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Hohe Inflation und die herausfordernde Herbst-Lohnrunde in Österreich: Dilemma zwischen Kaufkraft und Wettbewerbsfähigkeit

Hohe Inflation und die herausfordernde Herbst-Lohnrunde in Österreich: Dilemma zwischen Kaufkraft und Wettbewerbsfähigkeit

Die Inflation in Österreich bleibt auch Mitte 2025 auf einem ungewohnt hohen Niveau. Während Unternehmen und Gewerkschaften sich auf die bevorstehende Herbst-Lohnrunde vorbereiten, fragen sich viele: Wie wirkt sich die Teuerung auf die Lohnverhandlungen aus? Und können Beschäftigte mit einer Erholung ihrer Kaufkraft rechnen? Statistiken und Experteneinschätzungen geben Aufschluss über die Risiken, Herausforderungen und möglichen Wege aus der Kostenfalle.

Aktuelle Inflationstreiber und Entwicklung 2025

Die Inflationsrate lag laut Schnellschätzung im Juni 2025 bei 3,3 % und erreichte damit den höchsten Stand seit Mai 2024. Verantwortlich sind vor allem die wieder steigenden Energiepreise und höhere Kosten für Nahrungsmittel, Tabak und Alkohol. Dienstleistungen bleiben mit einer Teuerung von 4,3 % weiterhin der dominierende Preistreiber. Die sogenannte Kerninflation – also ohne Energie und Nahrungsmittel – lag bei 3,1 %[Statistik Austria].

Laut Oesterreichischer Nationalbank halten hohe Dienstleistungskosten und temporär steigende Energiepreise das Inflationsniveau gegenüber dem Vorjahr stabil. Erst ab 2026 wird mit einem Abklingen der Inflation gerechnet, wenn staatliche Entlastungsmaßnahmen auslaufen und sich die Preisdynamik an den internationalen Märkten beruhigt[INFINA Trends].

Herbst-Lohnrunde: Gewerkschaften unter Druck, Unternehmen am Limit

Bei der Herbst-Lohnrunde 2025 stehen die Zeichen auf harte Verhandlungen. Angesichts der anhaltenden Preissteigerungen fordern Gewerkschaften deutliche Reallohnzuwächse, um die Kaufkraft der Beschäftigten zu sichern. Es besteht jedoch die Gefahr, dass zu starke Lohnerhöhungen die Inflation weiter antreiben, insbesondere in Dienstleistungsbranchen, die ohnehin Kostensteigerungen direkt an die Verbraucher weitergeben.

  • Die Arbeitgeberseite warnt vor einer *Lohn-Preis-Spirale*, die Wettbewerb und Beschäftigung gefährden könnte.
  • Viele Unternehmen, besonders im Mittelstand, sehen sich durch gestiegene Energie- und Rohstoffpreise ohnehin unter Druck und können höhere Lohnforderungen kaum abdecken.
  • Die Gewerkschaften wiederum verweisen auf reale Kaufkraftverluste der Arbeitnehmer im Jahr 2023 und in der ersten Hälfte von 2024, als die Lohnabschlüsse nicht mit der Inflation mithalten konnten.

Ein besonders hoher Handlungsdruck besteht in Branchen mit niedrigem Durchschnittslohn, wie etwa im Handel oder in der Gastronomie.

Statistik und Prognosen

Nach dem Jahr 2023 mit einer Inflationsrate von 7,8 % [Statista] konnten die Lohnerhöhungen meist nicht Schritt halten. Der Verbraucherpreisindex zeigt im laufenden Jahr weiterhin eine dynamische Preisentwicklung, wenn auch leicht abgeschwächt. Neue Abschlüsse der Lohnrunde 2025 werden daher mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt: Es gilt, eine ausgewogene Lösung zu finden, welche die Interessen von Beschäftigten und Unternehmen zugleich berücksichtigt.

Auswirkung auf Konsum, Finanzierungen und Lebensstandard

Die hohe Inflation wirkt sich direkt auf den Alltag der Haushalte aus: Die Belastungen steigen durch teurere Dienstleistungen sowie Nahrungsmittel, während sich Konsumzurückhaltung breitmacht. Einigen Gruppen kommt die Inflation hingegen entgegen – beispielsweise Kreditnehmern mit Altverträgen, da die reale Schuldenlast durch den Wertverlust des Geldes sinkt. Wer neue Kredite aufnimmt oder variable Finanzierungen bedient, sieht sich dagegen infolge steigender Zinsen und Leitzinsen mit höheren monatlichen Raten konfrontiert. Die Gefahr besteht, dass sich soziale Schieflagen weiter verschärfen.

  • Längere Preissteigerungen können die Konsumnachfrage und damit das Wachstum hemmen.
  • Unternehmen reagieren mit Rationalisierungsmaßnahmen – etwa Automatisierung –, um Kosten zu reduzieren und bestehende Arbeitsplätze zu sichern.
  • Politik und Sozialpartner stehen unter Druck, zielgerichtete Maßnahmen wie Einmalzahlungen oder steuerliche Entlastungen rasch umzusetzen.

Perspektiven für die kommende Lohnrunde und Zukunftserwartungen

Für die Lohnrunde im Herbst 2025 zeigen die Statistiken und Wirtschaftsausblicke ein komplexes Bild. Die OeNB erwartet ab 2026 einen deutlichen Rückgang der Inflationsrate, sodass sich die Lage mittelfristig entspannen könnte. Viele Sozialpartner hoffen darauf, schon in diesem Jahr tragfähige Kompromisse zu finden. Dies bedeutet, dass sowohl die Inflation gebremst als auch Lohnzuwächse zur Erhaltung der Kaufkraft erzielt werden müssen. Digitale Lösungen und innovative Arbeitsmodelle werden zunehmend wichtiger, um die Produktivität zu erhöhen und die Wettbewerbsfähigkeit am Standort Österreich zu sichern.

Die aktuellen Diskussionen zeigen: Langfristig profitieren Menschen und Wirtschaft am meisten von nachhaltigen, sozial ausgewogenen Lohnabschlüssen bei moderater Inflation. In schwierigen Jahren wie 2025 könnten intelligente Kompromisse verhindern, dass Beschäftigte einen dauerhaften Kaufkraftverlust erleiden. Umgekehrt sind zu starke Lohnsteigerungen – vor allem in wirtschaftlich unsicheren Zeiten – ein Risiko für die Preisstabilität und den Arbeitsmarkt. Das beste Szenario: Die Lohnrunde findet die Balance zwischen notwendiger Kaufkraftstärkung und Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit. Die nächsten Monate werden zeigen, ob dieser Spagat gelingt und endlich eine Beruhigung der Teuerung möglich ist.

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