Künstliche Intelligenz 2025: Wirtschaftlicher Durchbruch oder überschätzter Trend?
Wird die deutsche Wirtschaft durch den massiven Einsatz von Künstlicher Intelligenz endlich produktiver, und welche börsennotierten Unternehmen profitieren davon am stärksten? Die aktuelle Presse ergänzt, dass KI-Tools wie ChatGPT oder Microsoft Copilot inzwischen breite Anwendung finden. Dennoch bleibt das erhoffte „Produktivitätswunder“ nach aktuellen Studien aus. Die spannende Frage: Wer gewinnt, wer verliert an der Börse durch diesen Wandel?
Wirtschaftliche Effekte von KI 2025: Zwischen Hoffnung und Realität
Jüngste Analysen weisen für Deutschland im Zeitraum 2025 bis 2030 ein jährliches Produktivitätswachstum von etwa 0,9 Prozent aus – bis zu 1,2 Prozent für die folgende Dekade. Damit liegt der Effekt deutlich über dem niedrigen Produktivitätszuwachs der vergangenen Jahre, bleibt jedoch meilenweit hinter früheren Visionen zurück. Studien des Instituts der deutschen Wirtschaft stellen klar: KI erhöht perspektivisch das Potenzial der Volkswirtschaft und kann dringend benötigte Produktivitätseffekte bringen, aber ein radikaler Umbruch steht nicht bevor.
- Unternehmen, die KI in Produktionsprozessen und Dienstleistungsinnovationen einsetzen, melden ein signifikant höheres Umsatzwachstum als solche ohne KI-Nutzung.
- Der breite Sprung gelingt aber bislang nur wenigen marktführenden Unternehmen, während viele Mittelständler und Kleinbetriebe weiterhin in der Erprobungsphase stehen.
- Konzerne mit starker digitaler Infrastruktur und datengetriebenem Geschäftsmodell – darunter SAP, Siemens, Deutsche Telekom oder Allianz – positionieren sich als Gewinner innerhalb der DAX-Konzerne.
Arbeitsmarkt: KI als Jobmotor oder Risiko?
Die Auswirkungen von KI auf Beschäftigung bleiben ambivalent. Einerseits demonstrieren Unternehmen, die konsequent auf Automatisierung setzen, einen selektiven Abbau in standardisierten Tätigkeiten – insbesondere in Support- und Administrationsfunktionen, wo zwischen 5 und 20 Prozent der Stellen wegfallen. Allerdings gleicht sich dies vielfach mit Effizienzsteigerungen an anderer Stelle aus. In Branchen wie Healthcare und regulierten Bereichen hält sich der Wandel bisher in Grenzen, während Tech- und Medienunternehmen schon stärker betroffen sind. Die Langfristperspektive zeigt, dass durch fortschrittliche KI-Systeme theoretisch bis zu mehrere Milliarden Arbeitsstunden ersetzt oder umgewidmet werden könnten. Das IW Köln rechnet jedoch für den deutschen Arbeitsmarkt insgesamt mit einem positiven Nettoeffekt, sofern Weiterbildung und Umschulungen schnell greifen. Bei einigen Unternehmen steigt die Zahl der hochqualifizierten, spezialisierten Jobs sogar.
- Vor allem Unternehmen mit Fokus auf Automatisierung und Datenanalyse werden profitieren (IHK-Studie).
- Schwächere Unternehmen ohne Innovations- oder Investitionsbereitschaft drohen ins Hintertreffen zu geraten.
- Der Boom neuer KI-Jobs bleibt bislang aus, was durch eine aktuelle Analyse der Bertelsmann Stiftung unterstrichen wird: Die Zahl von Stellen mit direktem KI-Bezug stagniert.
Strukturelle Defizite und Innovationsdruck
Neben dem Arbeitsmarkt ist das wichtigste Hindernis der breite Fachkräftemangel, der die deutsche Industrie trifft. Schätzungen zufolge fehlen bis 2027 über 700.000 qualifizierte MINT-Fachkräfte. KI könnte hier zwar helfen, den Arbeitskräftemangel teilweise zu kompensieren, denn KI-Systeme übernehmen Routineaufgaben, beschleunigen Entscheidungsprozesse und ermöglichen die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Allerdings ist dafür eine solide digitale Infrastruktur und ein umfassender Qualifizierungswille im Mittelstand notwendig. Die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft ist aktuell rückläufig: Unternehmen investieren zwar mehr in KI, erreichen aber nicht die gewünschten Impulse bei der Anzahl erfolgreicher Innovationen. Nur 42 Prozent der deutschen Unternehmen setzen KI bereits für Innovation ein, wie eine Studie von IW und Bitkom unterstreicht (Bitkom Presseinformation).
Börsenausblick: Welche Aktien profitieren, welche sollten Anleger meiden?
Der Technologiesektor ist und bleibt die erste Adresse für KI-Investoren. Aktien von Unternehmen mit starker KI-Kompetenz, massiven Datenbeständen und digitalem Fokus wie SAP, Siemens, Infineon, Deutsche Telekom und Allianz sind klare Kaufkandidaten. Wer bereits stark in KI investiert, gewinnt Marktanteile und kann Produktivitätsgewinne realisieren. Im Gegensatz dazu geraten Unternehmen mit traditionellem Geschäftsmodell und schwacher digitaler Infrastruktur ins Hintertreffen. Aktien aus veralteten Industriebranchen oder Unternehmen, die KI nur halbherzig implementieren, sollten eher abgebaut oder gemieden werden.
- Kaufen: SAP, Siemens, Allianz, Deutsche Telekom, Infineon
- Halten: DAX-Unternehmen, die in KI investieren, jedoch noch nicht führend sind
- Verkaufen: Zyklische Industrie-Aktien ohne klare KI-Strategie, Einzelhandelsunternehmen mit hoher Automatisierungsgefahr, klassische Support-Dienstleister
Chancen und Risiken für die deutsche Wirtschaft
Die Vorteile der flächendeckenden KI-Nutzung sind breit gefächert:
- Höhere Effizienz, schnellere Markteinführung neuer Produkte und Kostenersparnisse für Unternehmen
- Mittelfristig Stabilisierung des Wirtschaftswachstums trotz demografischer Schrumpfung
- Stärkung der Innovationskraft, wenn KI klug mit Industrieprozessen verzahnt wird
Dem gegenüber stehen Herausforderungen:
- Wachsender Qualifizierungsbedarf in der Belegschaft und Gefahr von Arbeitsplatzverlusten in einfachen Tätigkeiten
- Digitalisierungsdefizite bei kleineren Unternehmen führen zur Marktverdrängung und stärken Großunternehmen weiter
- Stagnierende Jobzahlen im Bereich KI, falls der Fachkräftezulauf ausbleibt (Bertelsmann-Stiftung)
Die wichtigsten Erkenntnisse: Anleger sollten konsequent auf digital führende Unternehmen und Branchen mit klarer KI-Strategie setzen. Wer früh auf KI setzt, bewegt sich im Rendite-Plus, während Traditionalisten abgehängt werden. Insgesamt bleibt die gesamtwirtschaftliche Wirkung in Deutschland aber moderat, solange Bildung, Infrastruktur und politischer Wille nicht deutlich schneller nachziehen. In Zukunft wird sich der Innovationsdruck erhöhen – und mit der Verbreitung autonomer Agentensysteme entstehen neue Geschäftsmodelle, die das Wirtschaftswachstum ab 2030 noch spürbar stärker befeuern könnten.


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