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Fortschritte in der Medizintechnik: Neue minimalinvasive Herzklappenimplantation vorgestellt

Fortschritte in der Medizintechnik: Neue minimalinvasive Herzklappenimplantation vorgestellt

Minimalinvasive Herzklappenimplantation – Neue Standards für die moderne Herzmedizin

Allein in Europa benötigen jährlich zehntausende Menschen eine Behandlung aufgrund von Herzklappenerkrankungen – und die demografische Entwicklung lässt einen weiteren Anstieg erwarten. Wie können minimalinvasive Verfahren neue Wege auch für die Behandlung scheinbar aussichtsloser Fälle eröffnen? Zuletzt rückten das Universitätsklinikum AKH Wien und die Medizinische Universität Wien in den Fokus der medizinischen Community, nachdem sie im Frühjahr 2025 eine weltweit selten angewandte, innovative Klappenimplantation bei fortgeschrittener Trikuspidalinsuffizienz erfolgreich durchführten.

Neuartige minimalinvasive Technik erstmals in Österreich angewendet

Das aufsehenerregende Beispiel aus Wien zeigt, wie innovative Technik und interdisziplinäre Zusammenarbeit neue Perspektiven schaffen. Bisher standen insbesondere Patientinnen und Patienten mit ausgeprägter Herzklappenschwäche und ungünstiger Anatomie vor gravierenden Problemen, da konventionelle OPs oder Standard-Therapien oft nicht möglich oder erfolglos waren. Im konkreten Fall wurde ein Patient mit wiederholtem Therapieversagen nach TEER-Clipping (Transkatheter Edge-to-Edge Repair) behandelt – eine Technik, bei der die Segel der Klappe durch Clips verbunden werden, um Undichtigkeiten zu lindern. Das besondere Problem: Technische Komplexitäten wie Elektroden und Verwachsungen verhinderten erneut eine Standardimplantation.

Die Ärzteteams lösten dieses Problem mithilfe einer ultraschall- und röntgengesteuerten, innovativen Vorgehensweise. Durch gezielte Hochfrequenzstrom-Anwendung konnten fusionierte Klappensegel separiert und der für den Klappenersatz notwendige Raum geschaffen werden – ohne eine offene Operation. Der Eingriff verlief erfolgreich und ermöglichte dem Patienten eine nachhaltige Verbesserung der Herzfunktion und Lebensqualität (Quelle).

Neue medizintechnische Lösungen und Kodierung 2025

International schreitet die Entwicklung neuer Implantattypen rasant voran. So sind mittlerweile spezielle, selbstexpandierende Implantate für minimalinvasive Pulmonalklappenersätze am Markt. Auch für den endovaskulären Trikuspidalklappenersatz gibt es ab 2025 differenzierte Kodierungen, was die steigende Bedeutung und Akzeptanz dieser innovativen Methoden im Klinikalltag widerspiegelt. Diese klare Abbildung im Leistungskatalog der Krankenversicherungen eröffnet für Krankenhäuser und Patientinnen und Patienten künftig einfacheren Zugang zu individuellen, risikoarmen Therapieoptionen (Quelle).

  • Ballonexpandierbare und selbstexpandierende Klappen stehen im Fokus neuer Entwicklungen.
  • Die stetige Optimierung der Kathetertechnik erlaubt, auch komplexe Anatomien sicher und präzise zu versorgen.
  • Neue Implantate werden laufend im Rahmen von CE-Zulassungsstudien evaluiert.

Fallbeispiel MitraClip-Verfahren – Der Vorreiter minimalinvasiver Klappentherapie

Das bereits seit Jahren erprobte MitraClip-Verfahren belegt, wie sicher und effektiv katheterbasierte Techniken heute sein können. Das Verfahren wurde weltweit bei über 50.000 Patientinnen und Patienten eingesetzt, die häufig ein zu hohes Risiko für eine offene Operation aufwiesen. Dank minimalinvasiven Zugangswegen über die Leiste und präziser Bildgebung ist die Behandlung mit niedrigen Komplikationsraten und einer deutlichen, nachhaltigen Lebensqualitätsverbesserung verbunden (Quelle).

Zudem rücken seit kurzem auch neue Systeme für die operative Therapie und den Ersatz der Trikuspidalklappe in das Interesse pharmazeutischer Unternehmen, Zulassungsbehörden und Klinikbetreiber. Das zeigt: Innovation in der Medizintechnik ist ein internationaler Wettlauf, von dem gerade ältere und multimorbide Patientengruppen besonders profitieren.

  • Kathetergestützte Verfahren haben das Risiko und die Rehabilitationszeit drastisch reduziert.
  • Durch Mini-Zugänge am Brustkorb können selbst schwierige Fälle ohne Vollnarkose behandelt werden.
  • Detaillierte Bildgebung und Robotik führen zu immer präziseren Eingriffen und weniger Komplikationen.

Chancen, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der minimalinvasiven Herzklappentherapie

Die minimalinvasiven Verfahren bieten enorme Vorteile – nicht nur auf medizinischer, sondern auch auf wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene. Kürzere Krankenhausaufenthalte, weniger Nachsorge und die Möglichkeit, auch Hochrisikopatienten zu helfen, schaffen direkte Pluspunkte für Gesundheitssysteme und Kliniken. Gleichzeitig findet diese Technologie immer weitere Verbreitung in spezialisierten Herzzentren, was die Forschung und Produktentwicklung zusätzlich beschleunigt.

  • Vorteile: Schnellere Erholung, geringeres Komplikationsrisiko, verbesserte Lebensqualität, geringerer Ressourceneinsatz, Erweiterung des Therapieangebotes insbesondere für Patientinnen und Patienten mit erhöhtem Operationsrisiko.
  • Nachteile: Höhere Anschaffungskosten für Kliniken, begrenzte Langzeiterfahrung bei neueren Implantaten, komplexe technische Vorbereitung, Anforderungen an interdisziplinäres Teamtraining und teure Spezialausstattung.
  • Zukunft: Medizin und Technik verschmelzen zunehmend: Roboterassistierte Eingriffe, individualisierte Implantate und künstliche Intelligenz bei der OP-Planung sind bereits Realität in Pilotzentren. Die Verbreitung solcher Methoden wird durch schnellere Zulassungen und wirtschaftlichen Druck begünstigt. Erhofft wird, dass sich mit wachsender Erfahrung die Risiken weiter reduzieren, die Langlebigkeit der Implantate steigt und die Lebensqualität immer größerer Patientengruppen verbessert wird.

Die aktuellen Fortschritte zeigen, dass minimalinvasive Herzklappentherapien eine Revolution für die Herzmedizin darstellen: Sie eröffnen neue Chancen für Risikopatientinnen und Patienten, erweitern das Spektrum behandelbarer Fälle und setzen Maßstäbe für eine personalisierte, schonende Hightech-Medizin. Wirtschaft und Gesellschaft profitieren von effizienteren Abläufen, sinkenden Folgekosten und gesellschaftlicher Teilhabe vieler älterer Patienten. Umso wichtiger bleibt der Ausbau spezialisierter Versorgungszentren und kontinuierliche Forschung, um langfristige Erfolge und hohe Patientensicherheit zu gewährleisten.

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