Gesundheitskosten im Fokus: Biosimilars als Bedrohung für Branded-Umsätze von Eli Lilly, Pfizer und weiteren Pharmariesen
Sind die goldenen Zeiten der Pharmariesen wie Eli Lilly und Pfizer gezählt? Mit einem weltweiten Biosimilar-Markt, der bis 2028 auf mehr als 136 Milliarden US-Dollar wachsen und die Arzneimittelausgaben allein in den USA um bis zu 133 Milliarden Dollar senken könnte, zeichnet sich eine neue Kosten- und Wettbewerbsdynamik ab. Investoren fragen sich: Bleiben Eli Lilly und Pfizer stabile Wachstumstitel oder geraten ihre Umsätze rapide unter Druck?
Wachstumstreiber: Biosimilars und ihr rasanter Marktzuwachs
Laut aktuellen Studien sollen Biosimilars im Zeitraum 2021 bis 2028 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von fast 35 % expandieren. Begünstigt wird dieser Boom durch mehrere Faktoren:
- Zunahme chronischer Krankheiten wie Krebs, Rheuma und Multiple Sklerose, wodurch der Bedarf an kostengünstigen Behandlungsalternativen steigt.
- Zulassungen durch Gesundheitsbehörden wie die US-FDA, die die Versorgung mit günstigeren Alternativen erleichtern und Kosteneinsparungen möglich machen.
- Sparpotenziale: Allein im Jahr 2020 wurden durch Biosimilars 7,9 Milliarden US-Dollar eingespart, künftig werden jährliche Einsparungen im zweistelligen Milliardenbereich erwartet.
Die Preisspanne von Biosimilars liegt oft 15–30 % unter den jeweiligen Originalpräparaten. Für die forschenden Pharmaunternehmen bedeutet dies massiven Margendruck – gerade bei Blockbustern, die vom Patentablauf bedroht sind.
Auswirkungen auf Marktführer: Eli Lilly, Pfizer & Co – Gewinner oder Verlierer?
Eli Lilly und Pfizer gehören zu den größten Akteuren im internationalen Pharmageschäft und stehen laut aktueller Berichterstattung vor einem Dilemma: Während Eli Lilly mit starken Wachstumsprodukten wie den Abnehmpräparaten Mounjaro und Zepbound glänzt, lauert im Bereich teurer Biologika Konkurrenz durch Biosimilars.
- Die Abnehmpräparate von Eli Lilly treiben das Umsatzwachstum, doch der Wettbewerb in diesem Segment wird zunehmen. Auch Pfizer, Roche und Amgen entwickeln eigene Alternativen.
- In der Onkologie und Immunologie drohen signifikante Umsatzeinbußen: Patentausläufe und Nachahmerprodukte könnten insbesondere umsatzstarke Biologika gefährden.
- Um gegenzusteuern, setzen die Konzerne verstärkt auf Innovationen, Portfolio-Diversifizierung und Fusionen oder Übernahmen.
Während das Umsatzwachstum in anderen Bereichen vorerst stabil bleibt, besteht akute Gefahr bei den klassischen Blockbustern mit Biosimilar-Konkurrenz. Analysten trauen den Aktien von Eli Lilly trotz des Preisdrucks ein beträchtliches Aufwärtspotenzial zu, besonders aufgrund neuer Produkte und innovativer Arzneimitteltechnologien (siehe Trendanalyse).
Investitionsperspektive: Welche Aktien profitieren, welche sind riskant?
- Kaufen: Aktien von Eli Lilly werden angesichts eines Aufwärtspotenzials von über 30 % von Analysten weiterhin positiv eingeschätzt – vor allem wegen Innovationstempo und Pipeline neuer, margenstarker Produkte.
- Halten: Pfizer bleibt ein Basisinvestment durch Diversifikation in Impfstoffe und Therapien, aber die Fantasie für große Kurssprünge ist durch den Preisdruck bei Biologika begrenzt.
- Verkaufen/Risiko: Unternehmen mit Fokus auf klassischen Biologika, deren Blockbuster bald patentfrei werden und die keine Innovationspipeline oder neue Wachstumsmärkte erschließen können, sind mittelfristig Rückschlagskandidaten.
Wirtschaftliche Vor- und Nachteile: Kostenersparnisse versus Innovationsdruck
Die Expansion von Biosimilars bringt signifikante Vorteile für das Gesundheitssystem und für Patienten:
- Massive Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen
- Verbesserten Zugang zu lebenswichtigen Therapien
- Wettbewerb und Innovationsanreiz für Originalhersteller
Zu den Nachteilen zählen jedoch:
- Reduzierte Margen und Umsätze der forschenden Pharmaindustrie
- Deckungsbeitragseinbußen, die Forschungsausgaben gefährden könnten
- Wachsender Preisdruck insbesondere in Preissensitiven Märkten
Ausblick: Nachhaltiger Strukturwandel oder temporäre Anpassung?
Auf mittlere Sicht ist ein intensiver Wettbewerb im Biosimilar-Segment sowie eine verstärkte Fokussierung auf innovative Medikamente bei den ehemaligen Blockbuster-Herstellern zu erwarten. Die Unternehmen müssen entweder durch eigene Biosimilarprogramme, Fusionen oder revolutionäre Innovationstherapien Antworten liefern, um langfristig Wachstum und Profitabilität zu sichern.
Biosimilars werden den Umsatz von Branded-Produkten bestimmter Pharmariesen deutlich schmälern, aber die Gewinner werden jene Unternehmen sein, die mit Innovation, Diversifikation und flexiblen Geschäftsmodellen reagieren – insbesondere Eli Lilly dürfte als Innovationsführer und mit neuen, margenstarken Produkten weiter vorne bleiben. Für das Gesundheitssystem ergibt sich insgesamt ein deutlich effizienterer Ressourceneinsatz und niedrigere Kosten, aber die Innovationsanreize müssen langfristig erhalten bleiben. Anleger sollten in Unternehmen mit starker Innovations- und Portfolioposition investieren. Der nächste Zyklus biotechnologischer Entwicklung wird nicht zuletzt darüber entscheiden, wer im Pharmasektor zu den Gewinnern zählt.



Kommentar abschicken