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US-Zölle von 39 Prozent: Massive Belastung für Schweizer Exporte ab 7. August

US-Zölle von 39 Prozent: Massive Belastung für Schweizer Exporte ab 7. August

Die Schweizer Exportwirtschaft steht vor einer historischen Belastungsprobe: Ab dem 7. August werden für Importe aus der Schweiz in die USA 39 Prozent Basiszoll erhoben. Dieses überraschend hohe Niveau sorgt für Entsetzen unter Ökonomen und löst bei Unternehmen und Regierung gleichermassen Alarmstimmung aus. Angesichts der Tatsache, dass die USA nach der EU der zweitwichtigste Exportmarkt der Schweiz sind, stellt sich die Frage, wie diese Entscheidung zustande kommt und welche Folgen für die betroffenen Unternehmen und Branchen zu erwarten sind.

Die neue US-Zollpolitik: Ausgangslage und Einordnung

Nachdem in den vergangenen Monaten vergeblich um eine Einigung zwischen der Schweiz und den USA gerungen wurde, hat die amerikanische Regierung unter Präsident Donald Trump nun Fakten geschaffen. Laut den aktuellen Ankündigungen der US-Regierung wird der Schweizer Export mit einer der höchsten Zollsätze weltweit belegt. Im Detail wird für die Schweiz ein Basiszoll von 39 Prozent fällig – lediglich Syrien, Laos und Myanmar werden noch höher belastet.

Die Höhe des Zolls fiel sogar deutlich steiler aus als vielerorts befürchtet: Im April standen noch Sätze von 10 Prozent im Raum, und der Worst Case wurde mit 31 Prozent beziffert. Kritisiert wird von Experten und Schweizer Entscheidungsträgern insbesondere die Intransparenz der US-amerikanischen Begründung für das genaue Niveau. Das „Warum gerade 39 Prozent?“ bleibt bislang unbeantwortet. Nicht nur Regierungssprecher sind ratlos; auch Analysten bezeichnen die Grundlage der Entscheidung als „nebulös“ (SRF).

Reaktionen aus Politik und Wirtschaft

Der Schweizer Bundesrat reagierte mit „grossem Bedauern“ auf die US-Massnahme und betonte, man strebe weiterhin eine Verhandlungslösung an. Die betroffenen Branchen, darunter Maschinenbau, Pharma und Präzisionstechnologie, zeigen sich gleichermassen alarmiert. Vertreter wie der Verband Swissmechanic rufen die Regierung zum raschen und entschlossenen Gegensteuern auf und sprechen bereits von einer „Ohrfeige für die Schweizer Exportwirtschaft“. Auch in Deutschland und anderen europäischen Ländern werden die US-Schritte aufmerksam analysiert und als Zeichen einer protektionistischen Wende gewertet.

  • Für die Europäische Union konnten niedrigere Zollsätze ausgehandelt werden; die meisten Exporteure zahlen künftig 15 bis 30 Prozent – deutlich weniger als die Schweiz.
  • Die hohe Belastung trifft besonders mittelständische Unternehmen, die nicht auf alternative Absatzmärkte ausweichen können.
  • Konzerne wie Roche, Nestlé oder ABB könnten Teile ihrer Wertschöpfung ins Ausland verlagern, um direkte Zollerhöhungen zu umgehen.

Wirtschaftliche Folgen und Unsicherheiten für Exporteure

Die 39-Prozent-Zölle gefährden die Wettbewerbsfähigkeit vieler Schweizer Produkte in den USA, da sie sich massiv verteuern. Mögliche Folgen sind:

  • Rückgang der Schweizer Exporte in die USA.
  • Gefährdung von Arbeitsplätzen und Investitionen in exportorientierten Industriezweigen.
  • Steigende Bürokratie- und Verwaltungskosten durch die neue Zollpraxis.

Der Verband economiesuisse spricht gar von einer „sehr ernsthaften Belastung“ und prophezeit, dass zahlreiche Lieferketten umgebaut oder gekappt werden müssen, wodurch zusätzliche Kosten und strukturelle Risiken entstehen. In einem Beitrag betonen Experten, dass nicht nur die direkte Ausfuhr, sondern auch Schweizer Tochterfirmen in den USA die Folgen zu spüren bekommen (economiesuisse).

Globale politische Motive und mögliche Entwicklungen

Die Einordnung der neuen US-Zölle fällt eindeutig in den Kontext des sogenannten „America First“-Kurses von Präsident Trump. Ökonomen aus dem In- und Ausland warnen, dass solche aggressiven Zollmassnahmen die Gefahr einer Eskalation im Welthandel erhöhen und letztlich nicht nur den betroffenen Handelspartner schaden, sondern auch die US-Wirtschaft selbst beeinträchtigen könnten. Die jetzt festgelegten Sätze werden als Mittel des politischen Drucks verwendet, um eigene Interessen im internationalen Wettbewerb durchzusetzen.

Die Behörden in Bern zeigen sich – trotz massiv gestiegener Unsicherheit – weiterhin gesprächsbereit. Die USA könnten in den kommenden Monaten jedoch auch weitere Staaten mit ähnlichen Zollmassnahmen belegen.

Wichtige offene Fragen

  • Wie werden betroffene Unternehmen kurzfristig reagieren – mit Preisanpassungen, Produktionsverlagerungen oder Restrukturierungen?
  • Kommt es doch noch zu Sonderregelungen, etwa für pharmazeutische Produkte oder andere systemrelevante Güter?
  • Wie werden andere Handelspartner der Schweiz auf die US-Massnahme reagieren?

Die Vor- und Nachteile der neuen US-Zölle fallen einseitig zu Ungunsten der Schweiz aus: Während einige US-Branchen kurzfristig profitieren könnten, indem sie ausländische Konkurrenz vom Markt drängen, entstehen langfristig erhebliche Risiken – erhöhte Preise, geringere Auswahl, mögliche Reaktionen anderer Staaten. Die betroffenen Schweizer Unternehmen wiederum verlieren Marktzugänge und Innovationskraft, was mittelfristig auch Arbeitsplätze in beiden Ländern gefährden kann. Sollte sich zwischen der Schweiz und den USA keine diplomatische Lösung finden, droht eine Verschärfung protektionistischer Tendenzen weltweit. Nur ein baldiger Dialog und innovationsfreundliche Handelspolitik könnten den Spielraum für eine faire Lösung wieder eröffnen.

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