Moderna treibt mRNA-Grippeimpfstoff voran – Chancen, Risiken und Marktausblicke für 2026
Aktueller Stand: Moderna stellt Phase-III-Daten für mRNA-1010 vor
Moderna, bekannt als Pionier der mRNA-Impfstofftechnologie, hat am 13. Oktober 2025 erneut für Aufsehen gesorgt: Das Unternehmen präsentierte überzeugende Ergebnisse aus der entscheidenden Phase-III-Studie zu seinem saisonalen Grippeimpfstoffkandidaten mRNA-1010, die zeigen, dass der Impfstoff bei Erwachsenen ab 50 Jahren eine signifikant höhere Wirksamkeit als zugelassene Standarddosis-Grippeimpfstoffe erreicht (GPK mbH). Besonders bemerkenswert: Das mRNA-basierte Vakzin reduzierte das Risiko für grippeähnliche Erkrankungen in dieser Altersgruppe um 27 % im Vergleich zu den derzeit auf dem Markt befindlichen Grippeimpfstoffen, einschließlich solcher von GSK (Biopharma Dive). Auch bei über 65-Jährigen lag die Effektivität auf ähnlichem Niveau.
Innovation und Marktpotenzial: mRNA-Boost für den Grippemarkt
Moderna befindet sich damit auf dem Weg, den ersten mRNA-basierten Grippeimpfstoff in den USA einzuführen – voraussichtlich zur Saison 2026/2027. Die Vorteile liegen auf der Hand: mRNA-Impfstoffe lassen sich schneller an neue Virusvarianten anpassen, was die saisonale Impfstoffproduktion flexibler und im Idealfall effektiver macht. Zudem zeigt Moderna, dass seine Plattform auch jenseits von COVID-19 kommerzielles Potenzial hat – ein wichtiger Schritt für das Unternehmen, das mit sinkenden COVID-19-Booster-Raten zu kämpfen hat (Biopharma Dive).
Gleichzeitig arbeitet Moderna an einem Kombinationsimpfstoff gegen Grippe und COVID-19. Die aktuellen Studiendaten zu mRNA-1083 zeigen, dass dieser eine stärkere Immunantwort gegen beide Krankheiten auslöst als Einzelimpfungen. Die Einreichung bei der FDA erfolgte bereits, wurde aber aus Produzentensicht „freiwillig zurückgezogen“, was auf regulatorische oder strategische Herausforderungen hindeuten könnte.
Wettbewerbslage: Wer profitiert, wer verliert?
Der Erfolg von Moderna im Grippemarkt hätte unmittelbare Auswirkungen auf die Wettbewerber. GSK, Sanofi, Seqirus und andere etablierte Pharmakonzerne dominieren derzeit das Geschäft mit klassischen Grippeimpfstoffen. Gerade die Hochdosis- und MF-59-adjuvantierten Impfstoffe für über 60-Jährige gelten aktuell als Goldstandard, wie die jüngsten Empfehlungen der STIKO zeigen (KVHB Bremen). Moderna könnte mit seinem mRNA-Ansatz nicht nur die Wirksamkeit weiter steigern, sondern auch die Produktionsgeschwindigkeit – ein klarer Wettbewerbsvorteil, wenn sich die Daten im Alltag bestätigen.
- Erwartete Gewinner: Moderna steht vor einem wichtigen Zusatzgeschäft, das das Unternehmen von der COVID-Abhängigkeit lösen könnte. Analysten sehen Potenzial für deutliches Umsatzwachstum, insbesondere wenn Kombinationsimpfstoffe auf den Markt kommen.
- Potenzielle Verlierer: Hersteller von Standard-Grippeimpfstoffen wie GSK, Sanofi oder Seqirus könnten Marktanteile verlieren, sobald Moderna in den USA und später auch in Europa zugelassen wird. Hochdosis- und adjuvantierten Impfstoffen bleibt vorerst eine Nische, zumal sie für bestimmte Altersgruppen weiterhin empfohlen werden.
Herausforderungen: Nebenwirkungen und Akzeptanz
Moderna betont, dass die Nebenwirkungsrate von mRNA-1010 vergleichbar mit denen klassischer Grippeimpfstoffe sei – vor allem lokale Reaktionen an der Injektionsstelle sowie milde, grippeähnliche Symptome. Allerdings gab es in einer anderen Studie Hinweise auf mehr unerwünschte Effekte, was die FDA zu genauerer Prüfung veranlassen könnte. Die Akzeptanz von mRNA-Impfstoffen bleibt ein Unsicherheitsfaktor, zumal die Nachfrage nach COVID-19-Boostern zurückgeht und es Vorbehalte gegenüber der neuen Technologie gibt.
Konsequenzen für die Gesamtwirtschaft
Vorteile
- Effizientere Produktion: mRNA-Plattformen ermöglichen eine schnellere Anpassung an neue Virusvarianten, was Engpässe in der Impfstoffversorgung reduzieren und die saisonale Planung erleichtern kann.
- Verbesserter Gesundheitsschutz: Eine höhere Wirksamkeit gerade bei älteren Menschen könnte die Krankheitslast und damit die Kosten für das Gesundheitssystem senken.
- Innovationsschub: Die mRNA-Technologie könnte neue Standards setzen, nicht nur in der Grippeprävention, sondern auch bei anderen Infektionskrankheiten.
Risiken
- Marktkonzentration: Ein Erfolg von Moderna könnte die Impfstoffbranche weiter von wenigen Playern abhängig machen, was die Preisdynamik beeinflusst.
- Akzeptanzprobleme: Skepsis gegenüber mRNA-Technologie bleibt ein Hemmnis, das die Marktdurchdringung bremsen könnte.
- Regulatorische Hürden: Die Zulassung von Kombinationsimpfstoffen ist komplex und könnte sich verzögern.
Ausblick: Was kommt nach 2026?
Moderna steht vor einem wichtigen Inflexionspunkt. Gelingt die Zulassung von mRNA-1010, könnte das Unternehmen seinen Technologievorsprung auf andere Indikationen ausweiten – etwa bei RSV oder Krebs. Die mRNA-Plattform hätte damit das Potenzial, zum Standard in der Vakzinologie zu werden. Gleichzeitig könnten Kombinationsimpfstoffe (etwa gegen Grippe und COVID-19) den Markt neu ordnen, sofern die Akzeptanz stimmt.
Voraussetzung bleibt jedoch, dass Moderna die regulatorischen Hürden meistert und die erzielten Studienergebnisse im echten Leben bestätigt werden. Die Dynamik auf dem Grippemarkt wird sich in den nächsten Jahren spürbar verändern – mit hoher Unsicherheit für etablierte Hersteller und großem Wachstumspotenzial für mRNA-Spezialisten wie Moderna.
Fazit: Moderna ist mit seinem mRNA-Impfstoff gegen Grippe auf einem vielversprechenden Weg und könnte ab 2026 das Impfstoffgeschäft neu aufmischen. Für Investoren lohnt sich ein genauer Blick auf Moderna als Wachstumswert, während klassische Impfstoffhersteller wie GSK oder Sanofi eher defensiv zu betrachten sind. Die mRNA-Technologie birgt Chancen für Effizienz und Innovation, aber auch Risiken durch regulatorische und akzeptanzbedingte Unsicherheiten. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob mRNA nicht nur eine Pandemie, sondern auch die saisonale Grippe erobert.
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