Technologie-Schwergewichte vor Q3-Quartalszahlen: Palantir, Robinhood, AMD und andere im Fokus einer kritischen Berichtswoche
Die Tech-Saison läuft heiß: Palantir hat mit einer Rekordbewertung Börsengeschichte geschrieben, Robinhood will seine Wende bestätigen, AMD kämpft um Marktanteile – und die Erwartungen für die Q3-Zahlen sind bei diesen Schwergewichten so hoch wie selten. Welche Wachstumsstory setzt sich fort, und wo droht Ernüchterung? Anleger fragen sich, ob jetzt Gewinne zu sichern sind oder ob das KI-Momentum weiter treibt.
Palantir: Der KI-Gigant unter Zugzwang
Palantir Technologies zieht derzeit enorme Aufmerksamkeit auf sich. Das Unternehmen wird am 3. November nach Börsenschluss die Q3-Zahlen veröffentlichen. Die Prognosen sind ambitioniert: Für das dritte Quartal 2025 erwarten Analysten ein Umsatzplus von 50,5% auf 1,09 Mrd. US-Dollar; die Gewinne pro Aktie sollen um 70% auf 0,17 US-Dollar steigen (laut Analystenschätzungen). Das starke Umsatzwachstum ist vorrangig dem Bereich künstliche Intelligenz (AI) zu verdanken, allen voran Palantirs AI Platform (AIP) und den jüngsten Großaufträgen der US-Armee.
- In den letzten drei Jahren ist die Aktie um mehr als 2.200% gestiegen.
- Die Kundenbasis ist von 125 auf 849 Unternehmen explodiert, die staatlichen Erlöse sind um über 50% gewachsen.
- Mit einer Bewertung von fast 475 Mrd. USD (Stand heute) und KGVs von teils über 600 ist Palantir eine der teuersten Aktien an der Wall Street.
Doch die Risiken nehmen zu: Die Aktie ist hoch bewertet, erste Shortseller klingen skeptisch und erinnern an 2022, als Palantir massiv einbrach. Aktuell erwarten Analysten eher Underperformance bei fallender Börsenstimmung. Für 2025 wird zwar weiter starkes Wachstum prognostiziert, doch ein US-Government Shutdown könnte die Q4-Prognosen eintrüben (siehe Branchendiskussion).
Robinhood: Volatil, aber mit Potenzial
Robinhood steht vor einer wichtigen Nagelprobe: Nach durchwachsenen Vorquartalen und Umstrukturierungen wird sich zeigen, ob die Handelsplattform die Trendwende weiter untermauern kann. Im Fokus stehen:
- Entwicklung des Transaktionsvolumens nach dem Abflachen des Meme-Stock-Hypes.
- Wachstum im Bereich Krypto und neue Produkt-Features.
- Die Fähigkeit, neue Anleger zu binden und kundenfreundliche Markttechnologien anzubieten.
Analysten sind vorsichtig optimistisch, verweisen aber zugleich auf den harten Wettbewerb im FinTech-Sektor und steigende regulatorische Risiken. Hohe Volatilität, aber auch Turnaround-Potenzial prägen das Bild dieser Aktie.
AMD und das Wettrennen in der KI-Hardware
Auch AMD steht als einer der spannendsten Nvidia-Rivalen vor wichtigen Quartalszahlen. Während Nvidia von den KI-Investitionen der Cloud- und Tech-Riesen profitiert, versucht AMD mit eigenen Beschleunigern und starken Partnerschaften (z.B. mit Microsoft und Meta) Anschluss zu halten. Zentral ist, ob AMD erneut Marktanteile im KI- und Rechenzentrums-Segment hinzugewinnt, da klassische PC- und Gamingbranchen eher stagnieren.
Im Q3-Ausblick erwarten Analysten neben wachsenden KI-Umsätzen vor allem Margensteigerungen und Fortschritte im Server-Segment. Nach den massiven Kursgewinnen im Sektor sind die Erwartungen allerdings enorm hoch.
Neue Trends, Risiken und Entwicklungen im Tech-Sektor
- Artificial Intelligence bleibt Haupttreiber: Die Nachfrage nach Enterprise-KI-Lösungen treibt Palantir & Co. Allein Palantir bekam 2025 einen massiven Zuschlag für ein Army-Großprojekt und arbeitet eng mit Nvidia an AI-Stacks für US-Behörden (Robinhood Analytics).
- Regulatorische Unsicherheit: Vor allem bei US-Regierungsaufträgen drohen Risiken durch potenziellen Shutdown oder politische Budgetstreits.
- Überbewertung als Risiko: Palantir wird von einigen Experten als „zu teuer“ angesehen, bei AMD liegen die Kursziele zum Teil deutlich unter dem aktuellen Niveau. Nur starke Gewinn- und Wachstumsüberraschungen könnten die teuren Bewertungen rechtfertigen.
Empfehlungen zu Aktienstrategie und Markteinschätzung
- Kaufen: Langfristig orientierte Investoren können bei Rücksetzern in AMD einsteigen, da die KI-Adoption weiter für Kursfantasie sorgt.
- Halten: Palantir sollte auf aktuellem Niveau eher gehalten werden. Die Unsicherheit über die kurzfristige Entwicklung, extrem hohe Bewertungen und drohende Rückschläge sprechen gegen übertriebene Neuengagements.
- Verkaufen: Anleger mit kurzen Zeithorizonten sollten bei Palantir und Rebound-Werten wie Robinhood Gewinne sichern. Bei überraschend schwachen Zahlen drohen größere Rücksetzer.
Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft
- Chancen: Fortschritte in KI und neue Plattformen wie AIP können Produktivität bei Kunden branchenübergreifend steigern. Verteidigungsaufträge von Palantir sind für die US-Tech-Industrie ein Standortvorteil.
- Risiken: Überbewertungen im Tech-Sektor und starke Abhängigkeit vom KI-Narrativ könnten bei Korrekturen zur Gefahr für die Gesamtmärkte werden.
- Arbeitsmarkt: Durch Automatisierung und neue AI-Tools dürften zahlreiche Routinejobs wegfallen, während Fachkräfte in KI, Cybersicherheit und Datenanalyse weiter gefragt bleiben.
Ausblick: Wie geht es mit den Tech-Riesen weiter?
Im vierten Quartal bleibt das Umfeld angespannt. Palantir steht unter besonderer Beobachtung: Ein mögliches US-Budget-Drama könnte Regierungsprojekte verzögern. Andererseits bleibt das strukturelle Wachstum bei Enterprise-KI und Cloud-Services intakt. Robinhood wird weiter auf Effizienz und Nutzerbindung achten müssen; AMD dürfte von der ungebrochenen Nachfrage nach KI-Hardware profitieren, wird aber ebenfalls Messlatte hoher Erwartungen spüren. Eine Branchenrotation weg von teuren, spekulativen Techwerten hin zu soliden Wertaktien wäre ebenso möglich, falls die Zins- oder Marktlage kippt.
Kurzum: Palantir ist aktuell extrem teuer und sollten eher gehalten oder teilweise verkauft werden – nur mutige, langfristig ausgerichtete Anleger können Rückschläge aussitzen. AMD bleibt kaufenswert bei Schwäche. Robinhood eignet sich als spekulative Turnaround-Wette, sollte aber genau beobachtet werden. Wer jetzt investiert, muss Risiken aus Hochbewertungen und möglicher Marktrotation beachten. Die Gewinner der nächsten Monate werden jene Unternehmen sein, die Bewertung und operative Entwicklung am nachhaltigsten zusammenbringen.



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