Innovative mRNA-Impfstoffe gegen Grippe: Wirksamkeit, Perspektiven und aktuelle Entwicklungen
Wie groß ist das Potenzial moderner mRNA-Technologie, den weltweiten Schutz vor Influenza entscheidend zu verbessern? Während klassische Grippeimpfstoffe seit Jahrzehnten mit wechselndem Erfolg eingesetzt werden, hoffen Hersteller wie Moderna auf einen Durchbruch dank neuartiger Impfstoffformeln. Insbesondere Menschen ab 50 Jahren sind häufig von schweren Verläufen betroffen – doch bieten moderne Impfstoffe tatsächlich einen signifikant besseren Schutz?
Moderna stellt Phase-III-Daten vor: Deutlich verbesserte Wirksamkeit
Im Juli 2025 veröffentlichte Moderna Ergebnisse einer internationalen, randomisierten Phase-III-Studie zu seinem mRNA-Impfstoffkandidaten mRNA-1010. In der Studie erhielten über 40.000 Probandinnen und Probanden ab 50 Jahren entweder den neuen Impfstoff oder eine klassische Grippeimpfung. Die wichtigsten Erkenntnisse:
- mRNA-1010 verhinderte Influenza-Erkrankungen zu 26,6 Prozent besser als die Vergleichsimpfstoffe, darunter Fluarix® und Influsplit® Tetra.
- Bei einzelnen Subtypen wie A/H1N1 und B/Victoria lag die relative Wirksamkeit sogar bei rund 29 Prozent.
- Auch für Menschen ab 65 Jahren zeigte sich ein überlegener Schutz (rVE: 27,4 Prozent). Somit erfüllt mRNA-1010 die Kriterien für einen wirksameren Impfstoff.
Besondere Aufmerksamkeit gilt der Unterschiedlichkeit der Immunantwort je nach Alter, Vorerkrankungen und bisherigen Impfungen. Während mRNA-Technologie klare Vorteile für Risikogruppen zeigte, betonen Experten, dass weitere Analysen für spezifische Subgruppen notwendig sind. Vor diesem Hintergrund gelten die Ergebnisse trotzdem als wegweisend für den weltweiten Influenza-Schutz (Quelle).
Biontech und Pfizer: Neue Generationen im Wettbewerb
Biontech/Pfizer zeigten bereits im Vorjahr, dass mRNA-Impfstoffe die Zahl schwerer Erkrankungen bei Erwachsenen senken können. Allerdings gab es in der ältesten Altersgruppe noch Optimierungsbedarf, weshalb derzeit eine zweite Generation ihrer Grippe-mRNA-Vakzine entwickelt wird. Ziel ist, den Immunschutz weiter zu erhöhen, insbesondere bei älteren Menschen und bestimmten Risikogruppen. Klinische Ergebnisse hierzu werden auf internationalen medizinischen Fachkonferenzen erwartet (Quelle).
Kombi-Impfstoffe: Doppelter Schutz mit einer Spritze
Ein weiterer vielversprechender Trend ist die Entwicklung von Kombinationsimpfstoffen. Moderna präsentierte jüngst einen kombinieren mRNA-Impfstoff (mRNA-1083), der sowohl vor saisonaler Influenza als auch vor COVID-19 schützt. In einer Phase-3-Studie reagierten die Antikörperlevel der Probanden mindestens so stark wie auf die Einzelimpfstoffe; teilweise fiel die Immunantwort sogar besser aus. Experten sehen hierin eine große Chance, die Impfbereitschaft in der Bevölkerung zu verbessern, da mehrere Schutzmaßnahmen in nur einer Spritze abgedeckt werden können. Allerdings sind langfristige Daten zur Wirksamkeit und Verträglichkeit noch ausstehend (Quelle).
Neue Studiendesigns und individualisierter Impfschutz
Bemerkenswert ist der Wandel in den Studiendesigns für aktuelle mRNA-Vakzinen. Im Fokus steht nicht mehr allein die Zahl der verhinderten Erkrankungen, sondern die messbare Immunantwort durch Antikörperbestimmung. Damit können Forscher frühzeitig beurteilen, wie gut die Impfstoffe vorbereitet sind, um auf neue Virusvarianten zu reagieren. Außerdem wird aktuell diskutiert, ob Impfdosen, Intervalle und Antigen-Zusammensetzung künftig gezielter an Altersgruppen oder Vorerkrankungen angepasst werden sollten.
- Höhere Flexibilität der mRNA-Technologie ermöglicht zeitnahe Anpassungen an aktuelle Virusvarianten der Influenza.
- Klinische Nachverfolgung prüft, wie nachhaltig der Impfschutz tatsächlich ist – vor allem bei sich wandelnden Viruslinien.
Statistische Einordnung und gesellschaftliche Bedeutung
Die Tatsache, dass mRNA-1010 eine um 26,6 Prozent höhere Schutzwirkung zeigte, gilt als erheblicher Fortschritt. Grippeimpfstoffe der vergangenen Jahre erreichten je nach Saison und Impfstoffzusammensetzung oft lediglich eine Wirksamkeit von 20 bis 60 Prozent. Gerade in Jahren mit „Mismatches“ zwischen Impfstoff und zirkulierenden Viren bietet mRNA-Technologie die Chance, schneller auf neue Stämme zu reagieren. Damit besteht Hoffnung auf eine effektivere Eindämmung saisonaler Epidemien und einen verbesserten Schutz besonders gefährdeter Gruppen.
Innovationen wie mRNA-Impfstoffe gegen Grippe bieten ohne Zweifel klare Vorteile, vor allem in Bezug auf Wirksamkeit und Flexibilität. Gleichzeitig bleibt zu prüfen, inwiefern seltene Nebenwirkungen sowie die Akzeptanz neuer Impfstoffformate Einfluss auf die breite Anwendung nehmen könnten. Langfristig ist zu erwarten, dass kombinierte mRNA-Impfstoffe sowohl Wirtschaft als auch Gesellschaft entlasten: Einerseits sinken Behandlungskosten durch weniger schwere Erkrankungen, andererseits verbessert sich die öffentliche Gesundheit durch wirksameren und praktischeren Schutz. Die nächste Grippesaison könnte zeigen, wie schnell und effektiv mRNA-basierte Lösungen eines der hartnäckigsten Infektionsprobleme der Menschheit adressieren.
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