Aurubis trotzt Gewinnrückgang: Kupferkonzern erhöht Dividende und bestätigt optimistische Ausblick
Der Kupferkonzern Aurubis hat im Geschäftsjahr 2024/25 trotz eines zweistelligen Ergebnisrückgangs seine selbstgesteckten Ziele erreicht und signalisiert damit Stabilität in einem herausfordernden Marktumfeld. Die überraschend positive Nachricht für Aktionäre: die Dividende wird um 10 Cent auf 1,60 Euro je Aktie erhöht. Diese Entwicklung wirft wichtige Fragen über die künftige Positionierung des deutschen Industriegiganten auf.
Die Bilanz 2024/25: Rückgang mit Zielerfüllung
Das operative Geschäft von Aurubis verlief schwächer als im Vorjahr, doch deutlich besser als befürchtet. Der operative Gewinn vor Steuern sank um 14 Prozent auf 355 Millionen Euro. Dieser Rückgang entsprach exakt der im Sommer eingeengten Zielspanne von 330 bis 370 Millionen Euro und lag damit im erwarteten Bereich der Analystenkonsens-Prognosen von 359 Millionen Euro.
Parallel zum Gewinnrückgang verzeichnete Aurubis allerdings ein solides Umsatzwachstum: Der Gesamtumsatz kletterte auf 18,2 Milliarden Euro, up von 17,1 Milliarden Euro im Vorjahr. Diese Diskrepanz zwischen Umsatz- und Gewinnentwicklung deutet auf erhöhte Kosten und operative Herausforderungen hin – ein typisches Bild für Rohstoffproduzenten in volatilen Marktphasen.
Bei den Gewinnzahlen auf Jahresebasis (Kalenderjahrbasierung) zeigt sich ein noch deutlicheres Bild: Im Jahr 2025 betrug der Gesamtgewinn 274,56 Millionen Euro, was einem Rückgang von 34,02 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 416,10 Millionen Euro entspricht. Dieser stärkere Rückgang verdeutlicht die gestiegene Belastung durch neue Projekte und veränderte Marktbedingungen.
Treiber und Bremsen der Geschäftsentwicklung
Ein Blick auf die operativen Faktoren offenbart ein differenziertes Bild. Aurubis profitierte von mehreren positiven Entwicklungen, die teilweise dem Gewinnrückgang entgegenwirkten. Das Unternehmen verzeichnete ein deutlich höheres Metallergebnis und signifikant höhere Erlöse aus Schwefelsäure – ein Geschäftsbereich, der an Bedeutung gewinnt. Zudem zeigte sich eine robuste Nachfrage nach Kupferprodukten, die von der globalen Energiewende und dem Infrastrukturausbau angetrieben wird.
Auf der anderen Seite wirkten mehrere Faktoren belastend auf das Ergebnis ein. Ein geringerer Konzentratdurchsatz bei gleichzeitig reduzierten Schmelz- und Raffinierlöhnen bedeutet, dass weniger hochwertige Rohstoffe verarbeitet wurden – möglicherweise eine strategische Entscheidung angesichts von Marktvolatilität. Etwas niedrigere Erlöse aus dem Recyclingbereich sowie die erwarteten höheren Anlaufkosten und Abschreibungen aus strategischen Projekten belasteten das Ergebnis zusätzlich. Diese neuen Projekte sind Teil der langfristigen Positionierung von Aurubis in einem sich wandelnden Markt.
Dividendenerhöhung als Signal der Zuversicht
Besonders bemerkenswert ist die Entscheidung des Managements, die Dividende trotz des Gewinnrückgangs zu erhöhen. Die Dividende soll um 10 Cent auf 1,60 Euro je Aktie steigen. Dies entspricht einer Ausschüttungsquote von 27 Prozent des operativen Nachsteuergewinns. Solch eine moderate Quote deutet darauf hin, dass das Management die Kursfähigkeit der Dividende auch in schwierigeren Zeiten gewährleisten möchte – ein wichtiges Vertrauen in die Stabilität des Geschäftsmodells.
Für Aktionäre mit längerfristigem Horizont sendet dies ein positives Signal: Das Unternehmen sieht sich trotz kurzfristiger Herausforderungen in einer stabilen Position. Die moderate Ausschüttungsquote belegt, dass noch ausreichend Mittel für Investitionen und Schuldentilgung zur Verfügung stehen.
Bestätigte Ziele für das kommende Geschäftsjahr
Für das neue Geschäftsjahr 2025/26 bestätigte Aurubis seine bereits im Oktober kommunizierten Ziele unverändert. Das Unternehmen plant weiterhin mit einem operativen Gewinn vor Steuern zwischen 300 und 400 Millionen Euro, wobei die Bandbreite des Zielbereichs eine gewisse Unsicherheit widerspiegelt. Zusätzlich peilt das Unternehmen einen operativen Return on Capital Employed (ROCE) zwischen 7 und 9 Prozent an – eine Zielgröße, die für Kapitalintensität und Effizienz der Investitionen relevant ist.
Ein ausgeglichener Free Cashflow vor Dividende ist ein weiteres Ziel, das zeigt, dass Aurubis nach einer Phase von erheblichen Investitionen wieder zu einer ausgewogeneren Cash-Bilanz streben möchte. Diese Ziele wurden bereits auf dem Kapitalmarkttag im Oktober der Öffentlichkeit gemacht, was auf eine konsistente und verlässliche Kommunikationsstrategie des Managements hindeutet.
Marktposition und technologische Entwicklungen
Die Herausforderungen, denen sich Aurubis gegenübersieht, sind typisch für die Kupferindustrie in Zeiten der Energiewende. Der steigende Bedarf an hochreiner Kupferprodukten für Windkraftanlagen, Solarmodule und Elektromobilität bietet langfristig erhebliche Chancen. Kurzfristig aber müssen Unternehmen wie Aurubis erhebliche Investitionen in Kapazitätserweiterungen und technologische Modernisierung tätigen.
Die strategischen Projekte, die in 2024/25 zu höheren Anlaufkosten und Abschreibungen geführt haben, sind die Investitionen in diese zukunftsgerichteten Technologien. Diese Belastung dürfte in den kommenden Jahren schrittweise abklingen, während die neuen Kapazitäten zu voller Auslastung gelangen. Das ist eine klassische Investerphase, wie sie Industrieunternehmen regelmäßig durchlaufen.
Analysteneinschätzungen und Investitionssignale
Die Analysten-Community zeigt sich gespalten bei der Aurubis-Aktie. Während Häuser wie Baader Bank eine „Buy“-Bewertung ausgeben und DZ BANK zum Kauf raten, warnen andere wie UBS AG konsistent zum Verkauf. Deutsche Bank und DZ BANK bewerten das Papier mit „Hold“ beziehungsweise „Halten“ – was auf Seitwärtsbewegung hindeutet. Diese Divergenz der Meinungen ist typisch für Zykliker wie Aurubis, deren Bewertung stark von Rohstoffpreisen und Konjunkturerwartungen abhängt.
Implikationen für Investoren und die Gesamtwirtschaft
Für Privatanleger mit Fokus auf Dividendenerträge bleibt Aurubis interessant – allerdings mit moderaten Erwartungen an Kurssteigerung. Die erhöhte Dividende bei gleichzeitig moderater Ausschüttungsquote deutet auf ein realistisches und nachhaltiges Dividendenniveau hin. Für wachstumsorientierte Investoren ist die Aktie eher ein Halten bis Reduzieren – besonders, bis die neuen Projekte in volle Produktion gehen.
Für die Gesamtwirtschaft symbolisiert die Situation bei Aurubis eine breitere Entwicklung: Traditionsunternehmen der Schwerindustrie müssen massiv in Modernisierung und neue Technologien investieren, um im Zeitalter der Energiewende relevant zu bleiben. Dies führt kurz- bis mittelfristig zu Gewinnrückgängen, bietet aber mittel- bis langfristig erhebliche Chancen. Unternehmen, die diese Transformationsphase erfolgreich durchlaufen, könnten sich in einer deutlich besseren Position befinden, wenn die neuen Technologien zur Marktreife gelangen.
Ausblick und Zukunftsentwicklung
Die nächsten 18 bis 24 Monate werden entscheidend für Aurubis sein. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme der strategischen Projekte sollte die Gewinnmargen wieder unterstützen. Parallel wird die Rohstoffpreisvolatilität – insbesondere für Kupfer – ein kritischer Faktor bleiben. Sollte die globale Konjunktur sich abschwächen, könnten die Kupferpreise unter Druck geraten, was Aurubis stärker treffen würde als in einem starken Konjunkturszenario.
Allerdings sind die längerfristigen Aussichten für Kupfernachfrage robust. Die Internationale Energieagentur und andere führende Institutionen prognostizieren, dass der Kupferverbrauch in den kommenden zwei Jahrzehnten deutlich anwachsen wird. Dies sollte Aurubis mittelfristig begünstigen, wenn die Investitionsphase abgeklungen ist. Der Konzern ist damit tatsächlich in einer klassischen Position eines Zykliker-Turnarounds – schwach heute, mit Chancen auf Stärke morgen.
Empfehlungen nach Anlegertyp: Für konservative Einkommensinvestoren ist Aurubis ein „Halten“ mit moderater Dividendenrendite. Für wachstumsorientierte Anleger bietet sich ein Aufbau von Positionen an, sollte der Kurs weiter unter Druck geraten – als Einstieg für eine mittelfristige Wertsteigerungsphase. Für risikoaverse Investoren sollte die Aktie im Portfolio untergewichtet sein, bis die operativen Ziele konsistent erreicht oder übertroffen werden. Die breitere Aussage: Aurubis steht an einem Wendepunkt – nicht zusammengebrochen, aber auch nicht überraschend dynamisch. Dies ist das klassische Profil eines interessanten Turnarounds für geduldige Investoren mit längerfristigem Horizont.



Kommentar abschicken