Verbraucherzentrale kritisiert ‚Jetzt kaufen, später zahlen‘-Modelle und fordert strengere Regeln im Onlinehandel
Immer mehr Verbraucher nutzen beim Online-Shopping die Methode „Jetzt kaufen, später zahlen“ (Buy Now, Pay Later – BNPL). Doch die Verbraucherzentrale warnt vor steigenden finanziellen Risiken: Wer behält noch den Überblick, wenn Raten oder Zahlungsaufschübe nur wenige Klicks entfernt sind, und was passiert, wenn viele Nutzer plötzlich in die Schuldenfalle geraten? Die Diskussion wird erneut befeuert, da 2025 neue gesetzliche Vorgaben für BNPL-Modelle in Kraft treten und insbesondere Anbieter wie Klarna und PayPal in den Fokus geraten.
Risiken durch die schnelle Kreditvergabe im Onlinehandel
Die Verbraucherzentrale sieht im Trend zur aufgeschobenen Zahlung erhebliche Gefahren: Wer spontan konsumiert und später zahlen muss, läuft Gefahr, die eigene Zahlungsfähigkeit zu überschätzen. Viele BNPL-Anbieter verzichten bei kleinen Beträgen – bislang oft bis 200 Euro – auf eine umfassende Bonitätsprüfung. Das Ergebnis: Besonders junge oder unerfahrene Konsumenten unterschätzen die Summen und geraten schneller in Zahlungsrückstände. Die Verbraucherzentrale verlangt daher eine einheitliche, verpflichtende Bonitätsprüfung bei sämtlichen BNPL-Angeboten – unabhängig von der Höhe der Kaufsumme.
Fehlende Transparenz und unklare Kostenstrukturen
Neben der Kreditvergabe ohne ausreichende Prüfung moniert die Verbraucherzentrale zunehmend die Intransparenz der Angebote. Viele Konsumenten überblicken nicht, wann sie für welche Summe zahlen müssen; Rückfragen oder Reklamationen führen häufig zu Verwirrung oder unerwarteten Mahngebühren. Die neuen EU-Regeln, die bis 2025 in nationales Recht umgesetzt werden müssen, nehmen diese Problematik auf: Zukünftig ist mehr Transparenz bei Vertragsbedingungen und Kosten vorgeschrieben. Online-Händler und Zahlungsdienstleister, darunter große Akteure wie Klarna, PayPal oder Afterpay, müssen detaillierte Informationspflichten erfüllen. Verbraucherschützer begrüßen diese Entwicklung ausdrücklich, fordern jedoch deren stringente Durchsetzung – und Sanktionen bei Verstößen.
Neue rechtliche Rahmenbedingungen ab 2025
Die EU hat im Oktober 2023 eine überarbeitete Verbraucherkreditrichtlinie verabschiedet, um das BNPL-Modell neu zu regeln. Bis spätestens Ende 2025 müssen alle Zahlungsdienstleister ihre Produkte darauf anpassen. Die wichtigsten Neuerungen:
- Bonitätsprüfung bereits ab Kleinstbeträgen
- Mehr Transparenz bei Vertragsinhalten und Werbeaussagen
- Widerrufsrecht für Verbraucher ausgeweitet
- BNPL-Geschäfte werden künftig vermehrt als Kreditvergabe eingestuft und unterliegen strengeren Regeln
Für Händler bedeutet das deutlich mehr Aufwand: Sie müssen Sicherungsmaßnahmen implementieren, detaillierte Dokumentation führen und Kunden umfassend informieren. Der Hintergrund dieser Regulierung ist, dass die Einfachheit digitaler Bezahlmethoden besonders junge Zielgruppen anzieht und in letzter Zeit private Überschuldung durch BNPL-Angebote messbar zugenommen hat, wie Statistiken in verschiedenen Konsumstudien zeigen.
Detaillierte Informationen zu kommenden BNPL-Vorschriften 2025
Marktübersicht und Entwicklungen im E-Commerce
Laut aktueller Marktdaten der EZB und verschiedener europäischer Verbraucherschutzagenturen ist das BNPL-Modell in den letzten Jahren zu einem der am schnellsten wachsenden Zahlungswege im Onlinehandel avanciert. Händler preisen es als kundenfreundlich und umsatzsteigernd, während Banken und etablierte Kreditinstitute angesichts der neuen Regulatorik auf eine „zweite Chance“ zur Rückgewinnung von Marktanteilen hoffen. Allerdings sind die Unterschiede zwischen in- und ausländischen Onlineplattformen signifikant: Für Unternehmen mit Sitz in der EU steigen die regulatorischen Auflagen, während Anbieter aus Drittstaaten ihre Services oft weiterhin nahezu unbehelligt und mit geringerem Rechtsrahmen anbieten können. Weitere Hintergründe zum regulatorischen Umfeld für Online-Plattformen
- EU-Plattformen sehen sich 2025 mit bis zu 40% höheren Befolgungskosten konfrontiert
- Kunden außerhalb der EU profitieren von weniger strengen Vorschriften
- Die Produkthaftungsrichtlinie könnte zukünftig auch auf Zahlungsdienstleister ausgeweitet werden
Nebenwirkungen und gesellschaftliche Diskussion
Die Verbraucherschützer warnen schon länger, dass die unkomplizierte Nutzung von BNPL das Konsumverhalten verändert und zu einer Verschiebung wirtschaftlicher Risiken hin zu den Kunden führen kann. Dies betrifft zunehmend einkommensschwächere Gruppen und junge Erwachsene.
Befürworter des Modells hingegen argumentieren, dass es finanzielle Flexibilität fördert und spontane Kaufentscheidungen unterstützt. Solange die rechtlichen Rahmenbedingungen klar definiert sind und die Anbieter verantwortungsvoll prüfen, könne BNPL für Konsumenten zu einem wichtigen Instrument der Liquiditätsplanung werden. Händler wiederum profitieren klar von Umsatzsteigerungen und erhöhter Kundenbindung.
Rechtliche Änderungen für Shopbetreiber 2025
- BNPL erhöht die Komplexität der Zahlungsabwicklung für Verbraucher
- Das Vertrauen in die Sicherheit der digitalen Zahlungsmethoden wächst mit besserem Verbraucherschutz
Die BNPL-Regulierung wird künftig noch eine wesentliche Rolle im E-Commerce spielen. Zu den Vorteilen zählen eindeutig die größere Flexibilität für Verbraucher und Umsatzpotenziale für Händler. Die wichtigsten Nachteile liegen jedoch in der Gefahr der Überschuldung, mangelnden Transparenz und erhöhtem Prüfaufwand. Allerdings versprechen strengere Regulierungen, speziell die ausgeweitete Bonitätsprüfung und verbesserte Informationspflichten, einen effektiven Schutz vor Missbrauch und Zahlungsproblemen. Künftig wird erwartet, dass der Wettbewerb zwischen Zahlungsdienstleistern steigt, während Banken versuchen werden, durch innovative Produkte wieder an Bedeutung zu gewinnen. Wirtschaft und Verbraucher profitieren dann gleichermaßen von mehr Sicherheit und Effizienz – vorausgesetzt, die Neuregelungen werden vollumfänglich, EU-weit und konsumentenfreundlich durchgesetzt.
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