IATA-Warnung: Fluglinien stehen 2025 vor milliardenschweren Zusatzkosten durch Lieferkettenprobleme – Wer profitiert, wer verliert?
Die IATA schlägt Alarm: Fluggesellschaften drohen im Jahr 2025 durch Lieferkettenprobleme Zusatzkosten von über 11 Milliarden US-Dollar. Steckenbleibende Auslieferungen neuer Flugzeuge, fehlende Ersatzteile und gestiegene Wartungskosten bringen den Sektor in Bedrängnis – nicht nur branchenweite Player wie Airbus und Boeing sind betroffen, sondern vor allem auch Fluglinien, die auf planbare Cashflows angewiesen sind. Können Anleger in den Flugzeugbauern oder Zulieferern nun profitieren? Welche Konzerne stehen vor höchsten Belastungen, welche vor Chancen?
Hintergründe und aktuelle Erkenntnisse zur Lieferkettenkrise
Die aktuelle IATA-Studie verdeutlicht, dass sich die Situation für Airlines 2025 noch verschärft hat. Mit einem Rekordauftragsbestand von über 17.000 neuen Flugzeugen, aber massiven Verzögerungen seitens Flugzeughersteller und Zulieferbetriebe müssen Airlines ihre Flottenstrategien neu ausrichten. Es fehlen schlichtweg die notwendigen Maschinen und Teile, um dem Nachfragetrend nach Flügen adäquat begegnen zu können. Ursache sind anhaltende Rohstoffknappheit, Arbeitskräftemangel und chronische Probleme in der globalisierten Zulieferkette
- Ältere Maschinen müssen länger betrieben werden – neue, effizientere Flugzeuge liegen auf Halde. Das treibt den Treibstoffverbrauch und erschwert Kostensenkungen (aviation.direct).
- Der Pyrrhussieg der Aftermarket-Player: Ersatztriebwerke werden verstärkt geleast, da laufende Wartung und fehlende Ersatzteile den normalen Betrieb bremsen. Die Leasingraten haben sich seit 2019 um 20 bis 30 Prozent erhöht.
- Lagerhaltungskosten explodieren: Airlines müssen mehr kritische Komponenten vorhalten – die Kosten für Überbestände werden auf jährlich 1,4 Milliarden US-Dollar allein 2025 geschätzt (onvista).
- Insbesondere größere Legacy-Carrier werden durch den erhöhten Wartungsbedarf und die mangelnde Verfügbarkeit von Kapazitäten im Aftermarket belastet. Für Billigflieger könnte ein Vorteil entstehen, da ihre Flotten typischerweise jünger sind und sie flexibler auf Engpässe reagieren können.
Wettbewerb und Marktkräfte: Wer sitzt am längeren Hebel?
Die Zusatzkosten setzen sich laut IATA wie folgt zusammen:
- 4,2 Milliarden USD aus höherem Treibstoffverbrauch wegen alternder Flotten
- 3,1 Milliarden USD aus Wartungsmehraufwand
- 2,6 Milliarden USD aus zusätzlichen Triebwerks-Leasings
- 1,4 Milliarden USD für größere Ersatzteillager
Während die operativen Margen der Airlines mit durchschnittlich 6,7 Prozent niedrig sind, erzielen die Top-Zulieferer laut IATA-Analyse aktuell Gewinnspannen im mittleren 20-Prozent-Bereich. IATA-Chef Willie Walsh forderte deshalb mehr Wettbewerb im Ersatzteilmarkt, der in den letzten Jahren von massiver Konsolidierung geprägt war. Walsh regte zudem an, die aktuelle Marktmacht der Flugzeughersteller wie Airbus und Boeing sowie ihrer Großzulieferer auf kartellrechtswidrige Praktiken zu überprüfen (trend.at).
Ausblick für Anleger und betroffene Unternehmen
Kurzfristig profitieren vor allem Leasing- und Wartungsspezialisten sowie Teilezulieferer mit starker Marktposition. Airline-Aktien geraten unter Druck, insbesondere Linien mit überdurchschnittlich alter Flotte und schwacher Liquiditätsausstattung. Flugzeugbauer wie Boeing und Airbus stehen im Spannungsfeld: Ihre Margen sind bedroht, solange strukturelle Engpässe ungelöst bleiben – dennoch sichert der Auftragsüberhang beim nächsten Aufschwung Umsatzpotenzial.
- Kaufen: Aktien von MRO-Firmen (z.B. Lufthansa Technik), Komponenten- und Ersatzteil-Zulieferern mit Preis-Macht
- Halten: Airbus und Boeing (Auftragsbestand schützt partiell, operative Risiken bleiben hoch)
- Verkaufen: Airlines mit alternder Flotte, geringem Sparkapital und schwacher Kundenbindung (z.B. solche, die stark auf Langstrecke und komplexe Flotten setzen)
Gesamtwirtschaftliche Folgen – Vor- und Nachteile
- Nachteil: Sinkende Investitionsbereitschaft in der Luftfahrtbranche, teurere Tickets und langsamere Flottenerneuerung können Wachstum dämpfen.
- Vorteil: Chancen für Innovationen bei Wartungs- und Leasingunternehmen, Nachfragestimulation für die Aftermarket-Industrie; gezielter Markteintritt neuer Anbieter möglich.
- Langfristig: Druck zur Modernisierung der Lieferketten, stärkere Diversifikation der Sourcing-Strategien und mögliche Dekonsolidierung am Ersatzteilmarkt.
Blick in die Zukunft
Der Strukturwandel in der Luftfahrtzulieferkette wird anhalten. Engpässe werden kurzfristig weiterbestehen, da Flugzeughersteller noch mehrere Jahre benötigen, um Rückstände abzuarbeiten. Airlines werden zunehmend Lobbyarbeit für offene Märkte und mehr Wettbewerber im Ersatzteil- und Wartungssegment machen. Für Anleger bleiben MRO- und Spezialzulieferer aussichtsreich, Airlines jedoch eine Wette auf strukturelle Erneuerungsprozesse mit hohem Risiko.
Die Lieferkettenkrise in der Luftfahrt ist keine vorübergehende Delle, sondern dürfte mittel- bis langfristig den Investitionsfokus von Airlines, Zulieferern und Anlegern verändern. Wer Wachstum in Aftermarket, Digitalisierung und flexible Kapazitätssteuerung setzt, profitiert. Anleger sollten sich bei traditionellen Airline-Aktien eher zurückhalten, während Servicefirmen und MRO-Anbieter mit Preissetzungsmacht zu den klaren Gewinnern zählen.



Kommentar abschicken