Michael Burry wirft AI-Giganten aggressive Bilanzierung vor – Oracle und Meta unter Beschuss
Sind die beeindruckenden Gewinne von Oracle und Meta Platforms wirklich haltbar – oder verbirgt sich im KI-Boom der nächste Bilanzskandal? Mit dieser spitzen Frage setzt Michael Burry, der legendäre „Big Short“-Investor, aktuell die Tech-Branche und Wirtschaftspresse in Aufruhr. Während ein Großteil des Marktes weiter KI-bezogene Aktien wie Nvidia, Oracle, Meta oder Palantir favorisiert, geht Burry auf Konfrontationskurs: Er sieht nicht nur eine massive Überbewertung von KI-Hyperscalern, sondern empfiehlt teils sogar offene Short-Positionen auf diese Aktien und warnt so aktiv Anleger. Auch wenn sich die Kurse vorerst noch robust zeigen: Wer jetzt genau hinschaut, kann aus Burrys Analyse ziehen, welche Aktien ein Risiko bergen könnten und wo defensive Haltestrategien mehr Sinn machen.
Hintergrund: Burry vs. Hyperscaler – Was steckt hinter den Vorwürfen?
Im Zentrum der Debatte steht Burrys Anschuldigung, dass führende Anbieter von Cloud- und KI-Infrastruktur – namentlich Oracle und Meta Platforms, aber auch Branchenriesen wie Microsoft, Google und Nvidia – ihre Gewinne durch aggressive Bilanzierungsmethoden künstlich aufblähen. Der Kernvorwurf:
- Große Tech-Unternehmen verlängern die bilanzielle Nutzungsdauer von Servern und KI-Chips in den Rechenzentren. Die Buchwerte der Hardware werden damit langsamer abgeschrieben als es die tatsächliche technologische Alterung nahelegt.
- Dadurch erscheinen die ausgewiesenen Gewinne der Unternehmen kurzfristig aufgebläht, während real das Wertverfallen der Anlagen unterschätzt wird.
- Laut Burrys Schätzungen könnten so zwischen 2026 und 2028 bis zu 176 Milliarden US-Dollar an notwendigen Abschreibungen in den Bilanzen verschleiert werden. Besonders kritisch: Oracle überschätze seine Gewinne bis 2028 um etwa 27%, Meta um etwa 21%.
Burry zieht dabei Parallelen zu Bilanztricks der Dotcom-Blase, als Fantasiegewinne ganze Börsenwerte in Frage stellten. Aktuell profitieren die US-Technologieindizes bis zu 75% von KI-Titeln, insbesondere seit dem Launch von ChatGPT durch OpenAI Ende 2022. Burry empfiehlt Short-Positionen nicht nur auf Oracle und Meta, sondern auch auf Nvidia und Palantir. Seine Put-Optionen im Wert von mehr als 1 Milliarde US-Dollar sorgten bereits für deutliche Kursschwankungen.
Kritische Reaktionen und Branchendiskussion
In der Branche wie auch bei Analysten zeigen sich geteilte Lager. Palantir-CEO Alex Karp nannte Burrys Argumentation offen „batsh– crazy“. Dennoch trifft Burry einen Nerv: Auch andere Shortseller, darunter Jim Chanos und Hindenburg Research, stellten zuletzt Bilanzierungspraktiken infrage und warnten vor zu viel Fantasie in Tech-Bilanzen.
- Die Praxis, auf Server und Chips im Hochbetrieb jahrelange Nutzungsdauern zu kalkulieren, wird von vielen als branchenweit etabliert, aber potenziell gefährlich betrachtet.
- Gerade bei explosionsartigem technischen Fortschritt und KI-Innovationen könnten reale Werte schneller abschmelzen, als es in Abschreibungszeiträumen von zum Teil über fünf Jahren reflektiert ist.
- Burry sieht einen Vergleich zu Bilanzskandalen in der jüngeren Wirtschaftsgeschichte – den nächsten Kollaps im KI-Hype wolle aktuell aber kaum jemand offen einräumen.
Beispiele, Fakten, Marktentwicklung
Ein Blick auf den aktuellen Markt:
- Die Aktien von Oracle und Meta reagierten bislang nur moderat auf die Vorwürfe, doch Insiderbewegungen und Put-Optionen dienen als Warnsignal.
- Nvidia zeigte nach kurzfristigem Rückgang in der Vorwoche um 6 Prozent eine schnelle Erholung, während Palantir sogar ein Kursplus von 9 Prozent verbuchte – trotz oder wegen der Kontroversen und erhöhter Volatilität.
- Burry plant, am 25. November umfangreiche Detailanalysen zu veröffentlichen; Beobachter erwarten klare Belege oder einen neuen Abverkauf, sobald Branchenteilnehmer nachziehen.
Laut IT-Boltwise berechnen viele große US-Techkonzerne die Abschreibungen ihrer Hardware zu niedrig, tricksen so bilanziell bei den Gewinnen – ein Umstand, der den gesamten KI-Sektor auf Jahre beeinflussen könnte.
Konkrete Empfehlungen: Kaufen, Halten oder Verkaufen?
- Verkaufen oder Shorten: Oracle, Meta Platforms, Nvidia und Palantir – diese Titel gelten angesichts der Bilanzierungsvorwürfe, hoher Investorenfantasie und ihrer extremen Bewertungen als besonders risikoreich. Anleger sollten Absicherungsstrategien prüfen.
- Halten: Alphabet, Microsoft: Sie stehen zwar ebenso im Fokus der Diskussion, verfügen aber über deutlich diversifiziertere Geschäftsmodelle und stabile Cashflows. Korrekturen möglich, aber kein unmittelbares Krisenszenario erkennbar.
- Kaufen: Value-orientierte Technologie- und Infrastrukturwerte außerhalb des Hypes, ggf. Cloud-Zulieferer mit solider Bilanz. Die nächste Korrektur könnte attraktive Einstiegschancen bieten – aber nicht bei den überbewerteten Hyperscalern.
Makroökonomische Folgen: Was bedeutet das für die Wirtschaft?
- Vorteile: Kurzfristig profitieren KI-Giganten von ihren hohen Gewinnen und können massiv in Innovationen investieren. Die Wirtschaft erlebt eine Renaissance des Investitionsbooms in Zukunftstechnologien, was Innovationsdruck und Wettbewerbsfähigkeit erhöht.
- Nachteile: Kommt es zu Abschreibungswellen, könnten Bewertungen schlagartig einbrechen. Die Gefahr von Vertrauensverlust, Börsenturbulenzen bis hin zu sektorspezifischen Kreditkrisen steigt erheblich.
- Ein Dominoeffekt auf die Banken und FinTech-Sektoren ist möglich, sollte ein Großkonzern plötzlich massive Wertberichtigungen vornehmen müssen.
Ausblick: Wie geht es weiter?
Allgemein wächst der Druck auf Regulatoren und Aufsichtsbehörden – mittelfristig könnte eine Anpassung der Bilanzierungsregeln für KI-Hardware folgen. Unternehmen werden sich transparenter zu Restwerten und Nutzungszeiten äußern müssen.
Bislang bleiben viele Großinvestoren dennoch investiert und treiben Kurse auf Rekordniveaus. Gleichzeitig steigen Volatilität und Unsicherheit – ein explosives Gemisch. Weitere Analysen und die angekündigten Veröffentlichungen von Michael Burry könnten die Diskussion und Märkte entscheidend beeinflussen.
Burrys Angriff trifft einen wunden Punkt der Technologiebranchen. Anleger sollten Bilanzierungsdetails in Jahresberichten künftig kritisch hinterfragen, Positionen in riskanten Tech-Aktien enger absichern und antizyklisch auf Value setzen. Kurzfristige Gewinne stehen strukturellem Risiko mit unklarer Regulierungslage gegenüber – das Machtgleichgewicht im globalen KI-Feld könnte schnell kippen.



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