Alzheimer-Therapie als Kurstreiber: Wie neue Phase-III-Studien Pharmaaktien und Wirtschaft beflügeln
Alzheimer-Studienerfolg: Eisai, Biogen, BioArctic und Lilly im Fokus
Am 29. September 2025 wurde bekanntgegeben, dass mehrere Pharmaunternehmen mit innovativen Alzheimer-Medikamenten klinisch signifikante Ergebnisse aus Phase-III-Studien veröffentlicht und bereits EU-Zulassungen sowie Marktstarts erhalten haben. Besonders im Fokus stehen Eisai, Biogen (gemeinsam mit BioArctic für Leqembi®/Lecanemab) und Eli Lilly mit Kisunla®/Donanemab. Die Reaktionen am Kapitalmarkt sind deutlich: Die Aktien der beteiligten Unternehmen verzeichnen deutliche Kursanstiege in Erwartung enormer Marktpotenziale und nachhaltigem Umsatzwachstum. Investoren fragen sich: Welches Unternehmen profitiert langfristig? Sollte jetzt gekauft oder gehalten werden?
Marktdurchbruch: Leqembi und Kisunla verändern das Behandlungsparadigma
Die EU-Zulassung von Leqembi® (Lecanemab), einer gemeinsam von Eisai, Biogen und BioArctic entwickelten Therapie, markiert den Start einer neuen Ära. Am 25. August 2025 begann der Vertrieb in Österreich, zum 1. September 2025 folgt Deutschland. Das Medikament ist die erste EU-zugelassene Therapie, die gezielt eine ursächliche Pathologie von Alzheimer adressiert, statt nur Symptome zu lindern. Die Phase-III-Daten zeigen eine 31%ige Reduktion des klinischen Krankheitsverlaufes nach 18 Monaten gegenüber Plazebo bei der zugelassenen Patientengruppe (frühes Alzheimer mit milden Symptomen, spezifischer genetischer Hintergrund) laut BioArctic.
Fast zeitgleich erhielt Eli Lilly die EMA-Zulassung für Kisunla® (Donanemab), dessen Phase-III-Studie (TRAILBLAZER-ALZ 2) ebenfalls einen substanziellen Effekt nachweisen konnte: Signifikante Verlangsamung des kognitiven und funktionalen Verfalls bei Patienten mit frühem Alzheimer und bestätigter Amyloid-Pathologie. Kissunla besticht zudem als einzige Therapie, die eine Beendigung der Behandlung nach Erreichen minimaler Amyloid-Werte ermöglicht laut Stocktitan.
Neue Wissenspunkte und Einordnung
- Innovativer Wirkmechanismus: Leqembi® wirkt dual, richtet sich gegen Amyloid-Plaques und Protofibrillen, was auch nachgeschaltete tau-Pathologien beeinflussen kann. Damit adressiert erstmals ein zugelassenes Medikament beide zentrale Krankheitsmerkmale von Alzheimer laut PsychiatricTimes.
- Marktpotenzial und gesellschaftliche Relevanz: Der EU-Markt für Alzheimer-Therapien umfasst ca. 6,9 Mio. Erkrankte, Tendenz steigend. Studienprognosen gehen davon aus, dass sich die Patientenzahlen bis 2050 etwa verdoppeln werden, was die wirtschaftlichen Auswirkungen noch verstärkt.
- Selektive Anwendung und Nebenwirkungsprofil: Die Therapien sind nur für definierte Patientengruppen (genetisch selektiert) geeignet. Häufige unerwünschte Arzneimittelwirkungen wie Infusionsreaktionen (Leqembi: 26%), ARIA-H (13%), Kopfschmerzen und ARIA-E (9%) erfordern gezieltes Patientenscreening und Überwachung.
Reaktionen am Aktienmarkt und strategische Einschätzung
Die Aktien von BioArctic, Eisai, Biogen und Lilly sind nach den Nachrichten und erfolgreichen EU-Starts spürbar gestiegen. Analysten erwarten langfristig substanzielle Umsatzsteigerungen, vor allem durch einen „First-Mover-Vorteil“ und die in Europa einzigartige Zulassung auf Basis überzeugender Phase-III-Daten.
- Kaufen: BioArctic (NASDAQ Stockholm: BIOA B), Eisai, Lilly – insbesondere für Investoren mit Fokus auf innovative Biotech- und Pharmamärkte.
- Halten: Biogen, da die Partnerschaft mit Eisai Leqembi-Chancen bietet, aber eigene innovative Pipeline im Vergleich zum Wettbewerb hintansteht.
- Verkaufen: Unternehmen mit nur symptomorientierten oder Präparate älterer Generation ohne ursächlichen Wirkmechanismus (z.B. Donepezil, Memantine), denn die Nachfrage nach diesen Wirkstoffen dürfte langfristig abnehmen.
Wirtschaftliche Vor- und Nachteile durch neue Alzheimer-Therapien
Vorteile:
- Reduktion des gesellschaftlichen Gesamtaufwands für Pflege und Betreuung, da Patienten länger selbstständig bleiben.
- Massive Impulse für Life-Science- und Biotech-Sektoren, hohe Innovationsrendite und Vernetzung mit Forschungsstandorten.
- Steigende Wettbewerbsintensität bedingt sinkende Behandlungskosten mittelfristig.
Nachteile:
- Kostenexplosion in der Gesundheitsversorgung kurzfristig durch hochpreisige Therapien und Patientenscreening.
- Risiko von Nebenwirkungs-bedingten Komplikationen, die Gesundheitssysteme und Haftungsfragen belasten könnten.
- Erhöhung der Kapitalbindung in forschende Pharmaunternehmen und Biotechs, während generische Anbieter an Relevanz verlieren.
Ausblick: Was ist künftig zu erwarten?
Die kommenden Jahre werden geprägt von:
- Weiterer Expansion der Zulassungen in weiteren europäischen Ländern und anderen Weltregionen.
- Kombinationsstudien und Ausweitung der Indikationen (z.B. Prävention bei Risikopersonen, Anwendung bei fortgeschritteneren Stadien).
- Intensiver Preis- und Konkurrenzkampf, insbesondere mit Markteintritten weiterer Entwickler mit ähnlichen Wirkmechanismen.
- Erste „Real-World-Daten“ zur Wirksamkeit außerhalb der kontrollierten Studien, die den aktuellen Hype bestätigen oder abschwächen können.
Investoren sollten spezielle Schwerpunktsetzungen und die Pipeline der Unternehmen im Blick behalten. BioArctic und Lilly sind strategisch am besten positioniert. Die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Vorteile sind enorm, doch die tatsächliche Breitenanwendung hängt von Kosten, Versorgungsstrukturen und realen Therapieerfolgen ab. Pharma-Aktien mit neuen Alzheimer-Präparaten sind derzeit kaufenswert, aber selektive Risikoprüfung bleibt unerlässlich.



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