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Peking unter Druck: Chinas Regierung plant zusätzliche Konjunkturmaßnahmen – Auswirkungen auf Wirtschaft und Börse

Peking unter Druck: Chinas Regierung plant zusätzliche Konjunkturmaßnahmen – Auswirkungen auf Wirtschaft und Börse

Sinkende Konsumzahlen, eine tiefsitzende Immobilienkrise und das Verfehlen wichtiger Wachstumsziele: China steht 2025 erneut unter Handlungsdruck. Anlegerinnen und Anleger fragen sich: Wie gefährlich sind die aktuellen Wirtschaftsdaten für Aktien wie Alibaba, Tencent oder Baidu? Und könnte die jüngste Schwäche etwa der Industrie GEGEN etablierte Werte wie BYD oder China Construction Bank spielen? Angesichts dieser Unsicherheit stellt sich eine zentrale Börsenfrage: Wo ergeben sich Chancen, und welche Aktien sollten besser gemieden werden?

Neue Konjunkturmaßnahmen: Was plant Peking konkret?

Nach einem enttäuschenden August, in dem Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze die Erwartungen erneut verfehlten, spitzt sich der Handlungsbedarf der chinesischen Regierung zu. Die Industrieproduktion stieg im August nur um 5,2 % gegenüber dem Vorjahr (im Juli noch 5,7 %), die Einzelhandelsumsätze sogar nur um magere 3,4 % (Marketscreener). Die Folgen: Ein unter Druck geratenes Wachstumsziel von 5 %, eine weitere Verschärfung der Konsumflaute und eine politische Verstärkung des staatlichen Instrumentariums.

Premierminister Li Qiang und die staatliche Planungskommission kündigten zuletzt einen breiten Mix aus fiskalischen und geldpolitischen Maßnahmen an. Erwogen werden u.a.:

  • Eine weitere Zinssenkung (um mindestens 10 Basispunkte)
  • Eine Reduktion des Mindestreservesatzes (um ca. 50 Basispunkte)
  • Gezielte Staatshilfen und Finanzspritzen für Großbanken und Lokalregierungen
  • Ausbau staatlicher Konsumsubventionen, insbesondere für untere Einkommensgruppen
  • Spezielle Programme zur Stützung der Immobilienmärkte und Förderung von Wohnungserwerb

Im Raum steht laut Analystenschaft ein Paketvolumen von bis zu 3 Billionen Yuan (ca. 420 Mrd. US-Dollar). Wie eine Analyse der DZ Bank verdeutlicht, bleiben die Details des Fiskalpakets allerdings vage. Im Zentrum stehen Anreize für Banken und eine finanzielle Stabilisierung der überschuldeten Kommunen; Privathaushalte profitieren nur am Rande von direkten Zuschüssen. Die Hilfen für den Immobiliensektor dürften sich vorrangig auf kommunale Wohnungskäufe erstrecken.

Reaktionen der Märkte und Auswirkungen für einzelne Branchen

Die Bekanntgabe neuer Konjunkturmaßnahmen hat an den chinesischen und internationalen Aktienmärkten zunächst Euphorie ausgelöst. Der CSI 300 gewann kurzfristig rund 4 %, insbesondere Werte aus dem Konsumgüter- und Technologiesektor erlebten Kursgewinne. Mittlerweile macht sich jedoch wieder Ernüchterung breit, da Strukturprobleme wie Überschuldung der Lokalregierungen und die langanhaltende Immobilienflaute nicht mit Schnellschüssen zu lösen sind.

  • Technologie- und Konsumaktien wie Alibaba, Meituan, JD.com könnten mittelfristig profitieren, sollten staatliche Subventionen und Kreditprogramme Konsum und Onlinehandel anschieben.
  • Banken wie die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) oder die China Construction Bank dürften Risiken schultern, wenn sie regionale Defizite finanzieren müssen. Potenzielle Kapitalzuführungen könnten kurzfristig stützen, bergen aber mittel- bis langfristig Risiken bei erneut steigender Verschuldung.
  • Immobilienwerte wie Country Garden oder Evergrande bleiben hochvolatil. Staatliche Hilfen könnten Einbrüche kurzfristig bremsen, lösen aber keine fundamentalen Probleme.

Die Industrie sucht aufgrund internationaler Unsicherheiten – gerade mit Blick auf die erneute US-Handelspolitik – neue Exportmärkte, was sich langfristig auf die Lieferketten und Investitionsentscheidungen deutscher Partner auswirken wird. Schon heute mehren sich Warnungen vor steigenden Kreditausfällen und einer Konsolidierung im Immobilien- und Bausektor.

Chancen und Risiken für die globale Wirtschaft

Die neuen Konjunkturpakete verschaffen China zwar einen kurzfristigen Wachstumsschub, doch die Verschuldung der Lokalregierungen und die zurückhaltende Konsumneigung der Mittelschicht sind dauerhaft nur schwer zu lösen (Handelsblatt). Die problematische Entwicklung kann weltweit Auswirkungen entfalten, insbesondere für den Maschinenbau, Rohstoffmärkte und exportorientierte Staaten.

  • Vorteile: Neuer staatlicher Investitionsschub könnte Nachfrage nach deutschen Maschinen und Automobilen kurzfristig steigen lassen.
  • Nachteile: Zunehmender Protektionismus und verschärfte Wettbewerbssituation, insbesondere für exportorientierte Unternehmen im Westen. Mögliche weitere Abwertungen der Währung könnten globale Handelskonflikte verschärfen.

Denn auch die Unsicherheit hinsichtlich der Transparenz der Regierungspolitik schadet dem internationalen Investitionsklima. Die jüngsten Maßnahmen erreichen mehr den Aktienmarkt und weniger den Mittelstand oder private Konsumenten – strukturelle Ungleichheiten werden also weiter zementiert.

Analysen zu Einzelaktien – Kauf-, Halte- oder Verkaufsempfehlungen?

Angesichts der politischen Kurzfristprogramme sollten Anleger folgende Aktien im Blick behalten:

  • Kaufempfehlung: Ausgewählte Tech- und E-Commerce-Werte wie Alibaba, JD.com, Tencent sowie Konsumanbieter, die von Subventionen profitieren können. Ebenfalls interessant: Energie- und Infrastrukturunternehmen mit Staatsaufträgen.
  • Halten: Industrietitel und exportorientierte Unternehmen, etwa BYD oder CATL, die stabil bleiben dürften, aber durch die globale Unsicherheit gebremst werden.
  • Verkauf: Immobilienwerte mit hoher Verschuldung (z.B. Evergrande, Country Garden) sowie Banken mit übermäßigem Exposure gegenüber schwachen Provinzen.


Für Investoren bleibt China 2025 ein schwieriges Terrain: Kurzfristige Chancen bei ausgewählten Tech- und Konsumaktien stehen strukturellen Risiken bei Banken und Immobilienwerten gegenüber. Der Aufschwung durch neue Pakete dürfte vorübergehend sein, sofern nicht substanzielle Strukturreformen erfolgen. Für globale Märkte bedeutet dies hohe Wachsamkeit – insbesondere für deutsche Maschinenbauer und Automobilhersteller können sich aber kurzfristig Opportunitäten ergeben. Chinas Wachstum bleibt aber 2025 fragil, und politische Risiken nehmen weiter zu.

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