×

US-Konzerne treiben milliardenschwere M&A-Welle – Novartis übernimmt Avidity Biosciences für 12 Milliarden US-Dollar

US-Konzerne treiben milliardenschwere M&A-Welle – Novartis übernimmt Avidity Biosciences für 12 Milliarden US-Dollar

Ein neues Ausrufezeichen auf dem M&A-Markt: Mit über 80 Milliarden US-Dollar an angekündigten Transaktionen innerhalb weniger Tage setzt die US-Wirtschaft – getrieben von Pharma, Biotech und Technologie – einen neuen Impuls. Besonders im Fokus steht Novartis, das mit dem Kauf des kalifornischen RNA-Spezialisten Avidity Biosciences für rund 12 Milliarden US-Dollar das zweithöchste Übernahmevolumen in diesem Quartal stemmt. Während Avidity-Aktien nach dem Kaufangebot um fast 50 Prozent explodieren, gerät die Novartis-Aktie kurzfristig unter Druck. Für Anleger stellt sich damit unmittelbar die Frage: Wer profitiert, wer verliert im potenziellen neuen Biotech-Boom?

Die Transaktion im Detail: Novartis setzt konsequent auf RNA-Therapie

Mit der milliardenschweren Übernahme bekräftigt der Schweizer Pharmariese unter CEO Vas Narasimhan seinen Strategie-Schwenk auf agile Zukäufe im Zukunftsmarkt RNA-basierter Gentherapien. Der Deal gewährt Novartis Zugang zu einer neuartigen Antikörper-Oligonukleotid-Konjugat-Plattform (AOC), einer Innovation von Avidity, durch die Therapien gegen schwere, seltene neuromuskuläre Erkrankungen wie Duchenne-Muskeldystrophie (DMD), fazioskapulohumerale Muskeldystrophie (FSHD) und myotone Dystrophie gezielter entwickelt werden können. Das am weitesten fortgeschrittene Programm steht sogar kurz vor einer FDA-Zulassungseinreichung laut Branchenreport.

Die Kaufsumme von 12 Milliarden US-Dollar – bezahlt wird komplett in Cash – entspricht einem satten Aufschlag von 46 Prozent auf den Schlusskurs vor der Ankündigung. Analysten bewerten die Akquisition als strategisch sinnvoll, gerade weil Novartis mit dem bevorstehenden Patentablauf alter Blockbuster neue Wachstumstreiber dringend benötigt. Die Integration stärkt nicht nur die Pipeline im Bereich Neurowissenschaften – sie platziert den Konzern als künftigen First-Mover bei RNA-Arzneimitteln gegenüber Mitbewerbern wie Pfizer, Roche oder Novo Nordisk.

Starke Bewegungen im Markt: Wer kann profitieren?

Schon am Tag der Veröffentlichung schnellen die Aktien von Avidity – zu 72 Dollar pro Anteil – um 49 Prozent nach oben. Demgegenüber reagieren Novartis-Aktionäre zurückhaltend: Die Aktie notiert am Tag nach Ankündigung im Minus. Dies ist typisch für teure Zukäufe – zunächst belastet die Hohesumme die Marktbilanz, das mittelfristige Innovationspotenzial hingegen wird erst nach und nach eingepreist Analyse.

  • Kaufkandidaten: Anleger mit Risikofreude können auf Avidity Biosciences setzen, sofern der Bewertungsaufschlag nach Einreichung potenzieller Zulassungsstudien weiter läuft. Auch strukturell profitieren Biotech-Werte mit starker RNA-Forschung und Fokussierung auf seltene Erkrankungen wie Sarepta Therapeutics oder Ionis Pharmaceuticals.
  • Haltekandidaten: Novartis-Aktien bleiben ein solides, langfristiges Basisinvestment im internationalen Pharma-Portfolio, auch wenn kurzfristig vorübergehende Kursverluste möglich sind.
  • Verkaufskandidaten: Unternehmen, die ausschließlich Standard-Arzneimittel ohne Innovationspipeline anbieten, könnten durch den Trend zu hochpreisigen, zielgerichteten RNA- und Gentherapien künftig Marktanteile verlieren und sollten auf den Prüfstand gestellt werden.

Breiter Sektortrend: M&A als Wachstumsmotor – Chancen und Nebenwirkungen

Die Novartis-Avidity-Transaktion ist Teil einer größeren Übernahmewelle: Im laufenden Jahr flossen allein bei Novartis rund 35 Milliarden Dollar in Akquisitionen und Kooperationsdeals, wie CEO Narasimhan öffentlich betont Interview. Beispiele wie Pfizer und Novo Nordisk, die sich jüngst mit Metsera und Efruxifermin wichtige Pipeline-Zugänge sicherten, unterstreichen die wachsende Konkurrenz im Kampf um Biotech-Innovationen.

  • Vorteile: Innovation wird aggressiv beschleunigt, therapeutische Durchbrüche können schneller in die reale Versorgung gelangen. Schnelle M&A-Prozesse verschaffen Newcomern finanziellen Zugriff und ermöglichen Patienten Zugang zu neuartigen Therapien.
  • Nachteile: Die Fokussierung auf Hochtechnologie verteuert die Medikamentenpreise und verengt gleichzeitig die Marktzugänge für kleinere, unabhängige Biotechs. Nach der Konsolidierung könnten die verbliebenen Großkonzerne Preis- und Innovationsdruck auf das Gesamtsystem ausüben.

Blick nach vorn: Was ist von der Konsolidierung in den kommenden Jahren zu erwarten?

Größere, strategische Übernahmen wie der Kauf von Avidity setzen den Takt für kommende M&A-Deals. Das Umsatzwachstum von Novartis soll durch die Transaktion von bislang fünf auf sechs Prozent pro Jahr steigen – langfristig plant das Unternehmen mit Blockbuster-Potenzial der RNA-Therapeutika im mehrstelligen Milliardenbereich. Parallel stehen aber noch behördliche Genehmigungen und die Zustimmung der Avidity-Aktionäre aus.

Für ganz Pharma und Biotech zeigt sich: Wachstum durch Akquisitionen wird zur Norm. Anleger sollten beobachten, welche Nischen-Biotechs interessante Plattformen und Produkte für große Pharmahäuser entwickeln. Der Trend zu immer größeren, technologieorientierten Fusionen wird sich bei anhaltendem Druck auf die Innovationspipelines fortsetzen.

Fehlt die breite Absatzbasis für neue RNA-Therapien, könnten sich die Konsolidierungskosten langfristig schwer auf die Preissetzung und Marktdynamik im Pharmasektor auswirken – gleichzeitig aber auch neue medizinische Standards setzen und den Zugang zu Therapien für seltene Erkrankungen revolutionieren. Investoren sollten kurzfristige Rücksetzer als Einstiegspunkte für Konzerne mit solider Pipeline wie Novartis und starke Small-Cap-Biotechs nutzen, verkaufen hingegen empfiehlt sich bei Unternehmen ohne technologischem Innovationsfaktor.

Kommentar abschicken