US-Regierungsstillstand vor dem Ende: Übergangshaushalt stützt Märkte – was Anleger jetzt wissen müssen
Die Entscheidung im US-Kongress über einen Übergangshaushalt bis Ende Januar 2026 sorgt am Finanzmarkt für spürbare Entspannung. Nach wochenlangen Blockaden und dem längsten Regierungsstillstand (Shutdown) der US-Geschichte erwarten Investoren nun, dass zentrale Bundesbehörden in Kürze wieder ihren Betrieb aufnehmen. Prompt reagierten die Märkte am Morgen des 11.11. mit Kursgewinnen im S&P 500 sowie bei Titeln aus den Sektoren Verteidigung, Infrastruktur und Konsum. Riskieren jetzt ausgewählte Unternehmen erneut eine Sonderrolle, während Tech- und Wachstumswerte bislang als Verlierer gelten? Viele Anleger fragen sich: Ist jetzt der Zeitpunkt für Nachkäufe bei Rüstungs- und Rüstungszulieferern wie Lockheed Martin, oder sollten sie auf eine nachhaltige Erholung bei breiten Indizes setzen?
Regierungsstillstand nur bis Januar verhindert – zentrale Fakten im Überblick
Nach langem Ringen zwischen Republikanern und Demokraten hat der US-Senat am Sonntagabend entscheidende Hürden für einen Übergangshaushalt genommen. Der Etatentwurf muss formal noch durch das Repräsentantenhaus und Präsident Trump unterzeichnet werden. Bis spätestens Ende Januar 2026 muss ein vollständiger Bundeshaushalt beschlossen werden, sonst droht erneut ein Shutdown. Die Einigung sieht vor:
- Die Rückkehr und Nachzahlung von Gehältern für entlassene Bundesbeamte.
- Finanzierung wichtiger Sozialprogramme wie SNAP (Supplemental Nutrition Assistance Program) bis September 2026.
- Die geplante Abstimmung über weitere Krankenversicherungszuschüsse im Dezember.
Wesentliche Belastungen des vergangenen Monats – ausbleibende Gehälter, reduzierte Sozialhilfe und Engpässe an Flughäfen – dürften somit mittelfristig enden, sobald der Deal Gesetz wird (Quelle: Süddeutsche Zeitung).
Wie reagieren die Märkte und was bedeutet das kurzfristig?
Die Perspektive auf ein baldiges Ende des Stillstands löste am Montagmorgen einen Erleichterungsrally aus, insbesondere bei:
- Industrie- und Infrastrukturtiteln: Die Öffnung der Budgets dürfte Bau- und Rüstungsaufträge wieder beschleunigen.
- Konsumgüterkonzernen: Mit der Wiederaufnahme staatlicher Zahlungen und Sozialleistungen soll die Kaufkraft vieler Amerikaner wieder steigen.
- Banken und Versicherungen: Das Ende des Stillstands reduziert Zahlungsausfälle, etwa bei Hypotheken- oder Kreditkartenzahlungen.
Conversely, Technologieaktien (insbesondere die hoch bewerteten US-Riesen) verharren eher seitwärts, da Fiskalrisiken und die Unsicherheit um zukünftige Haushaltsstreitigkeiten Investitionen in langfristige Zukunftsprojekte weiter hemmen könnten. Nebenwerte aus dem Bereich erneuerbare Energien und Biotech bleiben durch unsichere Förderzusagen auch kurzfristig unter Druck (Quelle: manager magazin).
Analyse politischer Hintergründe und Auswirkungen auf Unternehmen
Die Einigung im Senat gelang nur durch mehrere Zugeständnisse an moderate Demokraten und einzelne Republikaner. Doch das politische Klima bleibt fragil. Nur sieben Demokraten unterstützten den Kompromiss, während ein Großteil der Partei – angeführt von Minderheitsführer Chuck Schumer – weiterhin blockierte. Der entscheidende Durchbruch wurde erst durch das späte Umschwenken des texanischen Senators John Cornyn erreicht.
Für die Märkte bedeutet diese Unsicherheit Folgendes:
- Unternehmen mit hohem Anteil an Behördenaufträgen – insbesondere Bauunternehmen, Rüstungsfirmen wie Lockheed Martin und Northrop Grumman sowie IT-Dienstleister für die US-Regierung – profitieren in den kommenden Wochen von nachgeholten Aufträgen.
- Fluggesellschaften und Betreiber von Flughäfen dürften sich mit abnehmenden Personalknappheiten erholen.
- Konsum- und Einzelhandel, etwa Walmart oder Target, erhalten Auftrieb durch die zügige Auszahlung von Unterstützungen wie SNAP, die wiederum die Kassen der großen Ketten füllt (Quelle: Handelsblatt).
- Allerdings: Technologiekonzerne mit Fokus auf staatliche Innovationsprojekte sehen weiter Verzögerungen, da Unsicherheiten über die eigentliche Haushaltsverabschiedung fortbestehen.
Risiken und Szenarien für die Gesamtwirtschaft
Der aktuelle Übergangsetat ist nur ein befristetes Pflaster: Bereits ab Februar droht ein erneuter Stillstand, falls sich Demokraten und Republikaner nicht über einen vollständigen Haushalt einigen können.
- Vorteile: Kurzfristige Stabilität der Märkte und Zahlung öffentlicher Gehälter sowie Sozialtransfers stärken Konsum und Unternehmensumsätze. Das Vertrauen der Investoren dürfte vorübergehend steigen.
- Nachteile: Anhaltende Unsicherheit hemmt Investitionen in langfristige Projekte und Innovationsinitiativen. Planungssicherheit für Behörden, Unternehmen und internationale Partner bleibt eingeschränkt.
Für den DAX und europäische Märkte könnte sich die Entspannung in den USA ebenfalls positiv auswirken, da Unternehmensrisiken infolge ausbleibender US-Geschäfte nun unwahrscheinlicher erscheinen.
Empfehlungen: Diese Aktien kaufen, halten oder verkaufen?
- Kaufen: Rüstungswerte (Lockheed Martin, Raytheon), Infrastrukturunternehmen (Caterpillar), große Einzelhandelskonzerne (Walmart). Diese profitieren sofort von ausstehenden Behördenausgaben und staatlichen Nachzahlungswellen.
- Halten: Versorger, Banken und Dividendenwerte, da sich das Zinsumfeld und Margen durch den vorübergehend stabilisierten US-Haushalt verbessern könnten.
- Verkaufen: Einzelne Technologiewerte, insbesondere solche, die stark auf öffentliche Innovationsförderung angewiesen und seit Monaten massiv gelaufen sind, könnten einer Korrektur unterliegen, falls der Streit im Januar erneut aufflammt.
Ausblick: Wie geht es weiter?
- Die Wahrscheinlichkeit für weitere Eskalationen ab Februar bleibt bestehen, da die strukturellen Konflikte zwischen Demokraten und Republikanern ungelöst sind.
- Anleger müssen bis Januar weiterhin mit Volatilität und überraschenden Wendungen rechnen – insbesondere bei politisch sensiblen Titeln.
- Die langfristigen Investitionsperspektiven in den USA hängen vom nachhaltigen Abschluss der Haushaltsverhandlungen ab. Internationale Investoren bleiben deshalb zurückhaltend.
- Innovationsprojekte und große staatliche Infrastrukturprogramme werden weiterhin aufgeschoben oder gestreckt.
Ungeachtet der kurzfristigen Markt-Rally ist Vorsicht geboten: Wer bei Rüstung, Einzelhandel und Infrastruktur aktuell nachkauft, sollte eng begleiten, wie sich der politische Streit um den US-Haushalt ab Januar entwickelt. Für Technologietitel könnte eine erneute Blockade zu deutlichen Kursverlusten führen. Langfristige Anleger fahren bislang besser mit einer robusten Diversifikation und Flexibilität im Portfolio.



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