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Studie bestätigt positive Effekte von Telemedizin bei chronischen Erkrankungen

Studie bestätigt positive Effekte von Telemedizin bei chronischen Erkrankungen

Telemedizin: Die stille Revolution in der Versorgung chronisch Kranker

Was tun, wenn Patient:innen mit Herzinsuffizienz auf dem Land leben und der nächste Facharzt weit entfernt ist? Immer häufiger lautet die Antwort: Telemedizin. Laut einer aktuellen Studie der Charité, veröffentlicht im Fachmagazin „Lancet Regional Health – Europe“, profitieren insbesondere Patient:innen mit eingeschränktem Zugang zur kardiologischen Versorgung von telemedizinischer Überwachung. Die Sterblichkeit geht signifikant zurück, die Lebensqualität steigt spürbar. Diese Erkenntnisse sind nicht nur für Patient:innen, sondern auch für das Gesundheitssystem von enormer Bedeutung. Immer mehr Unternehmen – allen voran Spezialanbieter wie UINTENT oder die Deutsche Herzzentrum Charité – investieren in digitale Lösungen, um Zugang und Versorgung zu verbessern.

Konkrete Vorteile nachgewiesen: Was bewirken telemedizinische Angebote?

Eine Sekundärauswertung der TIM-HF2-Studie zeigt, wie entscheidend Telemonitoring bei Herzinsuffizienz sein kann: Die digitale Fernüberwachung von Patient:innen senkt nachweislich die Sterblichkeit besonders dort, wo klassische Versorgungsstrukturen fehlen. Zudem wird durch kontinuierliche digitale Kommunikation zwischen Patient und Ärzteteam die Zahl der Wiedereinweisungen reduziert und der Verlauf der Erkrankung effektiver gesteuert. Der Gemeinsame Bundesausschuss hat deshalb bereits 2020 die telemedizinische Betreuung in den Leistungskatalog der gesetzlichen Kassen aufgenommen. Telemedizin gleicht damit Versorgungsnachteile aus und schützt vor regionaler Ungleichheit.

Warum insbesondere chronische Erkrankungen profitieren

Laut einer Übersichtsarbeit im Thieme-Ejournal-Gesundheitswesen wird erwartet, dass die Zahl chronisch Erkrankter in Deutschland bis 2035 auf 14,2 Millionen ansteigt. Gerade für diese Patientengruppe ist eine kontinuierlich überwachte und sektorenübergreifende Versorgung wesentlich. Das gelingt mit Telemonitoring und digitalen Tools wie Wearables, die Vitaldaten automatisch übermitteln – und Probleme frühzeitig erkennen. Krankenhäuser integrieren mittlerweile Blended-Care-Konzepte, bei denen digitale und traditionelle Medizin verschmelzen, um individuell und flexibel zu unterstützen.

Der technologische Wandel: Von der Nischenlösung zum Standard

Die COVID-19-Pandemie war Katalysator für den Siegeszug der Telemedizin. Laut einer aktuellen Bitkom-Studie (2019) sehen etwa 64 % der Befragten Telemedizin als Möglichkeit, den Zugang zu weit entfernten Ärzten deutlich zu erleichtern – 53 % schätzen den Wegfall von Wartezeiten in der Praxis. Im Jahr 2025 setzen bereits 82 % der Patient:innen und 83 % der Ärzt:innen auf hybride Versorgungsmodelle sowie KI-gestützte Unterstützung, etwa bei der administrativen Datenaufbereitung und Früherkennung von Risiken. Auch im ländlichen Raum nimmt die Akzeptanz digitalmedizinischer Lösungen deutlich zu.

Blick auf Europa: Telemedizin als kosteneffiziente Versorgung

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Europa betont in einer Studie gemeinsam mit der Universitat Oberta de Catalunya den klaren Nutzen von Telemedizin für chronisch Kranke – sowohl hinsichtlich Prävention, Diagnostik, langfristigem Management und Nachsorge. Telemedizin reduziert die Kosten für das Gesundheitswesen substantiell, erhöht die Qualität der Versorgung und eröffnet neue Möglichkeiten der regionalen Gleichstellung. Patient:innen mit Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Asthma können regelmäßige Check-ups digital absolvieren und so Versorgungsengpässe vermeiden.

Vor- und Nachteile: Was erwartet uns in der Zukunft?

  • Vorteile: Telemedizin verbessert die Lebensqualität chronisch Erkrankter, garantiert medizinische Versorgung unabhängig vom Wohnort, reduziert Gesamtkosten und entlastet das Personal durch KI-gestützte Prozesse.
  • Nachteile: Hohes Anfangsinvestment für Infrastruktur und Schulung, Datenschutz- und ethische Herausforderungen, mögliche soziale Spaltung bei digitalem Zugang. Fehlende persönliche Kontakte können für manche Patient:innen ein Defizit bedeuten.
  • Zukünftig wird die Integration von Künstlicher Intelligenz, Mobile Health und personalisierten digitalen Therapiekonzepten der Standard sein. Digitale Therapieprogramme werden die Prävention und die Nachsorge deutlich flexibler und effizienter gestalten.
  • Wirtschaftlich profitieren Gesundheitsdienstleister und Firmen durch neue Geschäftsmodelle, eine breitere Patientenbasis und geringere Kosten bei gleichzeitig höherer Versorgungsqualität.
  • Menschen erhoffen sich mehr Unabhängigkeit, schnellere Hilfe im Notfall und weniger bürokratischen Aufwand sowie eine bessere Betreuung bei oft komplexen Krankheitsverläufen.

Der Quantensprung der letzten Jahre führt dazu, dass Telemedizin bei chronischen Erkrankungen nicht mehr ein Zukunftsthema, sondern ein unverzichtbarer Teil der Gesundheitsversorgung ist. Es ist zu erwarten, dass neue Technologien – gerade in der Kombination aus Telemedizin und Künstlicher Intelligenz – individuelle Therapien weiter optimieren und so die Versorgung aller Patient:innen in Echtzeit garantieren. Die Herausforderungen liegen in gesellschaftlicher Akzeptanz, Datenschutz und der nachhaltigen Finanzierung des Wandels.

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