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Bundesnetzagentur genehmigt letzten Abschnitt des SuedOstLink: Meilenstein für die Energiewende

Bundesnetzagentur genehmigt letzten Abschnitt des SuedOstLink: Meilenstein für die Energiewende

Der SuedOstLink auf der Zielgeraden: Was bedeutet die Genehmigung des letzten Abschnitts?

Mit der Genehmigung des letzten Abschnitts des SuedOstLink durch die Bundesnetzagentur rückt ein Herzstück der deutschen Energiewende einen entscheidenden Schritt näher an die Umsetzung. Doch was verspricht diese Gleichstrom-Erdkabelleitung wirklich? Wie positioniert sich der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hierzu öffentlich und welche Chancen und Risiken sehen Branchenvertreter und Kritiker?

Ein Mammutprojekt unter Leitung von 50Hertz und TenneT

Im Fokus steht die fast 540 Kilometer lange Stromtrasse, die zukünftig große Mengen erneuerbaren Stroms aus Nord- und Ostdeutschland bis nach Bayern transportieren soll. Als Betreiber fungieren die Übertragungsnetzbetreiber TenneT und 50Hertz. Sie zeichnen verantwortlich für Planung, Bau und späteren Betrieb des SuedOstLink, der vor allem Strom aus Windenergie zuverlässig ins südliche Bundesgebiet leiten soll.

Der nun genehmigte Abschnitt betrifft eine Strecke zwischen Wolmirstedt und Könnern (Sachsen-Anhalt) mit einer Länge von 88 Kilometern. Hier werden innovative Verlegetechniken eingesetzt, Außenbereiche können durch sogenannte Hybridgestänge geschont werden, die Eingriffe in den Boden minimieren, und Gewässer wie Mittellandkanal, Bode und Saale lassen sich im geschlossenen Verfahren unterqueren (weitere Details). Bereits jetzt sind rund 488 Kilometer der Gesamttrasse genehmigt.

Pressekonferenz: Klartext von Präsident Klaus Müller

Auf der Pressekonferenz betonte Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, die hohe Bedeutung des Projekts für das Gelingen der deutschen Energietransformation. Deutschland brauche dringend leistungsfähige Stromtrassen, um die geplante Abschaltung fossiler Kraftwerke auszugleichen und Versorgungssicherheit für Industriebetriebe und private Haushalte zu gewährleisten. Die Bundesnetzagentur verweist darauf, dass alle Planfeststellungsverfahren gesetzeskonform, transparent und unter Berücksichtigung der Interessen von Anwohnern, Natur und Denkmalschutz durchgeführt wurden. In den betroffenen Regionen wurden Zentimeter für Zentimeter archäologisch sondiert – so förderten jüngst Ausgrabungen sogar steinzeitliche Funde zu Tage (Deutschlandfunk).

Aktuelle Erkenntnisse und Diskussionen rund um die Genehmigung

  • Mit der fast vollständigen Genehmigung sind die Weichen gestellt: Vorhaben 5 (Haupttrasse) soll 2027, Vorhaben 5a (Parallelstrang) bis 2030 ans Netz gehen.
    (IWR)
  • Besonders hervorzuheben ist der konsequente Einsatz von Erdverkabelung – mehr als je zuvor in einem deutschen Großprojekt. Dadurch werden Landschaftsbild und Ökosysteme vor Ort besser geschützt, Kritikpunkte von Naturschützern aber bleiben (etwa zum Flächenbedarf oder zur Verdichtung der Böden während der Bauphase).
  • Erste Bauarbeiten laufen durch die Genehmigungen zum vorzeitigen Baubeginn bereits an mehreren Streckenabschnitten. So konnten Straßen und Flüsse bereits unterquert und Monitoringstationen errichtet werden.
  • Der SuedOstLink ist zentral für die geplante Abschaltung von Kohle- und Atomkraftwerken im Süden. Gerade für die stromhungrige bayerische Industrie ist er eine der wenigen zuverlässigen Stromversorgungsbrücken der Zukunft.

Beispiele und Statistiken aus der Praxis

  • Rund 400 der etwa 540 Kilometer SuedOstLink sind nun genehmigt; bei den jüngsten Abschnitten wurden 88 bzw. 95 Kilometer jeweils in einem Stück genehmigt.
  • Die Trasse wird zu mehr als 80 Prozent unterirdisch verlegt – ein Novum bei derartigen Infrastrukturprojekten in Deutschland.
  • Durch hybrid genutzte Mastsysteme wird der Flächenverbrauch weiter minimiert: In einem Bereich ersetzt die neue Freileitung bestehende Systeme und reduziert so die Eingriffe ins Landschaftsbild.

Zukunftsausblick, Chancen und Risiken – Was folgt für Gesellschaft und Wirtschaft?

Die nun erfolgte Genehmigung nahezu aller Bauabschnitte des SuedOstLink ist ein Quantensprung für die Infrastruktur und den Umbau des Energiemarkts. Der größte Vorteil liegt klar auf der Hand: Die Versorgungssicherheit – insbesondere im Süden und für große Industriezweige – wird gestärkt, Abhängigkeiten von fossilen Energieträgern werden abgebaut. Gleichzeitig werden Arbeitsplätze in Bau, Betrieb und regionaler Wertschöpfung geschaffen.

Allerdings bleiben auch Herausforderungen. Die Kosten für Planung, Bau und Betrieb solcher Megaprojekte sind gewaltig und werden letztlich an die Stromkunden weitergereicht. Widerstände von Anwohnerinitiativen und Naturschutzverbänden könnten den Bau verzögern. Kritiker warnen außerdem vor möglichen Eingriffen ins Grundwasser und vor einer Zerschneidung von Lebensräumen, auch wenn Erdverkabelung viele Probleme reduziert.

Zukünftig wird entscheidend sein, wie schnell und effizient die noch verbleibenden Arbeiten abgeschlossen werden. Die Erfahrungen beim SuedOstLink könnten Blaupause für weitere Trassenprojekte sein, gerade im Kontext eines sich wandelnden europäischen Stromnetzes. Die Politik setzt große Hoffnungen in Netzausbauprojekte dieser Größenordnung: Sie sollen nicht nur den Kohle- und Atomausstieg absichern, sondern auch neue Geschäftsfelder rund um Speichern, Sektorkopplung und regionale Energiekonzepte ermöglichen.

Aus heutiger Sicht profitieren Bürger und Unternehmen perspektivisch von stabileren Strompreisen, einer größeren Versorgungssicherheit und einer verbesserten Klimabilanz. Viel wird davon abhängen, ob es gelingt, bei der Umsetzung weiterhin Innovations- und Umweltstandards hochzuhalten und die Bevölkerung frühzeitig einzubinden.

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