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Industrieupdate: Kasachstan setzt auf Wind, Sonne und Atomkraft für grüne Energie

Industrieupdate: Kasachstan setzt auf Wind, Sonne und Atomkraft für grüne Energie

Kasachstan im Wandel: Saubere Energie im Fokus

Kasachstan, traditionell ein Land mit starker Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen wie Kohle, sorgt derzeit mit ambitionierten Zielen bei der Nutzung erneuerbarer und alternativer Energiequellen für Aufsehen auf den Energiemärkten. Mit der Frage, wie eine der kohlenstoffintensivsten Volkswirtschaften Zentralasiens den schrittweisen Übergang zu einer CO2-neutralen Energieversorgung schafft, rückt das Land zunehmend in den Fokus internationaler Beobachter.

Aktueller Stand: Wind- und Solarkraftwerke auf dem Vormarsch

Im ersten Halbjahr 2025 erzeugten erneuerbare Energiequellen in Kasachstan insgesamt rund 4,24 Milliarden Kilowattstunden Strom. Hierbei lag Windkraft mit über 2,6 Milliarden kWh und einem Anteil von mehr als 60% deutlich an der Spitze, gefolgt von Solarkraftwerken mit gut einer Milliarde kWh. Insgesamt betrug die installierte Kapazität aller erneuerbaren Energieanlagen 3.122 MW – Wind mit 1.570 MW, Sonne mit 1.263 MW und Wasserkraft mit 288 MW. Der Anteil aller erneuerbaren Energien an der nationalen Stromerzeugung ist damit auf 6,81% gestiegen (laut Qazaq Green).

Kasachstan verfolgt weiterhin das Ziel, die Kapazitäten für Wind- und Solarenergie deutlich auszubauen: Bis 2035 sollen insgesamt 11,7 GW an neuen Wind- und Solarkapazitäten installiert werden. Dieses Ziel ist wegweisend für die gesamte Region. Unternehmen wie Samruk-Energy gelten dabei als Schrittmacher für strategische Partnerschaften, unter anderem mit chinesischen Energiekonzernen.

Politische Leitplanken und Marktdynamik

Der grüne Umbau der kasachischen Energiebranche fußt auf klar formulierten politischen Maßnahmen und langfristigen Strategien. Das 2013 verabschiedete Konzept für den Übergang zu einer grünen Wirtschaft sieht für 2030 einen Anteil von 15% Strom aus erneuerbaren Quellen vor. Bis 2050 soll dieser auf stolze 50% steigen (einschließlich „alternativer“ Quellen wie Kernkraft). Die Einführung eines staatlichen Fördermechanismus für erneuerbare Energien, insbesondere in Form von Einspeisetarifen, hat Investoren zusätzliche Planungssicherheit verschafft (laut RIFS Potsdam).

  • Emissionshandel: Seit mehreren Jahren besteht ein Emissionshandelssystem, das Anreize für emissionsärmere Stromproduktion bietet.
  • Internationale Kooperationen: Investoren aus China und Japan beteiligen sich in großem Maßstab am Ausbau von Anlagen für erneuerbare Energie.
  • Infrastruktur: Kasachstan fördert die Netzmodernisierung, um schwankende Einspeisungen aus Wind und Sonne flexibel zu managen.

Atomkraft als Stabilisator für die Energiewende?

Während Wind- und Sonnenenergie starke Wachstumstreiber sind, debattiert Kasachstan seit einiger Zeit wieder offen über den Einstieg in die zivile Nutzung von Atomkraft. Hintergrund ist, dass erneuerbare Quellen bisher nicht kontinuierlich genug produzieren und der Kohleverzicht Versorgungslücken schaffen könnte. Atomkraft soll diese Lücke schließen und gleichzeitig helfen, die Emissionsziele des Landes einzuhalten.

Der Bau eines neuen Atomkraftwerks wird gesellschaftlich kontrovers diskutiert und befindet sich noch in der Vorbereitungsphase. Sicherheitsbedenken, aber auch die technologische Kooperation mit internationalen Unternehmen stehen im Raum.

Herausforderungen und Perspektiven

Kasachstan steht bei der Transformation zu sauberer Energie vor folgenden Herausforderungen:

  • Abhängigkeit von Kohle: Noch immer stammen mehr als 70% des kasachischen Stroms aus Kohle. Der Ausstieg braucht daher große Investitionen und Strukturwandel in betroffenen Regionen.
  • Netzstabilität: Die Integration vieler erneuerbarer Quellen erfordert flexible Kraftwerkskapazitäten und Netzausbau.
  • Akzeptanz und Know-how: Training, internationale Partnerschaften und gesellschaftliches Vertrauen sind Schlüssel zum nachhaltigen Erfolg.

Zukunftsorientierte Unternehmen profitieren schon heute: Neue Jobs entstehen im Ausbau und Betrieb der Anlagen, Energieexporte nach Europa und Asien gewinnen an Wert, und technologische Innovationen werden zunehmend aus Kasachstan ins Ausland exportiert (siehe Euronews).

Eine erfolgreiche Energiewende würde Kasachstan mittelfristig größere wirtschaftliche Resilienz und die Chance auf nachhaltiges Wachstum verschaffen. Vorteile liegen im Aufbau neuer Industriezweige, der Positionierung als grüner Energieexporteur sowie in sinkenden Emissionen und besserer Luftqualität. Allerdings sind hohe Investitionskosten und der Umbau ganzer Wirtschaftsstrukturen erhebliche Herausforderungen. Der Wandel wird die Belegschaften fordern, aber auch Chancen für neue Qualifikationen und Jobs schaffen. Am wichtigsten bleibt der konsequente Ausbau von Wind- und Solarkapazitäten sowie die politische Flankierung durch klare und verlässliche Rahmenbedingungen.

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