US-Wachstum 2025: IWF optimistischer, doch Inflationsrisiken durch Handelsspannungen bleiben akut
Wie stark kann die US-Wirtschaft gegen globale Unsicherheit anziehen – und was bedeutet das für Investoren? Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine US-Wachstumsprognose für 2025 leicht nach oben auf 2 % revidiert, doch warnt gleichzeitig vor Inflationsgefahren durch anhaltende Handelsspannungen. Trotz verbesserter Wachstumserwartungen stellt sich die Frage: Für welche Branchen und Aktien ergibt sich daraus neues Potenzial, wo droht Gegenwind?
- Technologie- und Infrastrukturaktien gelten als Gewinner, da Investitionsprogramme und fortgesetzte Digitalisierung Impulse setzen.
- Exportorientierte US-Unternehmen – etwa aus dem Maschinenbau oder der Konsumgüterindustrie – könnten hingegen unter möglichen neuen Zöllen oder geopolitischen Unsicherheiten leiden.
- Konsumnahe Werte und Unternehmen mit starker Preissetzungsmacht sollten weiterhin als solide gehalten werden, während Zinssensitivität und globale Abhängigkeit kritisch zu beobachten sind.
Neues Wachstum, neue Herausforderungen: Was hinter der IWF-Schätzung steckt
Der aktuelle IWF-Ausblick vom Oktober 2025 hebt die US-Wachstumserwartungen leicht an – insbesondere aufgrund stabilerer Konsumausgaben, überraschend robuster Beschäftigung und verbesserter Finanzierungsbedingungen im Vergleich zum Jahresbeginn.
- Das Gesamtwachstum der Industrieländer bleibt jedoch mit etwa 1,5 % moderat.
- Der IWF betont: Der Inflationsdruck bleibt in den USA über dem Notenbankziel und wird höchstwahrscheinlich langsamer nachlassen als in anderen industrialisierten Staaten.
- Hauptfaktor ist das anhaltend hohe Lohnwachstum, das zwar Konsum ankurbelt, aber auch Inflation nährt.
Der Ausblick legt nahe, dass kurzfristige Treiber wie „front-loading“ – also das Vorziehen von Investitionen, um drohenden Zöllen zuvorzukommen – zwar momentan das Bild stützen, jedoch Unsicherheiten über die Nachhaltigkeit des Wachstums bestehen.
Handel unter Spannung: Inflationsrisiken durch Protektionismus
Mehrere Fachanalysen, darunter auch das IWF-Update Juli 2025, unterstreichen: Die geopolitischen Konfliktlinien werden 2025 erneut das Wachstumstempo und die Preisentwicklung bestimmen. Besonderes Augenmerk gilt den andauernden Handelskonflikten:
- Neue US-Zölle auf chinesische und europäische Waren sowie Gegenmaßnahmen drücken auf die globalen Lieferketten und erzeugen einen Kostenschub, der sich in Preissteigerungen niederschlagen könnte.
- „Front-loading“ vor Inkrafttreten neuer Handelsbarrieren hat das Wirtschaftswachstum zunächst beschleunigt – birgt aber die Gefahr eines Nachfragerückgangs im Jahresverlauf.
- Die Unsicherheiten erschweren Investitionsentscheidungen für Unternehmen in der Wertschöpfungskette und machen die Preiskalkulation volatiler denn je.
Der IWF warnt daher eindringlich vor einer Abkehr von offenen Märkten. Protektionistische Maßnahmen könnten das Wachstum mittelfristig drücken und die Disinflation, also das angestrebte Zurückführen der Inflation in den Zielbereich, gefährden.
Welche Sektoren und Aktien profitieren von diesem Szenario?
Im Lichte der IWF-Einschätzung stellt sich die Frage nach konkreten Investmentchancen und -risiken im US-Markt – und wonach strategische Investoren ihre Portfolios ausrichten sollten:
- Ausbauen: Unternehmen aus den Bereichen Halbleiter (z.B. NVIDIA, AMD), Software/Cloud (wie Microsoft, Oracle) und Infrastruktur (insbesondere Bau und Energie-Smart-Grids) profitieren von fortgesetzten US-Investitionsprogrammen sowie von Nachholeffekten nach Lieferengpässen. Auch US-Telekommunikationsanbieter können ihre Marktstellung durch Innovationen stärken.
- Halten: Große Konsumgüterhersteller (Procter & Gamble, Coca-Cola) und Pharmakonzerne (Pfizer, Johnson & Johnson) mit stabilen Margen und geringer Exportabhängigkeit bieten defensiven Schutz gegen Konjunkturschwankungen.
- Reduzieren/Verkaufen: Aktien aus dem klassischen Einzelhandel mit hoher internationaler Verzahnung (etwa Walmart, Nike) sowie Zulieferer und Hersteller im Automotive-, Maschinen- und Teilebereich (z.B. Ford, General Motors, Caterpillar), die empfindlich auf Zölle und globale Unsicherheiten reagieren, sollten kritisch geprüft werden.
Der Technologiesektor insgesamt bleibt überdurchschnittlich wachstumsstark, auch weil Investitionen in KI, Cloud und IT-Sicherheit staatlich wie privat weiter forciert werden.
Chancen und Risiken für die Wirtschaft im Überblick
- Vorteile: Die robustere Nachfrage aus dem Binnenmarkt, Investitionsprogramme wie der „Inflation Reduction Act“ und Innovationstreiber (Digitalisierung, KI & GreenTech) schaffen neue Arbeitsplätze und stärken die Wettbewerbsfähigkeit des US-Standorts.
- Nachteile: Anhaltende Handelskonflikte und steigende Produktionskosten durch Zölle erhöhen die Inflation, belasten die internationale Zusammenarbeit und können das Weltwirtschaftswachstum insgesamt bremsen. Globale Lieferketten bleiben anfällig.
Zukunftsausblick: Wie geht es weiter?
Der Konsens internationaler Experten und des aktuellen IWF-Berichts lautet: Kurzfristig wird das US-Wachstum 2025 die globale Konjunktur stabilisieren. Langfristig droht bei anhaltenden Handelsstreitigkeiten aber eine Fragmentierung der Weltwirtschaft – mit niedrigeren Produktivitätszuwächsen und höheren Kosten für Konsumenten und Unternehmen. Ein nachhaltiges Wachstum verlangt daher klar berechenbare Rahmenbedingungen, eine Rückkehr zu mehr Handelskooperation und Investitionen in die Zukunftsfähigkeit der US-Industrie.
Konkrete Aktienempfehlungen: Investoren sollten in US-Technologie und Infrastruktur übergewichten, defensive Konsumwerte halten und exportabhängige Industrieaktien wegen der Volatilität tendenziell eher abstoßen. Die Chancen für die US-Wirtschaft liegen klar in sektoralen Innovationen und belastbaren Binnenmarktperspektiven – während die Risiken primär aus Protektionismus und externer Unsicherheit herrühren. Wie sich die Situation entwickelt, hängt künftig entscheidend von der internationalen Handelspolitik und der Fähigkeit zu strategischer Kooperation ab.



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