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Wirtschaftliche Lage: Schweizer Aktienmarkt zeigt Erholungstrend

Wirtschaftliche Lage: Schweizer Aktienmarkt zeigt Erholungstrend

SMI mit deutlichem Erholungstrend nach turbulenter Phase

Wie robust ist die Erholung des Schweizer Aktienmarkts wirklich? Nach einem holprigen Start ins Jahr und zwischenzeitlichen Rückschlägen, ausgelöst durch globale Unsicherheiten wie Handelsstreitigkeiten und geopolitische Krisen, zeigen die Indizes zuletzt eine beachtliche Stabilisierung: Der Swiss Market Index (SMI) stieg im ersten Halbjahr 2025 um 3 Prozent, der breitere Swiss Performance Index (SPI) liegt gar 7 Prozent im Plus. Insbesondere etablierte Bluechips wie Swiss Re und Richemont konnten zuletzt nach Vorlage starker Geschäftszahlen verstärkt Investorengelder anziehen. Zugleich wächst das Interesse an bestimmten Sektoren, etwa Finanzdienstleistern wie Swiss Life oder dem Baustoffhersteller Holcim, die von umfangreichen Infrastrukturprogrammen im Ausland profitieren.

Entscheidende Impulse durch geopolitische und politische Entwicklungen

Die Unsicherheiten rund um den Außenhandel und die internationale Politik prägen weiterhin die Marktentwicklung: Der Zollstreit der USA belastet gerade Exportunternehmen im Luxus- und Pharmasektor massiv. So trafen zusätzliche US-Zölle Luxusmarken wie Richemont und Swatch, was die bisherige Kursfantasie dämpfte. Gleichzeitig setzt die US-Regierung Pharma-Riesen wie Novartis und Roche mit Preisdruck und drohenden Importabgaben zu. Dennoch scheinen die Unternehmen auf die Herausforderungen zunehmend mit angepassten Geschäftsmodellen und flexiblen Lieferketten zu reagieren, sodass die negativen Effekte mittelfristig abgefedert werden könnten. Von Bedeutung war auch die Hoffnung auf sinkende US-Leitzinsen, die immer wieder Aufflammt – auch wenn diese bislang nicht realisiert wurde, wie verschiedene Schweizer Banken kommentieren.

Europäisch-Schweizer Beziehungen: Börsenäquivalenz als Katalysator

Ein Meilenstein für die Attraktivität des Schweizer Aktienmarktes war die Wiedereinführung der sogenannten Börsenäquivalenz durch die EU im Mai 2025. Nach jahrelanger Blockade ist der Handel schweizerischer Aktien nun wieder direkt an EU-Börsen möglich. Dies erhöht die Liquidität und Transparenz der Papiere deutlich, wie mehrere Analysten hervorheben. Privatanleger profitieren von geringeren Transaktionskosten und engeren Spreads, während institutionelle Investoren auf eine breitere Marktbasis bauen können. Dies stärkt insbesondere große, international agierende Unternehmen, deren Handelsvolumina nach der Öffnung spürbar anstiegen. Mehr dazu im FuW-Morgen-Report.

Neue Favoriten: Branchen und Unternehmen im Aufwind

Analysten und Profi-Investoren setzen 2025 vermehrt auf sogenannte Substanzwerte, die von langfristigen Trends, wie dem demografischen Wandel oder massiven Investitionen in KI und Infrastruktur, profitieren. Besonders beliebt sind neben Swiss Life auch VAT und Holcim. Die Expertenmeinungen, welche Aktienprofis für das zweite Halbjahr 2025 empfehlen, zeigen eine klare Ausrichtung auf Unternehmen mit stabilen Cashflows und internationaler Präsenz. Allerdings bleibt das Marktumfeld volatil, und die kommenden Monate werden stark von möglichen Handelsabkommen und geldpolitischen Weichenstellungen durch die US-Notenbank geprägt sein.

Stimmungsumschwung und Risikobewusstsein

Trotz der jüngsten Erholung herrscht unter Anlegern laut Kommentaren der Kantonalbanken weiterhin Vorsicht. Die SMI-Erholung basiert zu einem guten Teil auf Hoffnung – etwa darauf, dass der wirtschaftliche Schaden aus Zollkonflikten begrenzt bleibt oder sich die internationalen Lieferketten weiter stabilisieren. Dennoch erwartet die Mehrheit der Marktteilnehmer keinen raschen Bullenmarkt, sondern eher eine Phase seitwärts tendierender Kurse – gerade im Vergleich zu den nachfragestärkeren Märkten der Eurozone, wie es etwa die aktuellen Euronews-Berichte einordnen.

Perspektiven und Handlungsempfehlungen

Die wesentlichen Vorteile der aktuellen Marktentwicklung:

  • Stärkere Handelbarkeit und höhere Liquidität für Schweizer Aktien durch die EU-Börsenöffnung
  • Robuste Geschäftsmodelle und Anpassungsfähigkeit großer Bluechips
  • Langfristiges Wachstumspotential in stabilen Branchen wie Finanzen, Infrastruktur und Gesundheit

Zu den Nachteilen zählen:

  • Anhaltende Abhängigkeit von globalen Handelsströmen und US-Zinspolitik
  • Hohe Anfälligkeit der Exportsektoren für geopolitische Risiken, gerade im Luxus- und Pharmabereich
  • Unsichere mittelfristige Kursentwicklung – Etablierung statt Euphorie

Die Zukunft des Schweizer Aktienmarkts bleibt ein Balanceakt zwischen Risiko und Chance. Kurzfristig ist mit moderaten Schwankungen zu rechnen, mittelfristig könnten gerade die jüngsten Strukturreformen und die branchenübergreifende Innovationsfreude die Wettbewerbsfähigkeit stärken. Für Anleger gilt: Diversifizieren, auf Qualität setzen und tagesaktuelle geopolitische Entwicklungen im Blick behalten. Unternehmen und Wirtschaft profitieren vom verbesserten Zugang zu europäischen Kapitalmärkten, während Privatanleger mehr Flexibilität und Effizienz beim Handel erhalten. Erhofft wird schlussendlich eine allmähliche Rückkehr zu nachhaltigem Wachstum – getragen von Stabilität und internationaler Öffnung.

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