Tokenisierung von Aktien am Aktienmarkt: Wie Blockchain-Startups mit Wertpapier-Tokens das Finanzsystem verändern

Mitten in einer Boomphase für digitale Vermögenswerte sorgt seit dieser Woche das Schweizer Blockchain-Startup Backed Finance für Schlagzeilen: Das Unternehmen hat am 30. Juni 2025 gemeinsam mit der xStocks-Allianz über 60 tokenisierte US-Aktien und ETFs, darunter Schwergewichte wie Apple, Amazon und Tesla, auf der Solana-Blockchain platziert. Werden damit klassische Handelsplätze ernsthaft bedroht? Und welche Werte profitieren von diesem Trend? Analysten sehen insbesondere Tech-Giganten sowie die Anbieter der zugrundeliegenden Infrastruktur als Gewinner. Traditionelle Broker geraten durch fallende Gebühren und neue Liquiditätskanäle hingegen zunehmend unter Druck.

Tokenisierung am Aktienmarkt: Status Quo und neue Perspektiven

Tokenisierte Aktien sind digitale Entsprechungen realer Wertpapiere auf einer Blockchain. Sie bündeln die Rechte und Pflichten klassischer Aktien, sind aber als Token global, rund um die Uhr und fractional handelbar. Sichtbare Effekte sind laut einem Bericht der Bitcoinnews.ch sinkende Handelsgebühren – bis zu 70% günstiger als bei klassischen Anbietern – sowie eine Verdoppelung der Liquidität auf den größten Handelsplattformen im letzten Quartal.

• Backed Finance war einer der ersten Anbieter, der über lizensierte Strukturen hinaus mit sogenannten „xStocks“ auf Solana die Nasdaq-Welt tokenisiert und internationale Privatinvestoren einschließt.
• Größere Börsen, allen voran die NASDAQ, planen wie berichtet bei der US-SEC einen eigenen Marktplatz. Damit können Nutzer wählen: Aktie klassisch oder als Blockchain-Token. Der Übergang von Pilot zu Mainstream-Markt nimmt Fahrt auf.
• Die Zahl gelisteter Aktien ist 2025 laut Business Insider um den Faktor 5 gestiegen. Führende Wallets wie MetaMask oder Coinbase unterstützen bereits den Zugang zu On-Chain-Aktienportfolios.

Technischer und wirtschaftlicher Wandel durch die Blockchain

Die Blockchain eröffnet dem Aktienmarkt neue Spielräume: Fractional Ownership erlaubt den Teilverkauf von Aktien, was neue Anlegersegmente erschließt. 24/7-Handel, niedrigere Eintrittshürden und konfigurierbare Wertpapiere sorgen für globale Liquidität und eine Demokratisierung der Märkte. Besonders die Integration in dezentrale Börsen (DEX) begünstigt Handels- und Abwicklungsprozesse.

Institutionelle Investoren und Banken reagieren: Sie bündeln Ressourcen für die Infrastruktur und entwickeln Compliance-Lösungen für KYC, AML und steuerrechtliche Regulatorik. Die Vorteile:

• Erhöhte Effizienz und Geschwindigkeit der Abwicklung.
• Besserer Schutz vor Verwahrungsrisiken durch Blockchain-Transparenz.
• Geringere Kosten – sowohl für Neo-Broker als auch für Intermediäre.

Fallstricke und Herausforderungen: Risiken der Tokenisierung

Auch regulatorisch bleibt Vieles im Fluss: Nationale Behörden wie die US-SEC oder die FINMA in der Schweiz debattieren Zuständigkeiten, Investorenschutz und die Anforderungen an digitale Identität und Steuerpflicht. Trotz steigendem Interesse erwarten Branchenbeobachter kurzfristig erhöhte Volatilität und fungible Konkurrenzangebote durch synthetische Wertpapiere, was die Orientierung erschwert.

• Vollständig regulierte Token sind noch Ausnahme, viele Projekte bewegen sich im Graubereich.
• Rechtliche Rahmen für Übertragbarkeit, Dividendenzahlungen und Hauptversammlungen sind noch nicht eindeutig definiert.
• Potenzial für Marktmanipulationen durch neue, noch unregulierte Liquiditätsanbieter wächst parallel zum Volumen.

Welchen Unternehmen und Aktien winken Gewinne?

Die Gewinner der Tokenisierungswelle sind eindeutig Technologiekonzerne wie Apple, Amazon oder Tesla, deren Aktien schon heute als Token gehandelt werden und die von gesteigerter Liquidität und ständigem Zugang zu internationalen Kleinanlegern profitieren. Auch Anbieter der Blockchain-Infrastruktur wie Solana und Unternehmen wie Backed Finance bilden Hotspots für Wachstum.

• Kaufen: Apple, Amazon, Tesla (Aufnahme als Token beschleunigt Liquidität und globale Nachfrage).
• Halten: Anbieter wie Coinbase, MetaMask, etablierte US-Techwerte.
• Verkaufen/Reduzieren: Klassische Finanzintermediäre und Broker, die nicht in Tokenisierung investieren, laufen Gefahr, Geschäftsanteile an digitale Anbieter zu verlieren.

Zukunftsausblick: Wo führt die Tokenisierung hin?

Die Prognose fällt klar aus: In den nächsten Jahren werden immer mehr Aktien, ETFs und sogar Bonds als Token abgebildet – regulierte Produkte werden den Graumarkt verdrängen. Dezentrale Börsen und traditionelle Handelsplätze wachsen zusammen. Laut Branchenblick könnte bis 2030 jedes dritte gehandelte Wertpapier tokenisiert sein – mit massiven Auswirkungen auf das Investment- und Allokationsverhalten von Investoren und Unternehmen.

Aktienkäufer sollten besonders Tech-Titel und Blockchain-Infrastrukturwerte aufstocken und klassische Broker meiden, solange diese keine Tokenisierungsstrategie nachweisen. Für die Wirtschaft eröffnet die Tokenisierung nicht nur neue Märkte, sondern macht Kapital effizienter nutzbar, senkt Markteintrittsbarrieren und fördert Innovation. Allerdings könnte die Disruption klassische Arbeitsplätze im Finanzsektor bedrohen und kurzfristig für Unruhe an den Märkten sorgen. Mittel- bis langfristig wird sich das Modell verbreiten, sobald Regulierung und Technik die Brücken gebaut haben – und mit ihnen global skalierende Investment-Möglichkeiten für jeden.