Britische Banken als stille Gewinner: Wie Handelskonflikte und geopolitische Zölle Banken-Boote ins Plus treiben
Britische Banken – Verlässliche Profiteure der jüngsten Weltmarkt-Turbulenzen?
Sind es die britischen Wettbewerbsvorteile, die Anleger jetzt elektrisieren? Inmitten globaler Zollkonflikte stechen Londoner Banken wie Barclays, HSBC, Lloyds und NatWest überraschend positiv hervor. Trotz der weltweit angespannten Lage und insbesondere den Handelsstreitigkeiten zwischen den USA, China und der EU steigen die Profite britischer Banken weiter deutlich. Neueste Zahlen bestätigen: Der Gewinn vor Steuern erreichte bei führenden Instituten im ersten Quartal 2025 Werte, die klar über dem Vorjahr liegen. Doch wie gelingt das – und welche Mechanismen stehen dahinter?
Geopolitische Abkopplung und Standortvorteile
Im Zuge des Brexits war den britischen Banken zunächst ein Rückschlag prophezeit worden. Die Finanzmetropole London sollte nach Meinung vieler Experten an Einfluss verlieren. Nun zeigt sich jedoch: Die relativ geringe Verwobenheit mit der EU wird zum eigenen Vorteil – gerade in Zeiten von Zollkonflikten. Großbritannien konnte im Gegensatz zur EU eine deutlich bessere Lösung im Handelsstreit mit den USA erreichen. Diese politische Flexibilität erlaubt es internationalen Finanzinstituten, weiter stabile Handelsbrücken zu unterhalten – insbesondere zu US-Finanzmärkten und Investoren. Davon profitieren aktuell besonders die diversifizierten Institute wie Barclays oder HSBC.
Barclays und HSBC: Diversifikation als Erfolgsmodell
Barclays setzt gezielt auf das Investmentbanking, den Handel mit Aktien und Anleihen sowie Beratungsdienstleistungen für Unternehmen. Das Geschäft mit Wertpapieren wächst und hat dem Haus im ersten Quartal 2025 einen Vorsteuergewinn von über 2,7 Milliarden Pfund beschert – verglichen mit 2,3 Milliarden Pfund im Vorjahr ein starkes Plus. Die geografische Diversifikation von Barclays mit Standbeinen in Europa und Nordamerika macht den Konzern widerstandsfähig gegenüber regionalen Wirtschaftseinbrüchen.
HSBC glänzt durch seine internationale Präsenz, besonders in Asien. Trotz politischer Unsicherheiten und weltweiter Konjunktursorgen lässt die starke Stellung im asiatischen Markt die Gewinne weiter wachsen. Britische Banken heben sich so von der europäischen Konkurrenz ab, für die Zollbarrieren und Markteinschränkungen zu massiven Nachteilen geworden sind.
Zinsen, Staatsgarantien und fiskalische Transfers – die unterschätzte Gewinnquelle
Ein wesentlicher Anteil der Gewinne britischer Banken lässt sich auf das immer noch erhöhte Zinsniveau zurückführen. Seit Beginn der Zinserhöhungen der Bank of England 2021 profitieren Institute wie Lloyds, NatWest und Barclays massiv davon. Laut einer Berechnung belaufen sich die kombinierten Vorsteuergewinne der vier größten Banken mittlerweile auf fast 137 Milliarden Pfund seit 2021. Obwohl Leitzinsen zuletzt nicht mehr angehoben wurden, kurbelt die anhaltende Hemmung bei Zinssenkungen weiterhin das Geschäft an. Kreditkosten für Privat- und Firmenkunden steigen, die Zinseinnahmen explodieren.
Hinzu kommt ein oft übersehener Aspekt: Die britische Regierung garantiert den Banken fortlaufende Transfers über die Zinszahlungen auf Zentralbankreserven, auch Verluste aus Wertpapierverkäufen werden querfinanziert. Laut jüngsten Einschätzungen könnten die Banken dadurch bis 2030 rund 150 Milliarden Pfund zusätzlich verdienen – jährlich etwa 30 Milliarden Pfund Treasurymittel fließen auf diesem Weg an die Großbanken ab (siehe Analyse von Positive Money).
Dynamik an den Finanzmärkten: Volatilität als Geschäftstreiber
Die andauernden Spannungen am Weltmarkt erhöhen die Unsicherheit – und gerade daraus schöpfen Investmentbanken neue Chancen. Anleger suchen Schutz und neue Renditequellen, Unternehmen benötigen Beratung bei Fusionen und Übernahmen. Die Folge: Wachsende Umsatzströme in den Sparten Handel, Beratung und Strukturierung von Finanzprodukten. Vor allem Barclays und HSBC expandieren in diesem Bereich und dominieren mit ihrer Expertise und Marktmacht das transatlantische Geschäft (Spiegel-Bericht).
- Britische Banken kompensieren Wegfall des EU-Binnenmarkts durch internationale Diversifikation
- Geringe Regulierung und hohe Anpassungsfähigkeit erlauben schnelle Reaktionen auf Zoll- und Handelsmaßnahmen
- Die Überschussliquidität aus Zentralbankmechanismen verschafft Institute einen finanziellen Puffer
Ausblick: Chancen und Risiken für Anleger und Wirtschaft
Vorteile:
- Stabile Dividenden und hohe Gewinne machen britische Bankaktien attraktiv
- Brexit und Handelskonflikte fördern die Unabhängigkeit gegenüber EU-Regulierungen
- Starke Position in dynamischen Märkten wie Asien und Nordamerika sichert Zukunftsperspektiven
Nachteile:
- Abhängigkeit von staatlichen Unterstützungszahlungen ist politisch riskant
- Hohe Hypothekenlast und steigende Kreditkosten könnten bei konjunktureller Abkühlung problematisch werden
- Einbrechende Märkte oder neue politische Handelsbeschränkungen würden das Geschäftsmodell gefährden
Die Faktoren sprechen kurzfristig für eine weitere positive Entwicklung britischer Banken. Anleger können weiterhin von robusten Margen und hoher Volatilität profitieren. Mittelfristig hängt der Erfolg jedoch entscheidend davon ab, ob London seine internationale Wettbewerbsfähigkeit bewahrt und die politischen Rahmenbedingungen in Großbritannien stabil bleiben. Die aktuellen Entwicklungen stärken die Hoffnung auf innovative Leistungen des Finanzplatzes – und bringen Chancen nicht nur für Investoren, sondern auch für die britische Wirtschaft insgesamt.
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