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US-Präsident hebt Verbot von Plastik-Trinkhalmen auf: Was steckt hinter dem Dekret?

US-Präsident hebt Verbot von Plastik-Trinkhalmen auf: Was steckt hinter dem Dekret?

Die Entscheidung des US-Präsidenten, das Verbot von Plastik-Trinkhalmen per Dekret wieder aufzuheben, hat für Aufsehen gesorgt und heizt die Debatte um Umweltschutz, Verbraucherschutz und Industrieinteressen neu an. Die US-Regierung nimmt damit eine radikale Kehrtwende von der Politik ihres Vorgängers. Während Papierstrohhalme inzwischen in Restaurants und Freizeitparks fast allgegenwärtig waren, stellt sich bei Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie Unternehmen die Frage: Sind wir zurück am Anfang oder Teil eines neuen Trends?

Hintergründe: Von Biden zu Trump – Politischer Richtungswechsel

Im vergangenen Jahr hatte Präsident Biden ein weitreichendes Verbot für Einwegplastik erlassen. Dieses sollte bis 2027 umgesetzt werden und betraf nicht nur Plastik-Trinkhalme, sondern auch zahlreiche andere Einwegprodukte. Besonders betroffen waren Gastronomieberei­che, Veranstaltungsorte und Bundesbehörden. Die Absicht: Die USA sollten als weltweit größter Konsumgüter-Einkäufer auch beim Plastikmüll Vorbild werden. Der neue Präsident – Donald Trump – hat dieses Verbot nun explizit aufgehoben. Er kritisierte umweltfreundliche Alternativen wie Papierstrohhalme als unwirksam, weniger funktional und für Verbraucher nachteilig.

Die Berichterstattung des Deutschlandfunks bestätigt, dass Trump die Anordnung unterzeichnet hat, mit der Einweg-Plastikstrohhalme wieder zugelassen werden. Damit setzt er regulatorische Vorgaben seines Vorgängers außer Kraft. Mehrere US-Bundesstaaten hatten bereits eigene Verbote auf den Weg gebracht, die aber vom Bundesdekret unterlaufen werden könnten.

Die Reaktionen: Gesellschaft, Umweltverbände und Wirtschaft

Die Reaktionen fallen unterschiedlich aus. Umweltorganisationen verurteilen das neue Dekret scharf. Sie warnen seit Jahren vor der globalen Verschmutzung durch Mikroplastik – ein Problem, das nachgewiesenermaßen selbst abgelegene Gebiete und das menschliche Blut betrifft. Viele Wirtschaftsvertreter loben hingegen die klare Linie und sprechen von einer Rückkehr zu kundenfreundlichen, praktikablen Lösungen.

Trumps Argumentation: Papierstrohhalme funktionierten nicht so zuverlässig wie Plastik und seien häufig sogar mit schädlichen Chemikalien belastet. Zudem müssten Verbraucher oft mehrere Papierstrohhalme nutzen, da diese durchweichen – was ökologische Argumente ad absurdum führen könne. Außerdem werden Papierstrohhalme mitunter einzeln in Plastik verpackt, was den Umweltnutzen infrage stellt. Ein Dekret des Weißen Hauses unterstreicht diese Argumente und hebt hervor, dass derartige Ersatzprodukte auch höhere Produktionskosten verursachen.

Die US-Lebensmittel- und Gastgewerbeindustrie reagiert vorwiegend positiv. Viele größere Restaurantketten sowie Freizeitparks begrüßen einheitliche Standards. Sie sehen sich laut Euronews in ihrer Planungssicherheit gestärkt, denn die Rückkehr zu Plastik soll Lieferketten stabilisieren und Kosten reduzieren.

Globale Einordnung und aktuelle Statistiken

Der Richtungswechsel in den USA widerspricht nicht nur dem früheren Kurs, sondern auch internationalen Entwicklungen. In der Europäischen Union ist der Verkauf von Einweg-Plastikstrohhalmen seit Juli 2021 verboten. In mehreren lateinamerikanischen und asiatischen Ländern gibt es eigens formulierte Richtlinien zur Reduktion von Plastikmüll. Studien zeigen: Weltweit gelangen jährlich zwischen acht und zwölf Millionen Tonnen Plastik in die Meere. Plastikstrohhalme machen zwar einen kleinen, aber sichtbaren Teil dieser Abfälle aus.

  • Nach Angaben der Ocean Conservancy gehörten Plastikstrohhalme 2024 erneut zu den zehn am häufigsten angespülten Objekten bei weltweiten Küstenreinigungsaktionen.
  • Mikroplastik im Blut sowie in der Nahrungskette zählt mittlerweile zu den wichtigsten Forschungsfeldern der Umweltmedizin.
  • Laut einer US-Umfrage aus dem Frühjahr 2025 spricht sich eine knappe Mehrheit (52 %) der US-Bürgerinnen und -Bürger für strenge Vorgaben bei Einwegplastik aus.

Chancen und Risiken für Verbraucher und Wirtschaft

Die Diskussion um Plastiktrinkhalme steht beispielhaft für die großen Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft, für nachhaltige Innovationen und für die Rolle des Staates in der Konsumsteuerung.

  • Vorteile: Die Wiederzulassung von Plastikstrohhalmen kann für die Verbraucher praktikabler und für Unternehmen günstiger sein. Lieferengpässe und Qualitätsprobleme, die durch alternative Produkte entstehen, könnten so verschwinden. Für die Kunststoffindustrie selbst bedeutet das neue Dekret einen deutlichen Auftrieb.
  • Nachteile: Für Umwelt- und Gesundheitsorganisationen ist die Entscheidung ein Rückschritt im Kampf gegen die Plastikflut. Plastikteile, die in Ökosystemen verbleiben, zerfallen oftmals nicht, sondern reichern sich in Tieren, Pflanzen und letztlich auch im Menschen an. Auch das internationale Renommee der USA im Bereich Klima- und Ressourcenschutz wackelt.

Vonseiten der Wirtschaft erhoffen sich Unternehmen Kostenentlastungen und eine größere Flexibilität bei der Produktwahl. Konsumierende erwartet eine Rückkehr zu altvertrauten Gewohnheiten – zumindest kurzfristig. Ob lokale Gesetzgeber und einzelne Kommunen sich allerdings gegen das Bundesdekret stellen und weiterhin auf Verzicht setzen, bleibt abzuwarten.

Ob die Aufhebung des Plastik-Trinkhalm-Verbots ein Erfolg oder ein Rückschritt ist, hängt entscheidend davon ab, welche Innovationen die Industrie künftig bietet und wie ernst Politik und Konsumenten das Plastikproblem weiterhin nehmen. In den kommenden Jahren dürfte sich zeigen, ob neue, wirklich nachhaltige Alternativen den Markt erreichen. Bis dahin bleibt der Interessenausgleich zwischen Umwelt, Wirtschaft und Verbrauchern eine zentrale Herausforderung.

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