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IMK-Prognose 2025: Mini-Wachstum nach Rezession – Wo jetzt Chancen und Risiken für Anleger liegen

IMK-Prognose 2025: Mini-Wachstum nach Rezession – Wo jetzt Chancen und Risiken für Anleger liegen

Deutschland steht 2025 im Zeichen der mühsamen Erholung: Nach einer mehrjährigen Rezession prognostiziert das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) ein minimales Wachstum von nur 0,2 Prozent. Die Frage lautet: Ist das nun das langersehnte Licht am Ende des Tunnels – oder droht eine weitere Stagnation? Anleger fragen sich, welche Sektoren jetzt profitieren und bei welchen DAX-Unternehmen aktuell Zurückhaltung geboten ist. Besonders Konsumwerte und Unternehmen aus der Bau- und Infrastrukturbranche könnten von den Impulsen staatlicher Investitionen profitieren. Dagegen dürften exportabhängige Industrieunternehmen, etwa im Maschinen- und Automobilbau, angesichts der globalen Unsicherheiten und schwächelnden Handelsströme weiterhin unter Druck stehen.

IMK-Prognose im Detail: Zaghafter Aufschwung und politische Impulse

Laut dem aktuellen IMK-Gutachten wächst das Bruttoinlandsprodukt im Jahresmittel 2025 um 0,2 Prozent: Der Wendepunkt in der deutschen Konjunktur, der bereits im dritten Quartal 2025 sichtbar wurde, fußt primär auf zwei Faktoren.

  • Starke staatliche Investitionen: Die Bundesregierung setzt mit neuen Programmen, darunter Mehrjahrespläne für die Modernisierung der Infrastruktur, gezielte Impulse. Dem IMK zufolge werden für 2025 zusätzliche staatliche Ausgaben von über acht Milliarden Euro erwartet, ein Wert, der 2026 sogar auf etwa 40 Milliarden Euro steigen soll. Dies stützt vor allem Bereiche wie Bau, Energie und Digitalisierung erheblich, während der Außenhandel weiter deutlich schwächelt (wie die Entwicklung der Exporte zeigt). [IMK-Pressemitteilung, boeckler.de]
  • Anziehender privater Konsum: Sinkende Energiepreise und abnehmende politische Unsicherheit stärken das Konsumklima. Gerade Konsumgüterhersteller, Einzelhandel und Gastronomie zeigen laut IMK erste Erholungssymptome.

Der Arbeitsmarkt hinkt jedoch hinterher: Die Arbeitslosenquote steigt laut Prognose im Jahresmittel auf 6,3 Prozent, erholt sich aber 2026 nur langsam. Die Inflation bleibt mit 2,0 Prozent moderat, was für eine gewisse Planungssicherheit bei Unternehmen sorgt.

Globale Gegenwinde: Export und Konkurrenz setzen deutsche Unternehmen unter Druck

Die Kehrseite des Erholungskurses ist die ausbleibende Dynamik beim Außenhandel. Der Export leidet besonders unter den andauernden US-Zöllen und globalen Handelskonflikten, die die Nachfrage nach deutschen Industriegütern bremsen. Zugleich sorgt die schwache Nachfrage aus China und eine immer stärkere Konkurrenz durch asiatische Marktteilnehmer für zusätzliche Unsicherheit in klassischen Paradebranchen wie Maschinenbau, Automobil oder Chemie. Dies trifft Konzerne wie Siemens, BASF und Volkswagen besonders hart.

  • US-Zölle behindern Exporte: Deutsche Unternehmen verlieren Marktanteile in den USA. Vorzieheffekte aus 2024 dürften 2025 auslaufen, was für DAX-Werte mit starker Exportorientierung ein relevanter Bremsklotz ist.
  • Wachsende asiatische Konkurrenz: Chinesische Unternehmen drängen immer weiter in die globalen Märkte. Der heimische Bedarf in China bleibt schwach, was deutschen Exporteuren zusätzliche Absatzprobleme beschert. [IMK-Prognose, imk-boeckler.de]

Aktuelle Marktlage: Gewinner und Verlierer im Börsengeschehen

Angesichts dieses Umfeldes sollten Anleger einzelne Branchen und ihre Aktien besonders differenziert betrachten.

  • Kaufempfehlung: Aktien von Bau- und Infrastrukturunternehmen (z.B. Hochtief, Deutsche Telekom für Netzausbau) profitieren direkt von staatlichen Investitionsprogrammen und sollten tendenziell zugekauft werden.
  • Halten: Konsumwerte und Energieversorger (z.B. E.ON, RWE) könnten im Aufschwung durch zunehmenden privaten Konsum profitieren, bleiben aber stark konjunkturabhängig. Hier empfiehlt sich selektives Halten.
  • Verkaufsempfehlung: Exportstarke Industrieunternehmen (beispielsweise BASF, Siemens und Volkswagen) geraten weiter unter Margendruck durch Handelskonflikte und neue Konkurrenz – eine Übergewichtung im Portfolio ist aktuell eher zu vermeiden oder vorsichtig zu reduzieren.

Vor- und Nachteile des aktuellen Wachstums für die Gesamtwirtschaft

  • Vorteile: Die Erholung des Binnenmarktes stützt die Beschäftigung und sorgt in Konsum, Bau sowie technologieorientierten Branchen wie Digitalisierung und Energie für Aufbruchsstimmung.
  • Nachteile: Exportlastige und klassische Industriebranchen bleiben weiterhin unter Druck, was den gesamten Transformationsprozess der deutschen Wirtschaft beschleunigen könnte.

Das geringe, aber positive Wachstum hat zudem stabilisierende Wirkung auf Inflation und Zinsen – dies reduziert die Unsicherheit für Unternehmen und private Haushalte. Jedoch ist die Wirtschaftsstruktur im Wandel, viele etablierte Geschäftsmodelle werden infrage gestellt.

Marktausblick: Was kommt als Nächstes?

Für 2026 zeichnet das IMK ein weitaus freundlicheres Bild: Mit einer erwarteten Wachstumsgeschwindigkeit von über 1,4 Prozent könnten insbesondere jene Unternehmen profitieren, die frühzeitig in neue Technologien, Nachhaltigkeit und Infrastruktur investiert haben. Dennoch bleiben geopolitische Risiken (USA, China) und technologische Disruption etwa durch künstliche Intelligenz und Automatisierung zentrale Faktoren, die den weiteren Weg bestimmen.

Angesichts des geringen Wachstums und der damit verbundenen Unsicherheiten empfiehlt sich eine selektive Aktienstrategie: Unternehmen mit starker Binnenmarktpräsenz und staatlicher Auftragslage stehen klar im Vorteil. Wer jetzt auf strukturelle Gewinner der nächsten Jahre setzt, etwa im Bereich Infrastruktur, Digitalisierung oder nachhaltige Energie, dürfte überdurchschnittlich partizipieren. Demgegenüber sind klassische Exportwerte angesichts der Handelshemmnisse und des globalen Strukturwandels weiterhin mit Vorsicht zu genießen. Der Weg aus der Rezession ist da – aber er bleibt steinig, und Transformation ist das Gebot der Stunde.

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