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Digitalisierung in der Pflege: Roboter-Assistenten auf dem Vormarsch in deutschen Krankenhäusern

Digitalisierung in der Pflege: Roboter-Assistenten auf dem Vormarsch in deutschen Krankenhäusern

Die Digitalisierung der Pflege ist längst nicht mehr nur ein Zukunftsprojekt, sondern nimmt bereits heute konkrete Gestalt in deutschen Kliniken an. Angesichts des Fachkräftemangels und wachsender Anforderungen im Gesundheitssystem setzen viele Häuser zunehmend auf Roboter-Assistenten. Doch wie erfolgreich sind diese Technologien, welche Unternehmen und Projekte treiben die Entwicklung voran, und was sagt die Praxis?

Der Status Quo: Wo stehen Roboter-Assistenten derzeit in deutschen Krankenhäusern?

Forschungsprojekte wie HospiBot, die von Teams aus Kiel und Dänemark entwickelt werden, bringen flexible Unterstützungsroboter direkt ins Krankenhaus. Sie übernehmen Aufgaben wie das Begrüßen und Begleiten von Patienten, patrouillieren Flure oder transportieren Proben und Medikamente. Ziel ist, das Pflegepersonal zu entlasten und positive Interaktionserfahrungen für Patienten zu schaffen. Besonders in Kinderkliniken helfen Empfangs-Roboter, Ängste bei jungen Patientinnen und Patienten abzubauen. Bereits im Herbst 2024 sollen die ersten Modelle zur regelmäßigen Nutzung bereitstehen. Die Projekte werden dabei eng mit Klinikpersonal abgestimmt, um möglichst praxisnahe Lösungen zu entwickeln (Innovations Report).

Innovative Beispiele aus der Praxis: Vom Prototyp zum Klinikalltag

Ein prominentes Beispiel ist der multifunktionale Roboter HolliE, der am Klinikum Karlsruhe nicht nur für Transport- und Logistiktätigkeiten, sondern auch für interaktive Assistenz und Wunddokumentation eingesetzt wird. Diese Systeme sind so angelegt, dass sie in hochdynamischen Umgebungen sicher und effizient agieren können. Die komplexe Steuerung erfordert fortlaufende Anpassungen, doch die bisherigen Rückmeldungen von Personal und Patienten sind eindeutig: Die Roboter werden als wertvolle Ergänzung im Alltag gesehen. Auch spezialisierte Roboterarme wie der Aria V2 von Accrea Engineering finden Anwendung, etwa bei der Unterstützung von Menschen mit neuromuskulären Erkrankungen. Sie sind flexibel am Patientenbett, Rollstuhl oder Tisch adaptierbar und bieten direkte Hilfe bei Mobilitätsverlust (kma Online).

Robotik im OP: Chirurgische Präzision durch maschinelle Unterstützung

Auch in den Operationssälen deutscher Krankenhäuser sind Roboter schon Realität. Die orthopädische Klinik Braunfels setzt seit März 2024 Roboter bei Knie-Operationen ein. Über 200 Patienten haben bereits von der präzisen Verfahrensweise dieser neuen Technologie profitiert, die besonders bei Implantationen von Knieprothesen für mehr Genauigkeit und bessere post-operative Ergebnisse sorgt. Der Chefarzt der Klinik betont: Fortschritte bei Roboterunterstützung und Implantattechnik führen dazu, dass heute mehr Patientinnen und Patienten von einer deutlichen Steigerung der Lebensqualität profitieren – und diese Entwicklung wird sich weiter fortsetzen (ATOS Kliniken).

Technische und gesellschaftliche Herausforderungen

  • Interaktion und Akzeptanz: Entscheidend für Erfolg oder Misserfolg der Roboter ist nicht nur ihre Technik, sondern auch die Akzeptanz durch Pflegekräfte und Patienten. Projekte wie HospiBot legen deshalb Wert auf eine freundlich gestaltete, interaktive Präsenz.
  • Komplexität der Steuerung: Gerade der Einsatz in realen Klinikabläufen mit ständig wechselnden Situationen und unvorhersehbaren Ereignissen stellt enorme Anforderungen an die Robotersteuerung und Weiterentwicklung dar.
  • Schnittstellen zur Pflege: Roboter sind noch kein Ersatz für menschliche Empathie und die professionelle Pflege, sondern vielmehr darauf ausgelegt, das Personal von Routinetätigkeiten zu entlasten, sodass mehr Zeit für Zuwendung und Behandlungsqualität bleibt.

Was sagen aktuelle Studien und Prognosen?

Laut ersten Feldstudien sind Roboter bereits heute in der Lage, 20 bis 40 % der administrativen oder logistisch orientierten Pflegetätigkeiten technisch zu übernehmen und so durchschnittlich zehn Arbeitsstunden pro Woche und Pflegekraft einzusparen. Gleichzeitig lässt sich beobachten, dass die Bereitschaft, mit Assistenz-Robotern zusammenzuarbeiten, unter dem Druck des Pflegemangels wächst – gerade jüngere Pflegekräfte stehen technischen Lösungen häufig offen gegenüber.

Zukunftsausblick, Vorteile und Herausforderungen:

Die größten Vorteile von Roboter-Assistenten in der Pflege sind Effizienzsteigerung, Entlastung des Personals, geringere Fehleranfälligkeit bei Routineaufgaben und ein Zugewinn an Zeit für zwischenmenschliche Pflege. Demgegenüber stehen Herausforderungen wie die hohe Investitionssumme, technische Störanfälligkeit und die Notwendigkeit, Akzeptanz durch Schulung und Kommunikation zu fördern. In den kommenden Jahren wird erwartet, dass der Einsatzbereich der Roboter weiter wächst und sich auf komplexere Aufgaben wie Monitoring, Medikamentendosierung oder psychosoziale Unterstützung ausdehnt. Mensch und Technik sollen dabei Hand in Hand arbeiten und so die Pflegequalität insgesamt verbessern. Davon könnten sowohl Patienten durch individuellere Betreuung als auch die Wirtschaft durch wachsende Innovationsfelder profitieren. Viele hoffen darüber hinaus auf einen Imagewandel in der Pflege und steigende Attraktivität des Berufs.

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