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Cyberangriff auf europäischen Finanzdienstleister legt kritische Systeme lahm: Einblick in die neue digitale Verwundbarkeit

Cyberangriff auf europäischen Finanzdienstleister legt kritische Systeme lahm: Einblick in die neue digitale Verwundbarkeit

Finanzdienstleister: Ein beliebtes Ziel im digitalen Fadenkreuz

Europäische Finanzdienstleister stehen 2025 unter massivem Beschuss: Massive Phishing-, DDoS- und Ransomware-Angriffe bedrohen die Existenz und Stabilität ihrer kritischen Systeme. Erst kürzlich wurde ein nicht namentlich genanntes, aber einflussreiches Institut Opfer eines gezielten Cyberangriffs, der Geschäftsabläufe empfindlich störte. Binnen Stunden waren Online-Banking, Kundenportale und interne Zahlungsverkehrsplattformen kaum mehr erreichbar – mit gravierenden Konsequenzen für Unternehmen und Privatkunden.

Die Branche fragt sich: Wie groß ist die Verwundbarkeit moderner Finanzdienste wirklich, und wie effektiv sind die bestehenden Notfallpläne?

Hauptursachen: Neue Bedrohungen, alte Schwächen

Phishing-Wellen und Social Engineering nehmen rasant zu

Cyberkriminelle greifen zunehmend auf täuschend echte Phishing-Kampagnen und Social Engineering zurück. Dabei setzen sie darauf, das Vertrauen der Kunden auszunutzen: Angreifer imitieren bekannte Marken, Banken oder sogar Finanzbehörden, um an sensible Zugangsdaten zu gelangen. Besonders gefährlich sind raffinierte Angriffe durch Gruppen wie Scattered Spider, die mit gefälschten Websites und E-Mails Kunden und Mitarbeiter aufs Glatteis führen. Ziel ist nicht nur das Abgreifen von Bankdaten, sondern auch die systematische Unterwanderung der IT-Systeme für spätere Erpressungen. Auch Angriffe, bei denen gefälschte Mitteilungen von Finanzbehörden verschickt werden, nehmen zu, wie eine aktuelle Recherche zeigt (Deutschlandfunk).

Ransomware und DDoS als stärkste Waffen

Unter den häufigsten Angriffsmethoden dominieren weiterhin Ransomware- und DDoS-Attacken. Immer wieder gelingt es Angreifern, mit DDoS-Angriffen die Erreichbarkeit von Online-Diensten lahmzulegen und so ganze Bankfilialen oder digitale Zahlungsströme für Stunden zu blockieren. Ransomware bleibt die größte Bedrohung: In den letzten Jahren konnten Kriminelle nicht nur Daten verschlüsseln und Lösegeldforderungen stellen, sondern mitunter auch geschäftskritische Vorgänge so stören, dass der laufende Betrieb gestoppt werden musste. Ein Beispiel aus dem Juni 2024 zeigt, wie bei einem Cyberangriff auf das Tochterunternehmen eines großen deutschen Kreditinstituts zehntausende Adress- und Kontodaten gestohlen wurden. Durch neue Methoden, wie gefälschte QR-Codes auf Briefen, gelangen die Täter immer öfter direkt an die Konten ihrer Opfer (Spiegel).

Regulatorische Herausforderungen: Die neue DORA-Verordnung

Mit der Verordnung 2022/2554 zur digitalen operationellen Resilienz (DORA) hat die EU den Banken und Dienstleistern eine umfassende neue Compliance-Pflicht auferlegt. Neben technischer Robustheit müssen auch Drittanbieterrisiken reduziert werden: Das heißt, schwache Glieder in der IT-Lieferkette – wie spezialisierte Softwareanbieter – rücken stärker in den Fokus. Unternehmen müssen Verträge überarbeiten, um DORA-Konformität zu gewährleisten. Wer die hohen Anforderungen und Dokumentationspflichten nicht rechtzeitig erfüllt, riskiert Sanktionen, bis hin zur Kündigung von Partnerverträgen. Die regulatorische Belastung nimmt enorm zu, während nicht nur klassische Banken, sondern auch Fintechs und neue Digitalplattformen betroffen sind (fuw.ch).

Statistiken und Auswirkungen

  • Rund 80 Prozent aller Cyberattacken zielen direkt auf die Kundschaft von Finanzdienstleistern.
  • Binnen zwei Monaten ist die Zahl der Social-Engineering-Angriffe im europäischen Finanzsektor deutlich gestiegen – insbesondere gegen Dienstleister mit starker Kundenbindung.
  • Im Falle erfolgreicher Angriffe werden häufig nicht nur interne Systeme lahmgelegt, sondern auch Kundendaten gestohlen, was das Vertrauen nachhaltig beschädigen kann.

Wirtschaftliche Folgen und Reaktionen

Ein erfolgreicher Cyberangriff bedeutet meist einen teuren Stillstand. Es entstehen nicht nur direkte Lösegeld- und Wiederherstellungskosten, sondern auch signifikante Folgeschäden:

  • Kundenvertrauen wird massiv geschwächt: Kunden meiden betroffene Institute, die Abwanderung nimmt zu.
  • Reputationsverluste: Unternehmen kämpfen monatelang mit Imageschäden, Börsenwerte brechen ein.
  • Bürokratischer Aufwand: Die Erfüllung der DORA-Anforderungen frisst zusätzliche IT- und Compliance-Kapazitäten.
  • Rückzug von IT-Dienstleistern: Manche spezialisierte Anbieter steigen aus dem Markt aus, wenn sie den Aufwand für Compliance scheuen.

Expertenmeinungen und Best Practices

IT-Sicherheitsexperten raten seit Jahren zur stärkeren IT-Resilienz sowie einer engeren Zusammenarbeit zwischen Privatwirtschaft und Behörden. Praxiserprobte Maßnahmen beinhalten unter anderem:

  • Aufbau von Cyberabwehr-Teams, die Angriffe schnell erkennen und eindämmen können.
  • Verstärkte Sensibilisierung der Mitarbeitenden und Kunden für Phishing und Social Engineering.
  • Redundante, ausfallsichere IT-Infrastrukturen und Notfallpläne.
  • Laufende Überprüfung und Anpassung von Lieferantenverträgen sowie Exit-Strategien für kritische IT-Dienstleister.


Cyberangriffe auf den europäischen Finanzsektor lassen sich künftig kaum vollständig verhindern. Sie zwingen Unternehmen und Banken aber zur ständigen Weiterentwicklung ihrer Technologie, zur Kontrolle der Wertschöpfungskette und zu einem nie dagewesenen Maß an Compliance. Vorteilhaft ist, dass sich durch diese Modernisierung langfristig eine höhere gesamteuropäische Standardsicherheit, robuste digitale Infrastruktur und ein neues Sicherheitsbewusstsein etablieren können. Nachteilig sind die enormen Kosten, die fragmentierte Regulatorik und der potenzielle Rückzug innovativer Dienstleister. Für Kunden kann es mittelfristig zu stabileren, aber auch streng reglementierten digitalen Finanzangeboten kommen. Gewinner sind jene Unternehmen, die in Prävention und Transparenz investieren und aus Krisen gelernt haben. Europa steht ein Wettlauf zwischen Cyberkriminalität und technologischer Resilienz bevor – mit enormen Auswirkungen auf Wirtschaft, Gesetzgebung und Alltagsleben.

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