Industriezahlen unter Druck: Ifo-Geschäftsklimaindex fällt im September 2025 auf 87,7
Deutliches Minus beim Ifo-Index: Krise der deutschen Industriekonjunktur?
Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im September 2025 auf 87,7 Punkte abgerutscht und markiert damit den tiefsten Stand seit Mai. Das Minus von 1,2 Punkten im Vergleich zum Vormonat ist das stärkste seit über einem Jahr und hat die Erwartungen vieler Analysten deutlich unterschritten. Sowohl die Einschätzung der aktuellen Geschäftssituation als auch die zukünftigen Erwartungen trübten sich ein: Während dienstleistungsnahe Branchen bereits im Frühjahr erste Warnsignale sendeten, zeigt nun vor allem die Industrie – insbesondere Automobil, Maschinenbau und Chemie – deutliche Schwäche. Was bedeutet das für Anleger, Investoren und die Gesamtwirtschaft? Welche Werte könnten jetzt dennoch Chancen bieten?
Branchenspezifische Entwicklung: Industrie schwächelt, Bau hellt sich auf
Die Auswertung des Ifo-Instituts zeigt, dass die Industrie besonders negativ hervorsticht. Unternehmen sind weniger zufrieden mit dem aktuellen Geschäft, Aufträge bleiben aus, und die Erwartungen für die kommenden Monate sind angespannt. Nur im Baugewerbe deutet sich eine leichte Erholung an: Hier stieg der Index geringfügig, und die Unternehmen blicken vorsichtig optimistisch in die Zukunft (ifo).
Beispielsweise berichten viele Automobilzulieferer und Maschinenbauer von Rückgängen bei Neuaufträgen und Investitionen. Dagegen bleibt der Handel gespalten: Während der stationäre Einzelhandel leicht anholt, leidet der Großhandel unter globalen Unsicherheiten und sinkenden Margen.
- Industrie: Sinkende Auftragseingänge, trübe Erwartungen.
- Service-Sektor: Stimmungsdämpfer, insbesondere in Logistik und Transport.
- Bau: Geringer Stimmungsanstieg, aber Unsicherheit bleibt.
- Handel: Einzelhandel stabilisiert, Großhandel verliert weiter.
Ursachen: Globale Unsicherheit & Politische Risiken
Laut aktuellen Analysen wirkt vor allem die Unsicherheit bezüglich globaler Handelsbeziehungen und US-Zollpolitik belastend (Trading Economics). Hinzu kommen strukturelle Probleme wie eine hohe Energiekostenbelastung, schleppende Digitalisierung und ein Mangel an qualifizierten Fachkräften. Die Industrie leidet aktuell unter einer Investitionszurückhaltung, ausgelöst durch politische Unwägbarkeiten und die weiterhin ungeklärte Zukunft von zentralen Lieferketten – insbesondere im Kontext geopolitischer Konflikte.
Immer wieder wird auch auf die Rolle der EZB und deren Geldpolitik verwiesen. Die Perspektiven für die kommenden Quartale bleiben gedrückt, da höhere Zinsen einerseits die Finanzierungskosten verteuern, andererseits kaum Impulse für die Realwirtschaft erkennbar sind.
- Geopolitische Risiken: Handelsstreit, Irregularitäten in Zulieferketten.
- Monetäre Einflussfaktoren: Erhöhte Kosten, Unsicherheit über Zinsentwicklung.
- Strukturelle Defizite: Fachkräftemangel, Innovationsstau.
Analyse & Handlungsempfehlungen für Anleger
Gewinner- und Verliereraktien im aktuellen Umfeld
Vor dem Hintergrund der aktuellen Daten sollten Anleger bei klassischen Zyklikern wie Automobil (u.a. Volkswagen, BMW), Maschinenbau und Chemie (zum Beispiel BASF) vorsichtig sein. Rückgänge bei Neuaufträgen könnten sich negativ in den kommenden Quartalszahlen niederschlagen und die Kurse weiter belasten. Dagegen empfehlen Experten die Haltung von Aktien aus Bau und ausgewählten Einzelhandelstiteln – beispielsweise Hornbach Holding aus dem Baumarktsegment und größere Lebensmittelhändler, die von anhaltender Konsumfreude profitieren könnten.
- Kaufen: Bauaktien (STRABAG, Hornbach), ausgewählte Konsumwerte.
- Halten: Infrastruktur, defensive Titel mit niedriger Konjunkturabhängigkeit.
- Verkaufen: Industriezykliker, Automobilzulieferer, Chemieunternehmen.
Vor- und Nachteile für die Wirtschaft
Vorteile: Eine schwächere Industriekonjunktur könnte politische Reformen anstoßen und längst überfällige Investitionen in Innovation und Digitalisierung beschleunigen. Zudem könnten sinkende Rohstoffpreise entlastend wirken.
Nachteile: Kurzfristig drohen Arbeitsplatzverluste, sinkende Steueraufkommen und eine geringere Investitionsdynamik. Das Risiko einer Stagnation bleibt bei fortdauernder Unsicherheit hoch.
Ausblick: Wie entwickelt sich das Geschäftsklima?
Prognosemodelle deuten darauf hin, dass sich das Ifo-Geschäftsklima bis 2026 auf niedrigem Niveau (87,0 Punkte) stabilisieren könnte, bevor ab 2027 eine behutsame Erholung auf rund 91 Punkte erwartet wird (Statista). Dennoch bleibt das Tempo der wirtschaftlichen Erholung abhängig von externen Faktoren, vor allem von globalen Märkten, technologischem Fortschritt und politischer Stabilität in Europa. Investoren sollten in den kommenden Quartalen mit erhöhten Schwankungen und Volatilität rechnen.
Für Anleger empfiehlt sich, Positionen in zyklischen Industrieaktien vorsichtig zu reduzieren und defensive sowie bau- und konsumorientierte Werte zu bevorzugen. Die Wirtschaft steht vor Herausforderungen, aber auch Chancen durch nötigen Strukturwandel und Innovation. Die weitere Entwicklung wird stark von internationalen Verflechtungen und politischen Entscheidungen abhängen.



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