimpulse und nachhaltige Rendite. Besonders im Fokus: Die Abspaltung von Sparten, forciertes Portfoliomanagement und klar messbare Nachhaltigkeitsziele. Was bedeutet das für Anleger, den Wettbewerb und die deutsche Wirtschaftslandschaft?
„Winning Ways“ – BASFs neue Strategie in vier Dimensionen
Im Rahmen des Kapitalmarkttags formulierte BASF ihre neue Unternehmensausrichtung prägnant mit den vier Hebeln Focus, Accelerate, Transform und Win.
- Focus: BASF differenziert künftig strikter zwischen den Kerngeschäften (z. B. Chemicals, Materials, Nutrition & Care) und den eigenständig positionierten Bereichen (u. a. Battery Materials, Coatings, Agricultural Solutions).
- Accelerate: Eine konsequent verschlankte Organisation, Stärkung der dezentralen Verantwortlichkeit und beschleunigte Entscheidungswege sollen Innovation sowie Margenverbesserung fördern. Dazu zählt auch verstärkte Nutzung von KI-Technologie für Produktivitätsschübe.
- Transform: Klimaneutralität bleibt erklärtes Ziel. Hierzu plant BASF signifikante Investitionen – jährlich ca. 600 Millionen Euro für Transformation, mehr erneuerbare Energieträger und bio-basierte Einsatzstoffe.
- Win: Die Strategie soll zu einer Performance-Kultur führen, mit konsequenter Ergebnisverantwortung und attraktiver Ausschüttung – mindestens 12 Milliarden Euro an die Aktionäre von 2025 bis 2028. Neue Zielmarken: EBITDA von 10 bis 12 Milliarden Euro (bis 2028, zyklisch angepasst), über 12 Milliarden Euro Free Cashflow sowie rund 10 Prozent Kapitalrendite.
Bemerkenswert ist, dass BASF auch einen möglichen Börsengang der Sparte Agricultural Solutions vorbereitet – ein Signal der Kapitaldisziplin und Flexibilität. Gleichzeitig wird das Portfolio stärker überprüft: Unterscheidung von langfristigen Kerngeschäften und Märkten, in denen BASF Flexibilität und auch Verkäufe neuerdings nicht ausschließt. Beispiel: Die Dekorfarben-Sparte in Brasilien steht vor einer Veräußerung, andere Standalone-Segmente bleiben auf dem Prüfstand. Mehr dazu direkt aus der aktuellen Fachpresse.
Nachhaltigkeit als Einnahmemodell – neue Werttreiber im Portfolio
Mit der Anpassung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie macht BASF klar, dass Umweltziele nicht mehr Selbstzweck sind, sondern zum integralen Bestandteil der Geschäftsmodelle werden. Projekte, für die bereits ein Markt und Preisbereitschaft bei Kunden existieren, werden priorisiert. Zur Unterstützung dieser Transformation investiert der Konzern strategisch in erneuerbare Energien, Bio-basierte und Recycling-Rohstoffe – mit der Vorgabe, bis 2030 mindestens 10 Milliarden Euro Umsatz aus der Kreislaufwirtschaft zu generieren. Schwerpunkt bleibt die Marktnähe: Investitionen fließen vor allem in profitablere Core Businesses, während Standalone-Bereiche mehr Spielraum, aber auch Restrukturierungsdruck bekommen.
BASF nutzt im Portfolio selektive Kooperationen, vor allem im Bereich Batteriematerialien und Katalyse – Sektoren, die in der Elektrofahrzeug- und Energiewende-Industrie explizites Wachstumspotenzial bieten. Die Steigerung nachhaltiger Lösungen umfasst den gesamten Wertschöpfungsprozess – von verantwortlicher Beschaffung bis hin zu ressourceneffizienter Produktion und nachhaltigen Kundenprodukten.
Einordnungen zum Kapitalmarktausblick und zur Marktrelevanz
Die wirtschaftlichen Erwartungen für 2025 sind klar umrissen: BASF prognostiziert ein bereinigtes EBITDA von 7,3 bis 7,7 Milliarden Euro, einen Free Cashflow zwischen 400 und 800 Millionen Euro und einen Gewinn je Aktie (EPS) von 2,89 Euro (2026e: 3,90 Euro). Analysten bleiben optimistisch und empfehlen BASF-Aktien zum Kauf, mit Kursziel 56,00 Euro – trotz der zuletzt schwächeren Kursentwicklung (aktuell ca. 42,45 Euro).
- Kaufen: BASF wird von Analysten trotz Transformationskosten weiter als Kauf gesehen, insbesondere aufgrund der Ertragskraft der Kernsegmente und des Dividendencharakters.
- Halten/Verkaufen: Für Wettbewerber mit weniger klarer Portfoliostruktur oder Unternehmen ohne strikte Nachhaltigkeitsstrategie könnte das nächste Quartal schwierig werden. Schwächere Mitbewerber im europäischen Markt oder Unternehmen mit Fokus auf fossile Rohstoffe dürften unter zusätzlichen Druck geraten.
Die eigentliche Herausforderung bleibt die simultane Steigerung von Profitabilität und Nachhaltigkeit, was für die Industrie wegweisend ist – jedoch auch mit signifikanten Investitionen und Anpassungsdruck verbunden.
Folgen für Wirtschaft und Börse – Chancen, Risiken & Perspektiven
Die gezielte Transformation hin zu nachhaltigen Produkten und effizienterem Ressourceneinsatz bietet enorme Chancen sowohl für BASF als auch für Zulieferer und Kundenbranchen, z. B. im Automobil- und Energiesektor. Innovative Partnerschaften und neue Absatzmärkte für nachhaltige Chemieprodukte sorgen kurzfristig für Investitionsimpulse. Risiken bleiben jedoch im internationalen Wettbewerb und bei der energiekostengetriebenen Standortfrage – gerade in Europa. Kritisch für die Konkurrenzfähigkeit: die Verfügbarkeit erneuerbarer Energien und funktionierende Regulierung.
- Vorteile: Mehr Nachhaltigkeit stärkt langfristig die Kundenbindung, ermöglicht neue Geschäftsmodelle, verbessert die Akzeptanz regulatorisch und gesellschaftlich.
- Nachteile: Hohe Anfangsinvestitionen, potenzieller Margendruck in schwankenden Märkten und Übergangsrisiken bei Asset-Abgaben und Umstrukturierungen.
Langfristig ist davon auszugehen, dass die Transformation BASF Wettbewerbsvorteile verschafft – sofern die Innovationen marktorientiert und effizient umgesetzt werden. Der geplante Fokus auf profitables Wachstum, flexible Steuerung der Standalone-Bereiche und Erfüllung einer stringent überwachten Nachhaltigkeitsstrategie dürfte zur Blaupause für den europäischen Chemiesektor avancieren.
Empfehlung und Ausblick: BASF bleibt ein Kerninvestment für langfristige Anleger, die auf nachhaltige Wertentwicklung setzen und kurzfristige Volatilitäten aushalten. Risiken bestehen durch die notwendige Umstrukturierung, doch die Zielsetzung von 10–12 Milliarden Euro EBITDA und klar definierte Nachhaltigkeitsumsätze sind ein positives Signal für steigende Dividenden und Kurschancen. Anleger sollten Nebenwerte aus dem Chemiesektor jedoch selektiv meiden oder bestenfalls halten, sofern diese keine vergleichbar überzeugenden Strategien präsentieren. Die europäische Industrie profitiert insgesamt, wenn die BASF-Strategie wirksam auf andere Branchen abstrahlt – insbesondere hinsichtlich Effizienz, Klima und Innovationsführerschaft. Entscheidend wird sein, ob BASF die Transformation schneller und konsequenter als der Wettbewerb umsetzt. Wer klimapolitische Trends und Industriestrukturveränderungen als Investmentthema sucht, kommt derzeit an BASF nicht vorbei.



Kommentar abschicken