Energietag 2025: Globale Energiepolitik im Umbruch – Was Investoren jetzt wissen müssen

Energietag 2025: Globale Energiepolitik im Umbruch – Was Investoren jetzt wissen müssen

Der Weltenergierat Deutschland lädt heute, am 4. Dezember 2025, zum Energietag 2025 in Berlin ein – einem der wichtigsten Branchentreffen für internationale Energiefragen. Unter dem Motto „Everything in Transition – Wohin steuert die globale Energiepolitik?“ versammeln sich hochrangige Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, um die tiefgreifenden globalen Umbrüche im Energiesektor zu diskutieren. Für Investoren ist diese Veranstaltung ein Seismograph für zukünftige Markttrends: Welche Technologien werden die Energiewende prägen? Welche Unternehmen positionieren sich strategisch richtig? Und welche geopolitischen Verschiebungen werden den Energiemarkt nachhaltig verändern?

Der Energietag 2025: Ein Forum für globale Energiefragen

Der Energietag findet in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) statt und bringt Entscheidungsträger aus der ganzen Welt zusammen. Das Event ist nicht nur eine Networking-Plattform, sondern auch ein Indikator für die strategischen Prioritäten der Energiewirtschaft in den kommenden Jahren. Die Veranstaltung wird von hochkarätigen Sprechern geprägt, darunter Frank Wetzel, Beamteter Staatssekretär des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, sowie Agustín Delgado Martín, Chief Technology Officer von Iberdrola S.A. und Chair Europe des World Energy Council.

Das Programm des Energietags 2025 spiegelt die drängendsten Fragen der Branche wider. Im Kern geht es um die Auswirkungen einer sich verändernden geopolitischen Ordnung auf die nationale und internationale Energie- und Klimapolitik. Welche Chancen und Risiken ergeben sich für Deutschland und Europa? Diese Frage wird unter dem Druck von Transformationsprozessen immer dringlicher.

Carbon Capture and Storage: Das Investment-Thema der Stunde

Ein zentraler Schwerpunkt des Energietags liegt auf Carbon Capture and Storage (CCS) – einer Technologie, die für Investoren zunehmend an Bedeutung gewinnt. Der Weltenergierat hat seine jährliche Publikation „Energie für Deutschland 2025″ mit einem Schwerpunktkapitel zu CCS veröffentlicht, das sich intensiv mit den Märkten, Rahmenbedingungen und Entwicklungspfaden dieser Technologie auseinandersetzt.

Die zentrale Frage lautet: Welche technischen, infrastrukturellen und rechtlichen Hürden müssen überwunden werden, um CCS wirtschaftlich rentabel zu machen? Welche Staaten sind weltweit führend bei der Abscheidung und Speicherung von CO₂? Und welche Schlussfolgerungen lassen sich für den möglichen Aufbau einer deutschen CO₂-Wirtschaft ableiten? Diese Fragen sind nicht akademisch – sie entscheiden über Billionen-Investitionen in den kommenden Jahrzehnten.

Unternehmen wie RWE AG, vertreten durch Heiko Willenberg (Head of Government Relations / Political Affairs), und Equinor ASA, mit Grete Tveit (Senior Vice President Low Carbon Solutions), positionieren sich aktiv in diesem Markt. Auch Iberdrola S.A. investiert massiv in nachhaltige Technologien. Für Investoren bedeutet dies: CCS ist nicht länger eine exotische Nischentechnologie, sondern wird zum strategischen Kern der Energiewende.

Geopolitische Verschiebungen und ihre wirtschaftlichen Konsequenzen

Ein weiterer kritischer Aspekt ist die sich ändernde geopolitische Landschaft. Die Diskussion unter dem Titel „Energy Policy in a Changing Global Power Landscape“ wird ein Schlaglicht auf die Auswirkungen der neuen Machtstrukturen werfen. Experten der International Energy Agency (IEA) und des German Marshall Fund werden hier Einschätzungen liefern, die für die langfristige Energieplanung essentiell sind.

Deutschland und Europa müssen sich eine unbequeme Frage stellen: Können wir als hochindustrialisierte Regionen im globalen Wettbewerb bestehen, während wir gleichzeitig unsere Klimaziele erreichen? Ein aktuelles Umfrageergebnis des Weltenergierat gibt hier zu denken: Rund zwei Drittel der befragten internationalen Experten aus fast 50 Ländern bezweifeln, dass Deutschland seine Klimaziele für 2030 und 2045 erreichen wird. Besonders kritisch wird die Balance zwischen Klimaschutz und wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit gesehen.

Viele Experten identifizieren die negative wirtschaftliche Entwicklung als größte Bedrohung für die Erreichung der Klimaziele bis 2045. Das ist ein paradoxes Dilemma: Energiewende ohne Wirtschaftswachstum führt zu politischen Verwerfungen. Energiewachstum ohne Energiewende ist klimapolitisch nicht tragbar.

Deutschland als Vorbild – Chancen und Skeptizismus

Interessanterweise bleibt das internationale Interesse an der deutschen Energiepolitik hoch. 75% der befragten Experten geben an, die deutsche Energiewende entweder genau zu verfolgen oder mit dem Konzept vertraut zu sein. Das ist ein Anstieg um vier Prozentpunkte seit 2021. Allerdings hat sich der Ton verändert: Die Skepsis wächst.

Besonders in Nicht-EU-Ländern werden die CO₂-Bepreisung und die Flexibilisierung im Haushaltsbereich – also die zeitliche Anpassung des Energieverbrauchs an das schwankende Angebot erneuerbarer Energien – als gutes Beispiel wahrgenommen. Dies deutet darauf hin, dass die technologischen und regulatorischen Lösungen Deutschlands ernst genommen werden, die wirtschaftliche Umsetzung aber angezweifelt wird.

Dr. Carsten Rolle, Geschäftsführer des Weltenergierat Deutschland, fasst es präzise zusammen: „Je besser es uns gelingt, die Energiewende mit wirtschaftlichem Erfolg zusammenzubringen, desto stärker werden wir als Vorbild im Ausland wahrgenommen.“ Das ist die zentrale Erfolgsbedingung – und gleichzeitig die größte Herausforderung für Investoren und Unternehmen.

Offline-Windenergie und Netzinfrastruktur: Die Enabler der Transformation

Ein oft übersehener Aspekt ist die Netzinfrastruktur. Unternehmen wie Amprion GmbH, vertreten durch ihren Vorstandsvorsitzenden Dr. Christoph Müller, spielen eine Schlüsselrolle bei der Realisierung der Energiewende. Die globalen Potenziale und Herausforderungen der Offshore-Windenergie werden auf dem Energietag intensiv diskutiert. Ohne leistungsfähige Stromnetze und intelligente Verteilsysteme bleibt die Energiewende eine Papiervision.

Die Infrastrukturkomponente ist für Investoren entscheidend: Unternehmen, die Netztechnologie, Speicherlösungen und Flexibilisierungstechnologien bereitstellen, werden zu den Gewinnern der kommenden Jahre. Dies sind nicht die Megastars der Energiewirtschaft, sondern oft spezialisierte Mittelständler und Infrastrukturunternehmen, die in der Öffentlichkeit wenig Aufmerksamkeit erhalten.

Young Energy Professionals und Innovation: Die Zukunft gestalten

Bemerkenswert ist auch die Integration der „Young Energy Professionals“ (YEPs) in das Programm. Ein eigenes YEP Spotlight zeigt, dass die Veranstalter verstanden haben: Die Energiewende wird von der Generation gestaltet, die heute 25 bis 40 Jahre alt ist. Maira Kusch und Sven Stellmacher repräsentieren diese Zukunftsmacher. Für Investoren bedeutet das: Unternehmen, die jung talentiert werden können, werden in der Transformation die besseren Chancen haben.

Netzwerking auf dem Weihnachtsmarkt: Das informelle Geschäft

Oft unterschätzt wird der informelle Teil solcher Konferenzen. Am Nachmittag laden die Organisatoren gemeinsam mit der Anwaltskanzlei Dentons Europe zu einem exklusiven Weihnachtsmarkt auf der Dachterrasse mit Blick auf den festlich geschmückten Gendarmenmarkt ein. In solchen Settings entstehen oft die wichtigsten Gespräche – nicht auf dem Podium, sondern bei Glühwein und Lebkuchen. Hier werden Koalitionen geschmiedet, Allianzen gegründet und strategische Partnerschaften vorbereitet.

Was bedeutet das für konkrete Investmententscheidungen?

Gewinner und Verlierer im Energiesektor

Aktien kaufen (Strong Buy): Unternehmen, die an CCS-Technologien, Wasserstoffspeicherung und intelligenten Netztechnologien arbeiten. Dies sind nicht die großen integrierten Energiekonzerne, sondern spezialisierte Anbieter von Lösungen. Amprion und ähnliche Netzoperatoren profitieren von der notwendigen Netzertüchtigung. RWE hat sich mit seinen Investitionen in erneuerbare Energien und CCS gut positioniert.

Aktien halten (Hold): Die großen europäischen Energiekonzerne wie Iberdrola und Equinor haben gute Positionen, bewegen sich aber in einem Geschäftsumfeld mit hoher regulatorischer und geopolitischer Unsicherheit. Sie sind zu groß, um schnell zu fallen, aber auch zu träge, um schnell zu wachsen.

Aktien verkaufen (Sell): Traditionelle Kohle- und Gasunternehmen ohne klare Transformationsstrategie. Die Skepsis der Weltgemeinschaft an Deutschlands Fähigkeit, Energiewende und Wirtschaftskraft zu verbinden, wird auf diese Unternehmen besonders drückend wirken.

Makroökonomische Auswirkungen

Die wirtschaftlichen Konsequenzen sind erheblich. Sollte Deutschland es schaffen, Energiewende und Wirtschaftswachstum zu koppeln, würde dies ein globales Signalset. Europa könnte dann zum Technologieführer für nachhaltige Energieinnovationen aufsteigen. Das hätte Trickle-Down-Effekte auf alle Sektoren.

Sollte dies scheitern – und die Skepsis der internationalen Experten deutet darauf hin, dass dies ein reales Szenario ist – müsste Europa sich auf einem kleineren Markt positionieren. Die Folge: Carbon Leakage, also die Abwanderung energieintensiver Industrien in Länder mit niedrigeren Klimastandards, würde sich verschärfen. Dies hätte verheerende Konsequenzen für die Arbeitsplätze und das Steuereinkommen in Deutschland und Europa.

Zukünftige Entwicklungen

In den kommenden fünf Jahren wird sich die Energiepolitik radikal verändern. Die Diskussionen auf dem Energietag 2025 werden zeigen, in welche Richtung: Entweder hin zu einer pragmatischen, technologieoffenen Energiewende, die auch Kernkraft und CCS einbezieht, oder hin zu einer ideologischen Sackgasse, die an den wirtschaftlichen Realitäten zerbricht.

Die geopolitischen Verschiebungen – allen voran die Neupositionierung der USA unter einer neuen Führung und die wachsende Unabhängigkeit Europas von fossilen Energieträgern – werden den Energiemarkt grundlegend umstrukturieren. Wer hier das richtige Geschäftsmodell wählt, kann die kommenden 20 Jahre dominieren.

Das Energietag 2025 ist nicht nur ein Konferenzevent – es ist ein Wendepunkt. Die Entscheidungen, die heute in Berlin getroffen und diskutiert werden, werden die wirtschaftlichen Realitäten der nächsten Dekade prägen. Für Investoren bedeutet das: Aufmerksamkeit ist geboten. Denn der Energiesektor ist kein zirkuläres System mit vorhersehbaren Zyklen mehr – er ist im Umbruch, und Umbruch schafft sowohl Chancen als auch Ruinen.

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