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Deutsche Wirtschaft schrumpft drittes Jahr in Folge – Außenhandel mit Negativrekord laut HRI-Konjunkturprognose

Deutsche Wirtschaft schrumpft drittes Jahr in Folge – Außenhandel mit Negativrekord laut HRI-Konjunkturprognose

Die Frage, wie sich die deutsche Wirtschaft nach drei Jahren negativer Wachstumsraten behaupten kann, ist aktueller denn je. Laut der jüngsten HRI-Konjunkturprognose markiert 2025 ein historisches Tief: Noch nie gab es in der Nachkriegsgeschichte drei schrumpfende Jahre in Folge. Die Industrie als tragende Säule der deutschen Wirtschaft schwächelt und drückt sowohl auf Arbeitsmarkt als auch auf Steueraufkommen. Dies wirft die Frage auf, ob Branchen wie Technologien oder defensive Konsumgüter von der Entwicklung profitieren könnten und klassische Exportwerte auf die Verliererseite geraten.

Aktueller Befund: Schrumpfende Wirtschaftsleistung und Negativrekord im Außenhandel

Die aktuellen Analysen des Handelsblatt Research Institute (HRI) sind ernüchternd: Die reale Wirtschaftsleistung Deutschlands wird 2025 voraussichtlich knapp unter dem Vorkrisenniveau des Jahres 2019 liegen, woraus sechs verlorene Jahre resultieren. Die Industrieproduktion rangiert aktuell auf dem Stand von 2010, insbesondere der Maschinenbau und die Automobilbranche zeigen weiterhin strukturelle Schwächen. Die Zurückhaltung in den Exportmärkten und eine schwache Nachfragedynamik aus China und den USA führen zu einem Negativrekord beim Außenhandel. Ein Haushaltsdefizit verbaut der Regierung die Möglichkeit, expansive fiskalpolitische Maßnahmen zu ergreifen.

  • Arbeitsmarkt: Die Zahl der Arbeitslosen steigt laut HRI-Prognose 2025 erstmals seit 2015 wieder über die Marke von drei Millionen an.
  • Konsum: Der private Konsum gewinnt minimal um 0,2 %, kompensiert aber nur den Rückgang aus dem Vorjahr und bleibt schwach.
  • Industriesektor: Kommt kaum aus der Krise heraus; der Export leidet besonders unter höheren US-Zöllen und geopolitischer Unsicherheit.

Triebkräfte, Debatten und Perspektiven

Der Krisentrend hat verschiedene Ursachen – von geopolitischer Fragmentierung und gestiegenen Energiekosten bis zu stockenden Reformen und zurückhaltenden Investitionen. Wirtschaftsexperten diskutieren, ob Deutschland vor einem „verlorenen Jahrzehnt“ steht oder noch technologische und politische Chancen nutzen kann. Besonders der Technologiebereich (Automatisierung, KI, Batterieforschung) und defensive Konsumaktien (Lebensmittel, Pharma) bieten in dieser Phase einen gewissen Schutz vor kurzfristigen Verwerfungen. Dagegen werden exportabhängige Industriewerte weiterhin empfindlich getroffen.

  • Reformen: Laut Kritikern wie im Staatsanzeiger laufen Strukturmaßnahmen in die falsche Richtung, was die Innovationskraft bremst.
  • Außenhandel: Die Exportbilanz ist weiter angespannt, da sich globale Lieferketten und Märkte verschieben.
  • Aktienmarkt: Unternehmen wie Siemens und BASF erleben Kursverluste, während SAP, Deutsche Telekom oder defensive Konsumtitel vergleichsweise stabil bleiben.

Fallstudien und aktuelle Zahlen

Die Industrieproduktion lag zuletzt über 10% unter dem Vorkrisenniveau, besonders deutlich bei Automobilzulieferern und Maschinenbauern. Technologieunternehmen wie Infineon trotzen dem Trend durch eine starke Position im globalen Chipmarkt, während Exportfirmen aus der Chemie- und Metallbranche nach wie vor Schwierigkeiten haben, margenstark neue Märkte zu besetzen. Der Einzelhandel (z. B. Rewe, Edeka) profitiert hingegen leicht von höherem privaten Konsum und defensiver Nachfrage in der Krise.

  • Statistik: Der einstige Rekord-Außenhandelsüberschuss ist 2025 laut HRI fast vollständig rückläufig.
  • Beispiel: Volkswagen schreibt im jüngsten Quartal erstmals seit Jahren operative Verluste, da die Nachfrage aus Asien stagniert. SAP hingegen verzeichnet steigende Cloud-Umsätze.

Empfehlungen und Ausblick

Welche Aktien jetzt kaufen, halten oder verkaufen?

  • Kaufen: Aktien aus Technologie, Telekommunikation und defensiven Konsumgütern wie SAP, Deutsche Telekom, Fresenius und Nestlé weisen in diesem Umfeld hohe Resilienz auf.
  • Halten: Finanzwerte und Versorger, die von Inflation und Zinsrückgängen profitieren könnten (z. B. Allianz, E.ON).
  • Verkaufen: Exportabhängige Industrieunternehmen (z. B. Volkswagen, BASF, ThyssenKrupp), deren Margen unter Druck bleiben.

Vor- und Nachteile für die Wirtschaft

  • Vorteile: Strukturwandel hin zu Technologie und Dienstleistungen könnte langfristig Innovation und Wachstum fördern, sofern Investitionen anziehen.
  • Nachteile: Deindustrialisierung, steigende Arbeitslosigkeit und ein allgemeiner Rückgang der Steuereinnahmen schwächen die wirtschaftliche Basis und das Sozialsystem. Der soziale Zusammenhalt steht unter Druck.

Zukunftsaussichten

  • Die aktuelle Schwäche könnte mittelfristig zu einem Umbau der deutschen Wirtschaft führen, wobei Technologie und Dienstleistungen an Gewicht gewinnen.
  • Bleiben Reformen und Impulse aus, droht ein „verlorenes Jahrzehnt“ in Wachstum und Beschäftigung.
  • Die Kursentwicklung bei Industrie- und Exportwerten bleibt volatil und wird stark von geopolitischen Entwicklungen beeinflusst.

Angesichts der anhaltenden Schwäche lohnt aus Investment-Sicht vor allem ein Fokus auf Branchen mit strukturellem Rückenwind, wie Digitalisierung und defensive Konsumgüter. Wer auf ein baldiges Comeback der klassischen Exportindustrie hofft, sollte sehr selektiv vorgehen und kurzfristige Rückschläge einplanen. Der gesellschaftliche Druck zu Reformen wächst – ob daraus echter Schwung entsteht, bleibt die zentrale Frage der nächsten Jahre.

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